Svenja Mund: Zwei Schwestern und ein harter Mann (Buch)

Svenja Mund
Zwei Schwestern und ein harter Mann
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 156 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von der Autorin, die sich Svenja Mund nennt, erfährt man, dass sie ein sexuell freies und abwechslungsreiches Leben führt(e). Bei Blue Panther Books findet man die Titel „Gefährliche Lust“, „Die Hütte im Schnee“, „Leck mich, fick mich, schlag mich“ - und „Zwei Schwestern und ein harter Mann“.


Ulrike und Gernot sind schon länger ein Paar, als Anette, Ulrikes ältere Schwester, im Haus zum regelmäßigen, meist nicht eingeladenen und sich beliebig Zutritt verschaffenden Gast wird. Was als gemütlicher Mädelsabend beginnt, artet schließlich nach einigen Gläsern Sekt aus.

 Anette macht sich über Ulrike her, und Gernot darf mitspielen. Bei dem Suff-Einmal bleibt es allerdings nicht. Obwohl sich Ulrike Vorwürfe macht, dass sie sich auf die inzestuösen Handlungen einließ, will sie mehr davon, wird regelrecht süchtig danach, lässt sich dominieren und ihren Mann von Anette benutzen, trotzdem diese ihr gern den erlösenden Orgasmus verweigert und von Mal zu Mal dreister wird.

Für Gernot ist das alles eine seltsame Situation, dennoch macht er mit, wenn sich die Gelegenheit bietet; er nimmt, was er kriegen kann oder holt es sich von beiden. Doch Ulrike kann auch anders...


Drei Haupt-Themen bestimmen dieses Buch: Dominanz und Unterwerfung, jeder mit jedem, Inzest. Ausgebaut wird mit Voyeurismus und Exhibitionismus, Bondage und (einvernehmlicher) Gewalt, Körperflüssigkeiten, Dirty Talking.

Sofern man das Programm von Blue Panther Books und damit die vom Verlag präsentierte erotischen Vielfalt kennt, die von soft-romantisch bis Snuff reicht, weiß man, dass auch mit Titeln zu rechnen ist, die so manchen Leser verstören können.
Das trifft auch auf „Zwei Schwestern und ein harter Mann“ zu, denn der großzügige Einsatz von Körperflüssigkeiten (Anspucken, Natursekt und so weiter) ist sicher nicht jedermanns Sache, ebensowenig wie Gewalt (Faustschläge, mit dem Fuß auf dem Hals die Luftzufuhr abschneiden etc.) und Inzest. Selbst wenn das Buch eine Fiktion ist - möglicherweise von Erlebnissen der Autorin inspiriert -, werden Phantasien bedient, die nicht nur persönliche, sondern auch gesetzliche Grenzen überschreiten.

Tatsächlich irritiert Ulrike die inzestuöse Beziehung, die Anette zu ihr aufbaut, denn so ganz wohl scheint sich die Autorin doch nicht mit diesem heiklen Punkt zu fühlen. Infolgedessen hat Ulrike ein schlechtes Gewissen, denn sowas darf nicht sein. Auch hadert sie mit sich selbst, weil sie sich alle Erniedrigungen von ihrer Schwester bieten lässt, aber sie schafft es nicht, Anette abzuweisen. Sobald sich diese meldet, beginnt Ulrike wie der Pawlowsche Hund zu sabbern, ihre Ratio wird ausgeknipst, sie ist nur noch ein williges Spielzeug. Erst später wehrt sie sich, doch anders als erwartet.

Zwar scheint Ulrike der zentrale Charakter zu sein scheint, allerdings treibt Anette die Handlung voran und hat zumindest anfangs die Zügel fest in der Hand. Gernot, Mittel zum Erniedrigungszweck, fungiert als Quotenmann, damit das Buch nicht nur für Lesben-Sex steht. Die Perspektive wechselt je nach Bedarf zwischen den drei. Obgleich es oft nicht so aussieht, haben alle ihren Spaß an der jeweiligen Situation, und dieser Spaß rangiert offenkundig weit vor romantischen und liebevollen Gefühlen.

Möchte man über ‚versauten‘ Sex, der keine Tabus kennt, lesen, werden die deftigen Schilderungen und Svenja Munds lebendiger Stil gewiss den Nerv treffen. Da übersieht man dann auch gern das eine oder andere kleine Manko (Tippfehler, Gernot ist erst Ulrikes Partner, dann ihr Mann, eingangs bringt die Autorin die Schwestern durcheinander und so weiter).

Empfindet man die Themen als zu heftig, bietet das Programm des Verlags jede Menge anderer Bücher, die sicherlich den persönlichen Geschmack besser bedienen.