Bernhard Hennen & James Sullivan: Die Elfen (Prachtausgabe) (Buch)

Bernhard Hennen & James Sullivan

Die Elfen (Prachtausgabe)
Heyne, 2021, Hardcover, 926 Seiten, 58,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Bestseller „Die Orks“ von Stan Nicholls und „Die Zwerge“ von Markus Heitz machten es vor. Man stelle eines der magischen Völker, die uns allen nicht zuletzt aus „Der Herr der Ringe“ bekannt sind, in den Mittelpunkt einer spannenden Erzählung, und schon hat man einen sicheren Platz auf der Bestsellerliste inne. So war es nur folgerichtig, dass Heyne die Leser 2004 mit einem weiteren, der großen Völker näher vertraut machte - den Elfen. Mit Bernhard Hennen und James Sullivan fand man zwei sehr versierten Autoren, die sich zusammenfanden um, diesen einen dicken Wälzer zu schreiben.

Nun legt der Verlag das Buch, überarbeitet, illustriert und um zwei Novellen ergänzt, in einer wahren, übergroß formatigen Prachtausgabe inklusive sieben ganzseitigen Farbillustrationen neu auf.

 

Es geht, der Titel verrät es unschwer, um die hochgewachsenen Baumfreunde. Doch erzählt wird die Geschichte in weiten Teilen aus der Sicht eines Menschen.

Der Nordländer Manfred Torgridson, der Jarl von Firnstayn, macht sich zusammen mit einer Schar Gefährten auf die Jagd nach einem Ungeheuer; ein Mischwesen zwischen Mensch und Eber, ein Manneber, sucht die Umgebung eines Dorfes heim. Doch die Jagd erweist sich als Fiasko. Die Jäger werden von ihrem Wild gestellt und gemeuchelt, Manfred gelingt es als Einzigem, schwerverletzt zu fliehen. Sein Rückzug führt ihn in die Anderswelt der Elfen. Nach seiner Heilung durch einen Baum ernennt die Königin der Elfen ausgerechnet den Barbaren zum Anführer der legendären Elfenjagd. Doch in Gestalt des Ebermenschen versteckt sich der letzte überlebende Dämon; die Jagd von Manfred und den beiden Elfen Nuramon und Farodin zieht sich über Jahrhunderte hin.


Dieses Buch ist ein Werk, das für fast jeden Geschmack etwas bereithält. Zwischen seinen Deckeln ververgen sich eine anrührende Liebesgeschichte, jede Menge Abenteuer-Plots und interessante Rätsel. Trotz seines beträchtlichen Umfangs liest sich das Buch in einem Rutsch flüssig, ohne große Durchhänger, durch. Die sprachliche Ausführung ist ansprechend, der Spannungsbogen sauber strukturiert.

Was mir auffiel war, dass ausgerechnet die titelspendenden Elfen eher eine Nebenrolle einnehmen. Zwar ist zu begrüßen, dass die Autoren versuchen, uns ein wenig ein differenziertes Bild der großgewachsenen Spitzohren zu zeichnen, doch die beiden Elfen, die uns das Buch über begleiten, bleiben leider relativ blass. Statt den beiden, den Besonderheiten, die die Albenabkömmlinge auszeichnen, steht der Mensch Manfred im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Die artbedingten Besonderheiten der Elfen, ihre Hinwendung zur Natur, zu den Bäumen, ihre ganze Lebensweise, sie bleibt leider nur Stückwerk.

Im Nachwort erläutert uns Bernhard Hennen, dass er und sein Partner bewusst ein wenig weg wollten von den tanzenden, die Bäume besingenden melancholischen Elfen, doch statt uns hier eine wirkliche Alternative zu präsentieren, einen Einblick in das alltägliche Leben und Streben der Spitzohren zu geben, belassen sie es dabei, zwei Elfen als Begleiter eines menschlichen Kriegers aufzubauen, ohne dass diese der Handlung wirklich ihren Stempel aufdrücken. Das wird später, in den neun Bänden, die die Sage zwischenzeitlich umfasst, nachgeholt.

Mit dieser Neuauflage spricht man nicht nur die Fans der ersten Stunde an, sondern auch neue Leserkreise und insbesondere die Verwandten, die als Geschenk und Mitbringsel etwas wirklich toll Gemachtes schenken wollen. Der Prachtband, übergroß und in Leinen gebunden, die Seiten mit einem seitlichen Buchschmuck versehen, die ganzseitigen Farbtafeln, die den Inhalt kongenial umsetzen, das alles hat natürlich seinen Preis. Ein Preis aber, der gerechtfertigt ist, bekommt der Käufer doch ein wunderschön gestaltetes Werk, das als Klassiker der Völker-Romane die moderne Fantasy mit geprägt hat.