Cole Brannighan: Weltendämmerung - Dunkler Paladin 1 (Buch)

Cole Brannighan
Weltendämmerung
Dunkler Paladin 1
Lindwurm, 2021, Paperback, 528 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Äonen ist es her, dass die Avatare der Götter die Welt mit all ihren Bewohnern schufen. Jetzt regt sich einer der Avatare, der unter dem Namen der Dunkle Paladin gefürchtet ist wieder; ein Tor wird aufgestoßen werden, das Ende alles Sterblichen in den Jorvenlanden, der Welt Halodins Rund, steht bevor.

Dies ist die Geschichte dreier Menschen, die in dieser aufregenden Zeit leben.

Finn ist gläubiger Bruder im Orden der Kampfpriester, Khalea eine Taschendiebin - und dann ist da noch die Söldnerin Hauptmann Talisa, die zu beiden Erstgenannten eine ganz besondere Beziehung hat - so sie denn mal nüchtern genug dazu ist, oder sich nicht um ihre Lustbefriedigung kümmert.

Ihre ihnen vom Schicksal auferlegte Mission: das drohende Unheil zu verhindern. Dass sie dann aber quasi am laufenden Band verraten werden, dass selbst treueste Verbündete sie im Stich lassen, mindern ihre so schon nicht gerade überwältigenden Chancen weiter.

Da bleibt nichts anderes übrig, als sich auf das zu besinnen, was ihnen niemand nehmen kann: ihre eigene Dickköpfigkeit, ihr Pech und die geschliffenen Stücke Stahl an ihrer Seite.


Vorliegender Roman, einmal mehr der Auftakt einer Trilogie, erschien wie seine Fortsetzung zunächst via Book on Demand. Nachdem sich die Verkäufe gut anließen, nutzte der neu gestartete Lindwurm Verlag die Chance, die Rechte einzukaufen und die Trilogie in seinem Programm aufzulegen.

Was braucht es zu einem guten, packenden High-Fantasy-Epos? Nun zunächst natürlich vom Schicksal gebeutelte Helden der eher ungewöhnlichen Art; check, das haben wir gleich dreifach. Wer allerdings die derbe Ausdrucks-, und Handlungsweise unserer Söldnerin nicht abkann, der sollte die Finger vom Buch lassen. Das ist schon recht überzeugend realistisch beschrieben, wie diese, angesichts des jederzeit drohenden gewaltsamen Todes, ihr Vergnügen sucht wo sie es findet. Der Ordensbruder dagegen kommt uns zu Beginn eher ein wenig zu brav daher, die Diebin offenbart immer neue Facetten ihres Wesens. Also, die Figuren sind schon einmal ebenso markant, wie fesselnd.

Was wollen wir noch - ach ja, eine Prophezeiung und magische Waffen kommen auch jederzeit gut. Haben wir auch - mehr soll hier, der Spannung wegen, nicht verraten werden.

Dazu gesellen sich dann Luftpiraten, Pegasusse und echsenartige Fluggeschöpfe, Luftschiffe, Magier, gierige Herrscher, durchtriebene Verbrecher und jede Menge Verrat und Kampf. Das hört sich doch jetzt schon mal ganz gut an, oder?

Eine nicht vorhersehbare Wendung am Schluss hält die Spannung der an selbiger auch so schon nicht gerade armen Handlung aufrecht.

Stilistisch bemüht sich der Verfasser erfolgreich darum, seine Erzählerinnen und Protagonisten jeweils sich auch unterschiedlich ausdrücken zu lassen. Das macht den Plot in sich stimmiger und lockert die Geschichte auf.

Nun kann man anmerken, dass dies alles nicht unbedingt ganz neu sei, dass Brannighan das Rad nicht neu erfinden würde - und hätte damit sicherlich recht.

Erfahrene High-Fantasy-Leser ahnen worauf es hinauslaufen wird, doch ist dies nicht wirklich wichtig. Viel bedeutsamer ist doch, dass es dem Autor gelang, mich spannend zu unterhalten. Ich wollte schlicht wissen, wie es mit den Figuren weitergehen würde. Dass der Roman gut ein Fünftel zu lang geraten ist sei angemerkt, dass eine entsprechende Kürzung dem Plot gut getan hätte, auch - doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Zu erwähnen sind noch die kleinen Vignetten, mit denen die Kapitelanfänge verziert sind, sowie die farbige Karte der Welt. Harren wir also der beiden folgenden Bände.