Strand, Jeff: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte – Andrew Mayhem 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 08. Februar 2010 00:00
Jeff Strand: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Andrew Mayhem 2
(Single White Psychopath Seeks Same)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Otherworld, 2010, Hardcover, 260 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9518-6
Von Carsten Kuhr
Andrew Mayhem dachte, er hätte das Schlimmste was einem Menschen passieren könnte, hinter sich. Er hat seine Kinder vor einem Psychopathen gerettet, Leichen ausgebuddelt, eine Firma, die sich auf das Filmen von Morden spezialisiert hat, hochgehen lassen, und das Geld, das er für seine Memoiren bekommen hat, einem windigen Finanzberater in den Rachen geworfen. Jetzt muss das Leben doch endlich auch zur Abwechslung einmal etwas Gutes für ihn in petto haben?
Gleich zu Beginn des Buches wird er von zwei Verrückten entführt, die ihn mit einer Kettensäge und einem Akkubohrer zerstückeln wollen. Kurz danach soll er für immerhin 600 Piepen während einer Party auf eine geliftete Dame aufpassen – die Gäste werden alle enthauptet. Beim Sex mit seiner Frau im Auto greift ein Serienkiller sie an, ein Privatdetektiv verpflichtet ihn und seinen Freund Roger, ihm in New York als Lockvogel für die Festsetzung eines Entführers zu helfen. Natürlich, wir kennen unseren Andrew ja inzwischen, geht auch das schief. Also, nix war’s mit dem Glück.
Andrew wird nach Alaska entführt. In einem abgelegenen Herrenhaus treffen sich alljährlich Psychopathen, um ihren blutigen Spielchen nachzugehen.
Zunächst versucht Andrew, der sich als Serienkiller ausgibt, noch die Fassade aufrechtzuhalten, nur zu bald aber kommen ihm die verrückten Killer auf die Spur. Und dann heißt es, alle gegen Andrew.In einem Horror-Parcours muss unser Anti-Held sich nicht nur mit perversen Fallen, sondern auch mit der geballten Boshaftigkeit der Psychopathen auseinandersetzen, das unappetitliche Ergebnis können Sie sich in ihren schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen …
Jeff Strands »Andrew Mayhem«-Romane sind anders, als die Titel seiner Kollegen. Auch hier geht es actionthrillermäßig heftig zur Sache, doch der Autor bemüht sich, das Ganze in einen lockeren, witzigen Tonfall zu kleiden.
Gelang ihm dies im ersten Roman um die kauzigen Underdog noch recht gut, so hält er sein Stilmittel dieses Mal nicht ganz durch.
Zu Beginn des Buches witzelt es noch recht überzeugend. Absonderliche Situationen reihen sich aneinander, ein wenig hilflos, aber mit der notwendigen Fortune bedacht, hangelt sich unser Erzähler in spritzigen Dialogen und lustigen Beschreibungen durch die Handlung.
Spätestens mit dem Ortswechsel ins abgelegene Herrenhaus aber ändert sich auch der Tonfall. Abstruse Einfälle, wie man denn Menschen foltern könne, wie die Opfer möglichst blutreich und schmerzhaft gequält und getötet werden können, beherrschen das Bild. Zwar versucht der Autor hier bewusst zu überzeichnen, doch so manches Mal ist man angesichts des Erfindungsreichtums an perversen Foltermethoden doch geschockt. So bleibt für lustige, muntere Dialoge schlicht kein Platz mehr, werden die Seiten mit einer atemberaubend schnell ablaufenden Jagd – Alle (die gesammelten Psychopathen) gegen einen (Andrew) – gefüllt.
Natürlich ist dies abartig, fließt massenhaft Blut, wird gefightet, gelitten und gestorben. Aber es ist in seiner Ausführung auch so überkandidelt, dass wir nie in Gefahr geraten, um unseren Helden in Boxershorts zu bangen. Das ist in seiner Massierung schon wieder so abgedreht und überzogen, dass der Trash kultig wird, dass wir uns gemütlich zurücklehnen um uns an den perversen Spielen zu ergötzen.
Kein zweite Hannibal Lecter also, mehr eine Slapstick-Variante gängiger Thriller, das aber auf jeden Fall kurzweilig und spannend zu lesen.