Christina Henry: Alptraum im Nimmerland - Die Chroniken von Peter Pan 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. Juli 2021 00:06
Christina Henry
Alptraum im Nimmerland
Die Chroniken von Peter Pan 1
(Lost Boy, 2017)
Übersetzung: Sigrun Zühlke
Titelbild: Julia Lloyd
Penhaligon, 2021, Hardcover, 364 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Wer kennt sie nicht? Die Geschichte von dem Jungen, der nie erwachsen werden wollte. Die Disney-Verfilmung ist uns ebenso im Gedächtnis geblieben, wie die literarische Vorlage aus der Feder von James Matthew Barrie.
Nach Nimmerland hat es Peter Pan verschlagen, einer Insel im Nirgendwo und bevölkert von Piraten, gefährlichen Tieren und mit jeder Menge Wald. Hier können die Jungen, die Peter auf seinen Streifzügen zu sich holt, Abenteuer erleben, können frei sein und sich entfalten.
Christina Henry, die sich in ihren Werken auf die Neuinterpretation klassischer Geschichten spezialisiert und damit mehr als erfolgreich auch bei uns die Bestseller-Listen gestürmt hat, hat sich des Motivs angenommen. Und wie wir dies von ihr gewohnt sind, natürlich ein wenig anders als bekannt.
So steht im Mittelpunkt des Romans nicht etwa der titelgebende Peter Pan, sondern sein erster Freund, Spielkamerad und Helfer Jamie, dem er versprochen hat, dass er niemals alt, nie erwachsen werden wird. Für immer glücklich, so das Versprechen - doch dies gilt nur so lange, bis sie krank werden oder sterben. Peter ist dies völlig gleichgültig, für ihn gilt: wer einmal auf der Insel war, der bleibt.
Und Jamie berichtet von einem Peter Pan, der mit dem weichgespülten Disney-Epigonen wenig zu tun hat. Peter ist ein egozentrischer, egoistischer und geltungssüchtiger Junge, der seine Freunde gerne einmal triezt, verletzt oder auch zum Sterben verurteilt.
Hoppla, das ist jetzt wirklich weder nett noch kindgerecht; wenn man aber einmal darüber nachdenkt, dafür umso logischer. Die mannigfaltigen Gefahren der Insel, angefangen von den Vieläugigen bis zu den Piraten, fordern ihren Tribut; ein blutiger Husten, der die Kinder befällt und dahinrafft, sorgt ebenfalls dafür, dass Peter immer wieder neue Kameraden rekrutieren muss.
Seit Kurzem mit dabei ist der fünfjährige Charlie; viel zu jung für das raue Leben auf der Insel, doch Peter nimmt auf das Kind keine Rücksicht. Als sein Adjutant Jamie sich des Jungen annimmt, kommt es zum Zerwürfnis zwischen den einstigen Freunden…
Wie wir dies von der Christina-Henry-Reihe gewohnt sind, hat sich der Verlag wieder sehr große Mühe mit der äußeren Gestaltung des Bandes gegeben. Fester Hardcover-Umschlag in Spot-prägung, Motive, die von der Titelseite in den Buchschnitt übergehen und dort weitergeführt werden, das weckt des Lesers Interesse.
Inhaltlich führt die Autorin ihre Idee, klassische Märchen-Themen aufzugreifen und umzuwandeln, fort. Heutzutage kennen wir die klassischen Märchen eigentlich fast gänzlich nur mehr aus den Verfilmungen vornehmend von Disney. Dass diese massiv „entschärft“ wurden, dass die oftmals brutale Handlung weichgespült wurde ist ein Fakt, den man dabei gerne außer Acht lässt.
So richtet sich dieses Buch an eine erwachsene Käuferschicht, die den bekannten, klassischen Themen einmal eine neue, frische Seite abgewinnen möchten. Das Gebotene bewegt sich inhaltlich im Bereich der dunklen Phantastik, spricht geschickt unser Mitgefühl aber auch unsere Neugier an und unterhält flüssig und spannend.