Sara Wolf: Die Seele der Magie - Heartless 3 (Buch)

Sara Wolf
Die Seele der Magie
Heartless 3
(Send Me Their Souls, 2020)
Übersetzung: Simone Wiemken
Titelbild: Carolin Liepins
Ravensburger, 2021, Hardcover, 544 Seiten, 19,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Alles fing damit an, dass eine Hexe mir das Herz aus dem Leib riss. Ja, so richtig - raus damit und ab in ein Glas. Das Gute an der Aktion, wenn man denn dem Verlust des eigenen Herzens etwas Gutes abgewinnen kann war, dass ich nicht länger alterte und mich von selbst schweren Verletzung in Nullkommanix erholte. Das Schlechte, ja der Pferdefuss kommt unweigerlich immer hinterher ist, dass ich dem Eigentümer meines Herzens folgen muss - buchstäblich alles tun muss, was dieser mir befiehlt - und alles aus der Zeit, bevor ich mein Herz verlor vergaß. Wer ich war, meine Familie, meine Träume, alles perdu.

Ich würde alles tun, um mein Herz, meine Erinnerungen und mein Leben wieder zu bekommen - auch Lucien, immerhin Prinz und die Liebe meines Lebens zu verraten - immerhin lobt seine Schwester mir den ultimativen Preis aus… Herz gegen Gefolgschaft, respektive Verrat.

Dass die guteste Varia den ewigen Krieg zwischen Menschen und Hexen beenden will ist, natürlich toll. Dass sie, um dieses Ziel zu erreichen, ein uraltes Übel auf die Welt loslässt ist so gar nicht wunderprächtig. Und so ganz mies, so wie in „Hilfe, nur weg“ ist, dass sie sich überschätzt hat, eben jenes Übel zu beherrschen - die zerstörte Hauptstadt des Reiches legt beredt Zeugnis davon ab.

Jetzt sitzen wir so richtig in der Patsche und raten Sie einmal, wen das Schicksal auserwählt hat, den Untergang zu verhindern?

 

Vor zwei Jahren startete Ravensburger mit Sara Wolfs „Heartless“ eine Trilogie, die mich überraschte. Positiv überraschte, da die Autorin wunderbar flüssig und spannend zu fabulieren wusste. Gerne folgte ich Zera in ihre Abenteuer, die ein wenig anders als gewohnt angelegt waren.

Schon bei Durchsicht des Impressums des vorliegenden Abschlussbandes stieß ich auf den Hinweis, dass vorliegender Roman eine „leicht veränderte Originalausgabe“ darstellt. Leicht verändert, das heißt wohl, dass Lektorat oder Übersetzer in den Text eingegriffen und diesen umgeschrieben haben, oder?

Kaum voller Erwartungen mit der Lektüre begonnen, ahnte ich, warum der Verlag zu dieser doch recht einschneidenden Maßnahme gegriffen hat.

Nach den ersten achtzig Seiten rieb ich mir voller Entsetzen die Augen. Kein roter Faden, kein Handlungsbogen, kein Beginn eines wie auch immer strukturierten Plots war zu erkennen, stattdessen verwirrende Kapitel ohne rechten Sinn oder Zusammenhang. Das konnte doch nicht sein!

Eigentlich hatte ich es mir zur ständigen Übung gemacht, ein Buch nach 50 Seiten aus der Hand zu legen, wenn es mich nicht fasziniert. Ich las dennoch weiter, wollte wissen, ob und wie die Autorin vielleicht doch noch die Kurve kriegen würde.

Nun, es wurde ein wenig besser - wobei die lesbaren Absätze in aller Regel dem emotionalen Bereich der beiden Liebenden zuzuordnen sind. Große Gefühle, viel Dramatik, - das beherrscht Sara Wolf ganz gut. Auch das - zu erwartende - Finale bietet sich recht gefällig an, nur ändern diese Ausreißer nach oben wenig am Gesamteindruck.

Letztendlich bleibt der Roman eine herbe Enttäuschung, gerade weil die ersten beiden Bände so zu überzeugen wussten. Die Autorin verliert sich in ihrem chaotischen Plot, experimentiert mit Träumen und Visionen, die letztlich handlungstechnisch zu lange in der Luft hängen, und verliert dabei den Handlungsfaden aus dem Blick. Einfach nur Schade.