Kimberly Jones & Gilly Segal: Als die Stadt in Flammen stand (Buch)

Kimberly Jones & Gilly Segal
Als die Stadt in Flammen stand
(I’m Not Dying with You Tonight, 2019)
Übersetzung: Doris Attwood
cbt, 2021, Taschenbuch, 272 Seiten, 10,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Kimberly Jones und Gilly Segal leben beide in Atlanta und haben sich zusammengetan, den erfolgreichen Roman „Als die Stadt in Flammen stand“ zu verfassen. Erstere ist vielleicht durch die Rede bekannt, die sie bei den Black-Live-Matter-Protesten nach George Floyds Tod hielt, und die auf YouTube viral ging. Zuvor hat sie in einer Buchhandlung gearbeitet, ist aber nun in der Unterhaltungsbranche tätig.


Eigentlich haben sie nichts miteinander gemein: Lena, das weiße Mädchen mit Stil, einem Freund und Plänen für die Zukunft, während die farbige Campbell damit hadert, sich neu in die Highschool eingewöhnen zu müssen und sich einfach nur so durchkämpft, da ihre eigenen Wünsche gegenüber denen der Eltern zurückstehen müssen.

Als ein Football-Spiel eskaliert, sich die Auseinandersetzungen und Prügeleien auch noch in die Stadt ziehen, werden die Beiden ungewollt zu Partnern, denen nur eines am Herzen liegt: das ganze Chaos irgendwie zu überleben und sicher nach Hause zu kommen.


Es kann gut sein, dass die Autorinnen sehr viel von sich selbst in die Geschichte eingebracht haben. Denn auch sie haben unterschiedliche Hautfarben und können so die verschiedenen Lebenswelten ihrer Heldinnen genau ausloten.

Auch wenn die Handlung vor dem Hintergrund eines realen Ereignisses spielt, so wird doch nicht mit erhobenem Zeigefinger gemahnt. Die beiden Autorinnen lassen die Hautfarbe eigentlich mehr oder weniger außer Acht, es geht in erster Linie darum, wie sich zwei in ihrem Leben bisher grundverschiedene Mädchen zusammenraufen müssen, um nach Hause zu kommen.

Sie geraten immer wieder in Gefahr – aber bald zeigt sich, dass jede von ihnen besondere Qualitäten hat und sie einander wunderbar ergänzen. Dabei spielt die Herkunft irgendwann keine Rolle mehr, auch wenn die Unterschiede in ihrer Umgebung gelegentlich anklingen.

Liebe und Romantik bleiben außen vor, es geht eher um Akzeptanz und die Möglichkeit einer Freundschaft über Grenzen hinweg. Das Buch wendet sich bewusst an junge Leserinnen, die sich gut in die Figuren hineinversetzen können, aber auch die exotische Kulisse zu schätzen wissen. Dabei lernen sie zugleich auf unterhaltsame Weise mehr über Toleranz und Gemeinschaft, vor einem Hintergrund, bei dem gerade diese Werte mit Füßen getreten werden, wie sich in Amerika immer wieder gezeigt hat.

„Als die Stadt in Flammen stand“, ist ein aus dem Leben amerikanischer Jugendlicher gegriffenes Buch, das Mut machen will, gleich mehrere Grenzen zu überschreiten und persönliche Vorbehalte zu vergessen, gerade in einer Notsituation wie der geschilderten.