Frida Schanz: Wie unsere Märchen weitergehen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 20. Dezember 2021 11:21
Frida Schanz
Wie unsere Märchen weitergehen
Titelbild und Innenillustrationen: Pauli Ebner
Esslinger, 2021, Hardcover, 40 Seiten, 13,00 EUR
Rezension von Karl E. Aulbach
1919 erstmals erschienen ist Frida Schanzes Buch „Wie unsere Märchen weitergehn“. Die Fragen der Kinder wie „Wie ging’s denn nun weiter?“ oder „Was wurde denn nun aus Schneewittchen?“ und „Was ist denn nun aus den Zwergen geworden?“ sind bis heute gleich geblieben. Deshalb war es eine gute Idee, nach nun mehr als hundert Jahren dieses Buch neu aufzulegen.
Die Lehrerin und Kinderbuch-Autorin Frida Schanz lässt diese Fragen von einer Märchentante beantworten, die angeblich mit einem Zauberring das Tor zum Märchenland durchschreiten kann. Dort wohnen in einer Burg als Wächter des Märchenwaldes mittlerweile die sieben Zwerge, die aber immer wieder mal ihr Schneewittchen besuchen. Beantwortet wird auch, wie es mit vielen weiteren Märchenfiguren weiterging. So haben Hänsel und Gretel in Feenhausen ein Geschäft als Pfefferkuchenverkäufer aufgemacht, Dornröschen kann ihre sieben Töchter mit den sieben Söhnen Aschenputtels verheiraten und vieles andere mehr.
Die Ausstattung, hochwertiges Halbleinen im Großformat mit den vielen Originalillustrationen von Pauli Ebner, ist hervorragend. Ein Buch, das man so auch heute noch sehr gut und erfolgreich als Vorlese- und Vorzeigebuch verkaufen kann und eine Zierde für jedes Bücherregal.
Einzige negative Anmerkung, für die die Kritik allerdings ausschließlich dem Verlag und nicht der natürlich längst verstorbenen (1944) Autorin gebührt, ist die Titelwahl. Unsinnigerweise hat man sich, aus welchen Gründen auch immer, hinreißen lassen, den oben genannten Originaltitel zu verfälschen indem man aus „weitergehn“ ein „weitergehen“ gemacht hat.
Hoffen wir mal, dass dies nichts mit dem abstoßenden Trend der vermeintlichen political correctness geschuldeten Sprachpanscherei zu tun hat, sondern der Autokorrektur des Lektorats anzulasten ist. Solche wichtigen historischen Werke sollte man wirklich unabhängig vom jeweiligen Zeitgeist so nah wie möglich an der Originalversion halten.