John Crowley: Das große Werk der Zeit (Buch)

John Crowley
Das große Werk der Zeit
(Great Work of Time, 1989)
Übersetzung: Joachim Körber
Titelbild: Thomas Canty
Wandler, 2021, Paperback, 144 Seiten, 13,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Was könnte man mit eine funktionierenden Zeitmaschine nicht so alles anfangen? Reichtum, Macht, man könnte sich zum Herrscher über die Welt aufschwingen - denkt man zumindest auf den ersten Blick.

Doch dann, wenn man, wie Caspar Last, die Angelegenheit einmal ein wenig genauer durchdenkt, wird man schnell merken, dass es so einfach nun auch nicht ist. Der plötzliche Reichtum muss erklärt werden können, Verstecke können über die Jahrhunderte entdeckt, oder aufgrund Erdrutschen verschüttet werden und woher nur soll man das Startkapitel nehmen? Darüberhinaus wird ein jeder Eingriff in die Vergangenheit zwingend seine Auswirkungen in der Jetztzeit haben.

Um diese seitlichen Abweichungen von der Zeitlinie zu minimieren, gibt es die Andersheit - eine Geheimgesellschaft, die durch das testamentarisch vermachte Vermögen eines gewissen Cecil Rhodes gegründet über Wohl und Wehe des Britischen Empires wacht…


John Crowley ist ein Autor, an dessen Werk sich die Geister scheiden. Die einen loben seine farbenprächtige, wortgewaltige Prosa, seinen Einfallsreichtum und seine stilistische Finesse, Andere können mit seinen zumeist sehr umfangreichen Romanen nicht viel anfangen.

„Little Big, oder das Parlament der Elfen“ erschien ebenso wie „Ägypten“ vor Jahrzehnten auf Deutsch, vor einigen wenigen Jahren legte Golkonda seine Romane „Die Übersetzerin“ und „Ka“ auf.

Nun also ein weiterer Anlauf, eine preisgekrönte Novelle (World Fantasy Award) um eine Zeitmaschine, eine Geheimgesellschaft und das Empire.

Und ich muss zugeben, dass der Text mich gefesselt hat.

Inhaltlich überzeugend, insbesondere was die Folgen der Zeitreisen anbelangt, bietet uns der Verfasser ein kurzweiliges Spiel mit dem „Was wäre wenn“ und dessen Folgen. Dramatik gibt es dabei ebenso wie Abenteuer, Flair und Geheimnisse satt - ein kleines, dünnes Büchlein das zeigt, dass man, um Rezipienten zu erreichen, nicht unbedingt hunderte von Seiten braucht, so man denn weiß über was und noch viel wichtiger wie man schreibt.