Doctor Who: Time Lord Märchen, Justin Richards (Buch)

Doctor Who: Time Lord Märchen
Justin Richards
(Doctor Who: Timelord Fairytales, 2015)
Titelbild und Innenillustrationen: David Wardle
Übersetzung: Berns Sambale
Cross Cult, 2021, Hardcover, 270 Seiten, 20,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

In den Jahren nach dem 50jährigen Jubiläum der britischen Kult-Serie erschienen immer wieder ungewöhnliche Bücher, teilweise auch bibliophil aufgemacht; so wie die hier vorliegende Sammlung der „Time Lord Märchen“, die von Justin Richards verfasst wurde. Der Autor bedient sich dabei bekannter Folklore, Geschichten, die natürlich auch auf der Erde bekannt sind, und interpretiert sie neu.

 

So erleben zwei Kinder das Haus mit dem Statuengarten ganz neu und müssen sich gewissen Änderungen in ihrem Leben stellen, weil gewisse Engel mitzureden haben. Dann findet Aschenputtel durch den Zauberkasten ihr Glück, ist ihre gute Fee doch jemand Vertrautes. Drei kleine Sontaraner gehen ihren Weg, Schneewittchen versucht die sieben Schlüssel des Untergangs zu erlangen, ehe es jemand anderes tut, der damit nur Schaden anrichtet. Und nicht zuletzt weiß ein ganz besonderer Mann jede Menge Cybermats einzufangen und so eine Raumschiffbesatzung zu retten.


Wer sich ein wenig in europäischen Sagen und Märchen auskennt, wird die Vorlagen aus den Geschichten, die die Brüder Grimm gesammelt haben, ebenso wiedererkennen wie „Die Schöne und das Biest“ oder „Der Rattenfänger von Hameln“ und nicht zuletzt „Sir Gawain und der Grüne Ritter“.

Mal mehr mal weniger spielt der Autor mit der Vorlage. Gelegentlich nimmt er nur einige der wichtigsten Schlüssel-Elemente wie beim Rattenfänger oder Schneewittchens Kampf gegen die böse Königin, dann erzählt er die Geschichten auch halbwegs nach wie bei Aschenputtel und passt sie den Gegebenheiten an. Und Einiges wie „Der Statuengarten“ ist auch ganz frei entstanden und passt ein paar Monster geschickt an eine Märchen-Umgebung an.

Das Ganze ist nett geschrieben, dennoch merkt man gelegentlich, dass gewisse Dinge nicht zusammenzupassen scheinen und wie gewollt wirken. Ab und an sind die Inhalte auch so gewaltig hingebogen, nur dass der Doktor einen - wenn auch zudem verschleierten - Auftritt haben kann.

Nicht zuletzt ist die Atmosphäre auch ganz eigentümlich, da sich märchenhafte Fantasy und Science Fiction vermischen und nicht so recht zusammen passen wollen. Außerdem kommt nur gelegentlich Spannung auf - die meisten Märchen sind vertraut und überraschend wird es nur bei Wendungen, die man so nicht erwartet hat.

„Doctor Who: Time Lord Märchen“ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, da zwar einerseits die Ideen sehr interessant zusammengestellt werden, auf der anderen Seite aber auch Vieles deutlich zu gewollt wirkt. Außerdem muss man ein Faible für Märchen und deren altertümlicher Erzählweise haben, um wirklich in die Geschichten eintauchen zu können.