Corinne du Pré: Demut & Stolz (Buch)

Corinne du Pré
Demut & Stolz
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 156 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Einmal mehr plaudert die Autorin mit dem Pseudonym Corinne du Pré aus dem Nähkästchen und erzählt von ihren und den Erlebnissen ihrer Bekannten, die oft gleichermaßen devot und dominant sind, ihre Neigungen in Clubs und privat ausleben, sich dabei in einer festen Beziehung befinden oder davon träumen.

Damit das funktioniert, werden klare Grenzen gezogen, beispielsweise dass Beischlaf nur mit dem Partner stattfindet.

 

Darüber, inwieweit sich die Autorin mit ihrer Figur nur identifiziert oder wahre Begebenheiten verarbeitet, kann man bloß spekulieren.

Auffällig ist, dass die Rahmenhandlung, in der Corinne mit ihrem Ehemann, mit Freundin Katrin und anderen redet, sprachlich sehr schlicht gehalten und schon fast lieblos und kurz abgehandelt wird, während die Schilderungen von den Sessions deutlich ausführlicher sind und vor allem die Passagen, in denen zum Beispiel die Briefe/Aufzeichnungen von Sklave Tobias zitiert werden, stilistisch ein erheblich höheres Niveau aufweisen. Vielleicht kommen tatsächlich andere Personen zu Wort, vielleicht ist die Autorin aber auch geschickt genug, diesen Eindruck auf solche Weise zu vermitteln, dennoch hätte der Rahmen etwas überzeugender gestaltet werden können.

Im Mittelpunkt der locker miteinander verknüpften Kapitel steht die devote Katrin, die gern ausprobieren möchte, wie es ist, eine Domina zu sein. Unter Corinnes Anleitung findet sie schnell heraus, dass sie ein Talent dafür hat, jüngere Männer, auf die sie steht, verbal zu erniedrigen und mit der Hand oder der Gerte zu züchtigen. In kurzer Zeit findet sie einen kleinen Kundenstamm, doch wirklich am Herzen liegt ihr Tobias.

Damit verschiebt sich der Fokus kurz auf Cynthia und dauerhaft auf Tobias, jugendliche Kleinkriminelle, die ihr Leben in den Griff bekommen wollen und meinen, die strenge Hand einer Herrin wäre das Richtige, zumal beide devot sind. Zunächst jedoch geraten sie als Sklaven in die Fänge einer Sadistin, die offenbar nicht mal vor Menschenhandel in orientalische Länder zurückschreckt. Nach dem Eingreifen von Corinne und ihrem Mann erhält Cynthia eine Stelle als Hausmädchen bei dem Paar, was mit kleinen Konflikten verbunden ist, und Tobias‘ Erziehung wird Katrin anvertraut.

Ab diesem Punkt konzentriert sich die Handlung ganz auf den jungen Mann, der bereits in seiner Kindheit gezüchtigt wurde, sich als Erwachsener bewusst nach Strenge sehnt, nun seine Erfahrungen und Bedürfnisse verarbeitet und sich auch mit seiner Mutter und der Nachbarin aussöhnt. Was daran irritiert, ist nicht etwa Tobias‘ Interesse an den reifen Frauen und umgekehrt, sondern dass die Mutter auch noch den erwachsenen, nackten Sohn versohlt. Selbst wenn es darüberhinaus zu keinen sexuellen Handlungen kam/kommt, mutet ihr Vorgehen pädophil und inzestuös an.

Nicht minder fragwürdig erscheint, dass Tobias nach seiner Befreiung aus dem Haus der sadistischen Lady Rebekka erst zwei Tage bei der ebenso grausamen Tatiana, einer Freundin von Corinne, verbringen muss, bevor er Katrin näher kennenlernt. Auch wenn devote Menschen Erniedrigungen und Schläge genießen mögen, manche Praktiken und Strafen wirken unangemessen und extrem.

Nicht selten verfällt der dominante Part sogar in einen Rausch beim Schlagen und kann sich kaum noch bremsen. Stellenweise wird in den Dialogen sogar angemerkt, wie gut es täte, sich an einem Sklaven abreagieren zu dürfen. Zwar erschrecken sich die Herrinnen über sich selbst und hinterfragen ihr Tun, aber da sie keine bleibenden Schäden verursacht haben, ist das Thema schnell abgehakt - der Leser soll ja unterhalten und nicht mit möglichen Problemen gelangweilt werden. Das erscheint dann als eine recht laxe Einstellung, lassen im Vergleich andere Autoren ihre Protagonisten doch sorgsamer auftreten, den dominanten Part das Wohl seines Schützlings im Auge behalten und seine Grenzen behutsam erweitern.

Es bekommt hier zwar jeder, was er sich wünscht, doch ein komischer Beigeschmack bleibt angesichts der mütterlichen Übergriffe und den Ausrastern beim Prügeln.

Die Bücher von Corinne du Pré sind angenehm zu lesen, in der Wortwahl und in Bezug auf die Beschreibungen der Sessions nicht zu derb, die agierenden Personen und ihr Schicksal sind für die Handlung ebenso wichtig wie die würzenden Schilderungen der diversen Praktiken. Dadurch entwickelt sich eine richtige Handlung, die man bei anderen erotischen Romanen, in denen lediglich deftige Momente um austauschbare Charaktere aneinandergereiht werden, vergeblich sucht.

Kritisch zu sehen sind vor allem die Übergriffe auf einen minderjährigen Schutzbefohlenen durch die eigene Mutter, der Kontrollverlust beim Strafen, die bewussten Grausamkeiten mit der Freude am Verletzen, der angedeutete Menschenhandel. Wenn solche Themen angesprochen werden, sollten sie nicht verharmlost werden.