Andrea Instone: Mord in Nizza - Ein Fall für Elizabeth Teague 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. Juli 2021 00:00
Andrea Instone
Mord in Nizza
Ein Fall für Elizabeth Teague 1
dp Verlag, 2021, eBook 2,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Vier Jahre, nachdem ihr Ehemann im Krieg gefallen ist hält Elizabeth Teague endgültig nichts mehr im Haus ihrer Schwiegereltern in London. Sie bricht die Zelte dort ab und nimmt die Einladung ihrer ehemaligen Schulkameradin Florence „Flossie“ Smith-Babington nach Nizza an. Dort soll sie, getarnt als Kunsthändlerin, wie zufällig auftauchen und sich im Freundeskreis des Paares umhören, wie es um die Treue von Flossies Ehemann Albert bestellt ist.
Über mehrere Wochen kann Elizabeth keinen Anhaltspunkt für den Verdacht der Untreue finden, bis er ihr unvermittelt seine Zuneigung gesteht, die über Freundschaft hinaus geht. Doch Elizabeth hat weder Zeit noch Gelegenheit, die Angelegenheit zu klären, denn plötzlich liegt eine männliche Leiche in ihrem Badezimmer, und Albert steht, unter Schock und mit der blutbefleckten Mordwaffe in der Hand, vor ihr.
Mit „Mord in Nizza“ schickt Autorin Andrea Instone nach „Fräulein Schumacher“ (bisher 11 Fälle) eine weitere Ermittlerin ins Rennen. Elizabeth Teague zeigt sich anfangs von der Situation etwas überfahren und überfordert. Jahrelang steckte sie im Sumpf ihres Alltags als Kriegswitwe, bekümmert um ihren Schwiegervater und war widerstandslos den Sticheleien ihrer Schwiegermutter ausgeliefert, sodass sie sich als eigenständige Person und als Frau beinahe vergessen hat. Ein Gefühl, eine Lebens- und Abenteuerlust, die die Riviera, ihre Freundin Flossie und nicht zuletzt der charmante aber undurchsichtige Gaston Perrier nun, beinahe widerwillig, wieder wecken.
Der Roman benötigt etwas Vorlauf, nämlich bis zum Auffinden des Toten in Elizabeth‘ Badewanne, um richtig in Schwung zu kommen. Zuvor kann man sich mit der Protagonistin am Flair Südfrankreichs und an den Aktivitäten der Urlaubsgesellschaft um Flossie und Albert erfreuen, die ihre Tage im Großen und Ganzen mit Müßiggang verbringen. Dazwischen gelingt es Elizabeth tatsächlich, eine Malerin zu entdecken, die sie dank ihres guten (Mädchen-) Namens - ihr Vater war ebenfalls Künstler - als Agentin vertreten kann und die sie auch als Freundin gewinnt.
Sobald der Tote entdeckt ist, nimmt der Roman deutlich Fahrt auf. Elizabeth selbst wird verdächtigt, zumindest irgendwie für den Mord mit verantwortlich zu sein. Auf der Flucht vor der Polizei stellt sie, unterstützt von Gaston Perrier, der sich als Profi-Ermittler herausstellt, eigene Nachforschungen an. Die Indizien häufen sich, dass sie selbst manipuliert wurde und bereits die Einladung nach Nizza Teil eines perfiden Plans war.
Während sich die erste Hälfte eingehend auf die Einleitung, die Charaktere und Elizabeths Wandlung vom farblosen Heimchen zur emanzipierten und modebewussten Frau konzentriert, wandelt sich „Mord in Nizza“ in der zweiten Hälfte in ein flottes, charmantes und romantisches Cozy-Crime-Abenteuer, das mit einigen falschen Fährten und überraschenden Enthüllungen aufwartet.
Andrea Instones Schreibstil ist durchgehend flüssig, leicht und sehr angenehm zu lesen. Zudem beherrscht die Autorin die Kunst, alle Story-Elemente wunderbar im Gleichgewicht zu halten.
Der zweite Fall für Elizabeth Teague, der sich in der letzten Szene bereits ankündigt, darf somit gern kommen.