Jürgen Teipel: Mittagsschlaf mit Murmeltier (Buch)

Jürgen Teipel
Mittagsschlaf mit Murmeltier
dtv, Paperback, 240 Seiten, 16,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1961 geborene Jürgen Teipel lebt heute am Ammersee im Alpenvorland. Das Schreiben hat er um 1980 durch die Herausgabe einer Punk-Zeitschrift für sich entdeckt und später lernte er als Journalist noch mehr, vor allem das Zuhören. Seitdem gibt er auch immer wieder Sammlungen zu interessanten Themen heraus, so wie die hier vorliegende „Mittagsschlaf mit Murmeltier“.


Ein Murmeltier entdeckt die Almhütte einer Familie für sich und wird zu einem Mitglied, das sich sogar streicheln und liebhaben lässt, aber vor allem von der Versorgung profitiert, Scheu hat er nicht.

Dann lehrt ein junges Pferd seinem Reiter wieder Selbstvertrauen und Mut, ein anderes zeigt, dass man auch mit einer Behinderung durchaus Leitpferd bleiben kann, wenn die anderen Acht auf es geben.

Auch in Mauretanien gibt es tierischen Beistand durch einen Esel, obwohl die Tiere dort eher als Arbeitssklaven betrachtet werden.

Und dann ist da ein Zwerghahn, der zum besten Freund eines Mädchens wird - und Geißen machen sehr schnell deutlich, dass auch sie eine große Persönlichkeit haben.


Die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren sind schon oft untersucht worden und viele, die selbst einen Hund oder ein anderes Haustier haben, wissen, wovon der Autor hier erzählen will. Er ist auch nicht derjenige, der die Erlebnisberichte in Worte fast, das tun die Erzähler selbst, angefangen von einer Neunjährigen bis hin zu einem ehemaligen Zoowärter, der mittlerweile weit über Achtzig ist.

Diese erzählen in ihren eigenen unverblümten und teilweise auch einfachen Worten von besonderen Begebenheiten und Freundschaften mit Tieren, die manchmal recht nüchtern daherkommen, dann aber auch von Emotionen getragen werden.

Natürlich spielen Hunde eine wichtige Rolle, aber sie sind nicht die einzigen, die hier in den Mittelpunkt gestellt werden. Manchmal sind es Exoten, mit denen die Menschen durch ihre Arbeit oder ehrenamtlichen Aufgaben in Berührung kommen, dann Nutztiere, die eigentlich im Stall stehen und gelegentlich eben auch Wildtiere, die zumindest zeitweise in engeren Kontakt mit Menschen kommen.

Nicht immer geht die Geschichte gut aus, Manches endet traurig oder bitter, aber die Erzähler versöhnen die Leser schnell wieder mit ihren Worten.

Die Mischung ist bunt und abwechslungsreich, so dass jeder auch die Momente finden kann, die ihn besonders berühren oder nachdenklich machen, gerade weil sich alles authentisch und ungeschönt liest und nicht immer nur die heile Welt wiederspiegelt, sondern oft auch einen sehr nüchternen, aber dennoch liebevollen Umgang mit den Tieren.

Das macht „Mittagsschlaf mit Murmeltier“ wohl auch so besonders. Die Sammlung bietet Tier-Begegnungen ohne Schnörkel und Kitsch, erinnert daran, dass die Kontakte und Beziehungen selbst zu Wildtieren sehr erstaunlich sein können - und vor allem ehrlich.