Tom Flambard: Grünblatt & Silberbart (Buch)

Tom Flambard
Grünblatt & Silberbart
Titelbild: Christl Glatz
Lindwurm, 2021, Hardcover, 224 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das kleine Küstenstädtchen Brae Flammar hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Stadt der Türme, wie sie auch genannt wird, ist inzwischen ein Hort der Korruption und der Vetternwirtschaft. Das Kartell der Fünf Familien beherrscht den hohen Rat und damit letztlich die Stadt.

Das weiß auch der Zwerg Colin Silberbart, der als Gardist auf dem großen Markt der Stadt für Recht und Gesetz sorgen soll - in Maßen versteht sich, haben die Diebe doch eine Vereinbarung mit der Wache abgeschlossen.

So frönt der schon lange statt einer Spitzhacke lieber eine Karamellsüßigkeit stemmende Zwerg eher dem Müßiggang, als dass er Verbrecher verfolgt. Seine etwas aus dem Leim gegangene Figur legt beredt Zeugnis davon ab, dass ein Zwerg seine Zeit auch durchaus sinnvoll und schmackhaft mit lukullischen Genüssen verbringen kann.

Ganz anders dagegen der Elb Flynn Grünblatt. Als Abenteurer, Karawanenführen und Gelegenheitsdieb muss er körperlich fit sein, gilt es doch seinen Gläubigern, Häschern und den mannigfaltigen Gefahren immer einen Schritt voraus zu sein.

Die Beiden begegnen sich das erste Mal, als Grünblatt von einer ebenso reichen wie exzentrischen Dame erpresst wird, ihr bei den Magiern auf dem Markt Dämonenkacke zu besorgen - ja, man nennt es beschönigend Tessari. Eigentlich kein Problem. Aber die Bezahlung und die Tessari-Taler werden unserem Elb gestohlen und schon muss er sich, mit der tatkräftigen Hilfe des zwergischen Hauptmanns, um eine Beschwörung dunkler Götter kümmern.

Nachdem die Beiden so Ungleichen die Heimsuchung der Stadt durch das Böse in bewundernswerter Weise verhindert haben, sorgen die eigentlichen Herrscher der Metropole dafür, dass Silberbart aus den Diensten der Wache entlassen wird. Sie eröffnen ein kleines Unternehmen: Sie kümmern sich um Verschwundenes, stellen Nachforschungen an und sind Anlaufstelle für alle, die Hilfe abseits der Büttel benötigen. Treu nach dem Motto „ Ermittlungen aller Art, keine Ehestreitigkeiten, keine Verlies-Erkundungen, keine Drachen!“

 

In drei kurzen Novellen stellt uns der Verfasser sein ungewöhnliches Duo vor. Ein lukullisch aufgeschlossener - man kann auch sagen der Nahrungsaufnahme sehr positiv gegenüberstehender - Zwerg und ein elbischer Dieb sorgen gemeinsam für ein wenig mehr Gerechtigkeit. Das hat etwas, ist nicht immer ganz bierernst und nimmt gekonnt die Erwartungshaltung der Leser auf die Schippe.

Dabei hatte ich, ausgehend vom verlagsseitigen Waschzettel, eigentlich etwas ganz Anderes erwartet. Statt nun also durch tiefe Katakomben oder luftige Baumwipfel zu reisen, konzentriert sich Flambard ganz auf seine Stadt. Diese, wie auch die drei Plots per se, entspringen dem Gewohnten. Eine mittelalterliche Stadt, in der das organisierte Verbrechen mit den Herrschenden einen Deal abgeschlossen hat, dunkle Götter und finstere Beschwörungen, die die Bewohner bedrohen und unsere Helden, die sich diesen Angriffen entgegenstemmen.

Das liest sich zwar leidlich bekannt, aber auch flüssig und durchaus unterhaltsam. Ein wenig mehr hätte der Autor seine beiden Figuren noch tiefer charakterisieren können, vielleicht kommt dies in einem durchaus möglichen zweiten Band. Auffällig waren doch einige Satz- und Rechtschreibfehler, die man hätte berichtigen können.

Insgesamt ein munteres Abenteuer klassischer Ausprägung, das locker und spannend unterhält.