Coda 1 (Comic)

Coda 1
(Coda Vol. 1, 2019)
Text: Simon Spurrier
Titelbild und Zeichnungen: Matias Bergara
Übersetzung: Christian Heiß
Cross Cult, 2021, Hardcover, 128 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Normalerweise stellt man sich postapokalyptische Fantasy-Welten grau, trostlos und öde vor, aber Simon Spurrier und Matias Bergara gehen in „Coda“ andere Wege, zeigen, dass eine solche Umgebung auch ganz anders aussehen kann und nicht alles mies und depressiv sein muss.

 

Er ist ein eigenbrötlerischer Barde, der nur von seinem Einhorn begleitet durch die Lande zieht. Immerhin hat Hum ein Ziel, er will seine Ehefrau Berga wiederfinden, die in eine Einöde entführt wurde. Daher bewegt er sich nicht ganz ziellos durch die ins Chaos gestürzten Lande, in denen „der Quench“ überall seine Spuren hinterlassen hat.

Um Vorräte aufzustocken und nach dem Weg zu fragen, muss er immer wieder einmal größere Siedlungen aufsuchen und mit anderen Lebewesen interagieren, etwas, was ihn leider unerwartet in Schwierigkeiten bringt, denn die Intrigen der Machthaber machen gerade vor einem Fremden wie ihm nicht Halt.


Bonbonbunt kommt die Welt daher, die von Matias Bergara höchst eigenwillig in Szene gesetzt wird. Denn die Welt, in der eine noch nicht näher beschriebene Katastrophe vor allem der Magie geschadet zu haben scheint, ist zwar zerstört – aber doch nicht ganz kaputt. Die Lebewesen sind immer noch stark genug, um sich in Machtkämpfe zu verstricken; auch wenn überall Gefahren lauern, scheinen sie aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt zu haben, wie der Held immer wieder feststellen muss.

Der hat nur ein Ziel, von dem er immer wieder spricht; nach und nach kommt heraus, dass seine Angebetete wohl etwas anders ist, als man zunächst vermutet, keine in einen Turm verschleppte und hilflose Prinzessin.

Auch wenn er zynisch auftritt und an Vielem kein gutes Haar lässt, mag man den Barden doch irgendwann, da er mehr als andere offen spielt und sich nicht hinter Lügen versteckt. Immerhin scheint er auch ein gutes Herz zu haben, wenn man den Umgang mit einem Waisenmädchen betrachtet.

Alles in allem wirkt der Hintergrund jetzt aber noch ein wenig unausgegoren, denn bisher fallen nur Andeutungen und bleiben Völker und Gegenden eher schwammig, so dass man sich die Kultur nicht wirklich gut vorstellen kann. Die Handlung lebt außerdem weniger durch Action, als eher durch die schrägen Interaktionen des Helden mit anderen Figuren, die teilweise recht eigen, dann wieder zu Zerrbildern der klassischen Archetypen werden, wie man sie aus Rollenspielen kennt. Und über allem liegt ein gewisses Augenzwinkern.

Der Auftakt von „Coda“ bietet eine interessante und vor allem auch unterhaltsame Mischung von Fantasy-Abenteuer und Endzeit, die sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und dazu noch bunt daher kommt, um zu verdeutlichen, dass die Künstler bewusst mit den klassischen Klischees brechen oder diese auf den Kopf stellen wollen.