Saintcrow, Lilith: Feuertaufe – Dante Valentine: Dämonenjägerin 3 (Buch)

Lilith Saintcrow
Feuertaufe
Dante Valentine: Dämonenjägerin 3
(The Devil\'s Right Hand)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
Titelillustration von Andrej Pidjass
Lyx, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8196-0

Von Irene Salzmann

»Feuertaufe«, der dritte Band der Serie »Dante Valentine – Dämonenjägerin«, ist zwar in sich abgeschlossen, knüpft aber an die Geschehnisse, die in »Teufelsbraut« und »Höllenritt« geschildert wurden, an.

Die Titelheldin musste einen Auftrag des Teufels annehmen und bekam als Helfer dessen rechte Hand, den Dämon Thierce Japhrimel, zugeteilt. Nach anfänglichen Querelen verliebte sich Dante in ihren Beschützer, der sie, um sie zu retten, in etwas verwandelte, was nicht ganz Mensch, nicht ganz Dämon ist. Nach Erledigung des Jobs tötete der Teufel Japhrimel, und Dante blieb trauernd zurück.
Als der Teufel ein weiteres Mal mit einem Anliegen an Dante herantrat, ignorierte sie ihn. Stattdessen fahndete sie zusammen mit Freunden nach einem brutalen Mörder, der sich als überaus mächtig erwies. Alles schien bereits verloren, da bekam sie unerwartete Hilfe …

Japhrimel ist zurück, und er wäre schon früher aus dem Reich der Toten zu seiner Liebsten geeilt, hätte Dante ihre Pflichten als ›Hedaira‹ erfüllt. Allerdings hat sie immer noch keine Ahnung, zu was der Dämon sie gemacht hat, was eine Hedaira überhaupt ist und was von ihr erwartet wird. Daran ändert sich auch nichts in den Monaten, in denen die beiden alles von sich fern halten und die Zweisamkeit genießen. Wann immer Dante Fragen stellt, blockt Japhrimel ab.
Seine Schweigsamkeit erweist sich schon bald als Fehler. Den Teufel ignoriert man schließlich nicht: Er verlangt von Dante, dass sie vier abtrünnige Dämonen für ihn jagt und dabei die Position einnimmt, die Japhrimel innehatte, bevor er sich für Dante entschied. Japhrimel, der die Listen seines einstigen Herrn nur zu gut kennt, übernimmt die Verhandlungen und enthält Dante erneut wichtige Informationen vor.
Japhrimel bittet Dante, ihm trotz allem zu vertrauen, aber es geschehen Dinge, die in ihr immer mehr Zweifel an seiner Aufrichtigkeit und an ihrer eigenen Rolle in diesem – im wahrsten Sinne des Wortes – teuflischen Spiel wachsen lassen und Dante dazu bewegen, auf eigene Faust zu handeln. Prompt kommt es noch schlimmer …

Es empfiehlt sich, »Dante Valentine« bei Band 1 zu beginnen, auch wenn das Wesentliche den späteren Bänden entnommen werden kann. Die Handlung ist sehr komplex, und es agiert eine Vielzahl von Charakteren, die durch gemeinsame Erlebnisse und ein dichtes Beziehungsgeflecht miteinander verbunden sind. Geschehnisse, die zurück liegen, winzige Details, denen man vielleicht keine Beachtung schenkte, wirken sich auf spätere Entscheidungen aus.
Die rasanten Abenteuer der Titelheldin laufen vor einem Setting ab, das vage an das des Rollenspiels »Shadowrun« erinnert: In einer nahen Zukunft teilen sich Menschen und magische Wesen die Lebensräume der Erde. Der Gebrauch einer futuristischen Technologie ist genauso Gang und Gäbe wie der Einsatz von verschiedenen Formen der Zauberei. Wie diese Welt funktioniert, wurde bereits in »Teufelsbraut« ausführlich geschildert; »Höllenritt« und »Feuertaufe« fügen dem Background weitere Einzelheiten hinzu.
Dante und Japhrimel kann man als die Konstanten der Serie betrachten, denn sie sind trotz der vielen Geheimnisse und den daraus resultierenden Problemen ein Paar, das gemeinsam gegen feindliche Mächte kämpft. Sie entwickeln sich langsam weiter, wobei Japhrimel menschlicher und Dante dämonischer, aber nicht zur Superheldin wird. Dafür jammert sie zu viel, begeht ständig Fehler und ist auf dritte angewiesen, die ihr aus kritischen Situationen heraus helfen.
Die anderen Figuren, Freunde und Feinde, sind mehr oder minder austauschbar. Personen, die Dante nahe stehen, können auch sterben, denn diese Welt ist gefährlich, und kein Job, den sie annehmen, ist wirklich das, was er auf den ersten Blick hin zu sein scheint. Natürlich muss der Teufel seiner Rolle als Betrüger und Verführer gerecht werden – und wo steht Japhrimel, der schließlich ein Dämon ist und lange des Teufels gefürchteter Handlanger war?
Daraus ergeben sich Konflikte und Tragödien auf mehreren Ebenen, und Dante weiß oft nicht, um welches Problem sie sich zuerst kümmern soll. Manchmal schafft sie es kaum, ihr eigenes Leben zu retten und kann entweder nur dank eines glücklichen Zufalls oder dem Eingreifen anderer entkommen. Diesmal hat sie Hilfe dringender nötig als je zuvor, denn der Teufel ist ein übler Gegner, und auf Japhrimel kann sie nicht zählen.
So folgt man gespannt der atmosphärisch dichten Story, die manchmal etwas zu träge dahin plätschert (das Idyll zu Beginn des Romans), um kurz darauf ein flottes Tempo einzuschlagen. Dann wirkt der Plot stellenweise sogar schon etwas überladen durch Erklärungen und Action-Szenen, die kleine Höhepunkte schaffen sollen, manchmal aber auch nur verwirren, weil sie in keinem unmittelbaren Bezug zur eigentlichen Handlung zu stehen scheinen. Der Leser muss ständig am Ball bleiben, um sich in der komplizierten Geschichte zurechtzufinden, die erst am Schluss alle offenen Fragen beantwortet.

»Dante Valentine« ist keine einfache Lektüre: Man muss gelegentliche Längen überbrücken und darf doch nie an Aufmerksamkeit nachlassen, da auch Kleinigkeiten von Bedeutung sein können und das Tempo immer wieder plötzlich anzieht. Die Geschehnisse werden aus der Sicht der Titelfigur geschildert, die nicht mit bissigen Kommentaren spart und dem Leser ihre Welt in Nebensätzen erklärt, falls notwendig. Ihre Nachforschungen führen Dante an viele Plätze, die vertraut und fremd zugleich wirken, und bringen sie mit zahlreichen Personen zusammen. Der Job und heftige Kämpfe dominieren die Handlung; für romantische Momente bleibt nur wenig Zeit.
Die rasanten, kunterbunten und actionreichen Abenteuer sagen einem Publikum zu, das Serien wie »Shadowrun«, »Devil May Cry«, »Blade« oder »Stadt der Finsternis« mag, welche zwar dem Horror zugeordnet werden, aber auch reichliche SF- und Fantasy-Elemente beinhalten. Das überbordende Liebesgesäusel überlassen sie dankenswerterweise den Paranormal Romances.
Freilich hat »Dante Valentine« ihre Stärken und Schwächen. Was man wie beurteilt, ist abhängig von den persönlichen Vorlieben des Lesers. Aber alle werden sich einig sein, dass man durch die Lektüre in eine faszinierende Welt voller interessanter Figuren und spannender Geschichten hineingezogen wird.