Chaos Walking - Der Roman zum Film, Patrick Ness (Buch)

Chaos Walking - Der Roman zum Film
Patrick Ness
(Chaos Walking 1 - The Knife of Never Letting Go, 2008)
Übersetzung: Petra Koob-Pawis
cbt, 2021, Taschenbuch, 544 Seiten, 13,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Patrick Ness wuchs zwar in den Vereinigten Staaten auf, lebte danach aber viele Jahre in London und arbeitete als Literaturkritiker für „The Guardian“. Damals begann er auch zu schreiben und wurde für seine Jugendbücher regelmäßig ausgezeichnet. Heute lebt er in Los Angeles und schreibt auch Drehbücher. Mit „Chaos Walking“ wird erstmals einer seiner Romane verfilmt.


Für Todd Hewitt ist das Leben nicht einfach, ist er doch das jüngste Mitglied seiner Gemeinde und wird auch entsprechend behandelt. In Prentisstown ist das Leben sowieso anders, weil eine Seuche vor vielen Jahren die Frauen dahin raffte und seither die Männer ständig und jederzeit die Gedanken der anderen hören. Aus diesem Grund gibt es kaum noch eine Privatsphäre und Stille schon gar nicht, denn auch die Tiere sind in der Lage verständlich zu reden.

Einen Monat vor dem Tag, an dem Todd als Mann in die Dorf-Gemeinschaft aufgenommen werden soll, ändert sich jedoch alles, denn er entdeckt im nahegelegenen Sumpf einen Ort der völligen Ruhe und jemanden, den es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte: ein Mädchen. Und das bringt Alles ins Rollen.


Ein fremder Planet, der die Menschen unfreiwillig verändert hat, ein Virus, der verhindert, dass man seine Gedanken vor den anderen geheimhalten kann… Patrick Ness setzt mit seinem dystopischen Szenario ein Zeichen, vermischt es doch Western-Elemente mit denen der Science Fiction.

Die Handlung selbst lässt sich leicht den Geschichten zuordnen, in denen ein junger Held oder eine junge Heldin zu Schlüsselfiguren werden, um ein Lügengebilde in sich zusammenstürzen zu lassen und lange verborgene Geheimnisse zu enthüllen.

Denn natürlich ist nichts so wie es scheint, das merkt man auch schon auf den ersten Seiten des Buches, in denen Todd immer wieder mit unangenehmen Begegnungen konfrontiert wird und erkennen muss, dass sich fast Gleichaltrige verändert haben.

Das Mädchen ist dann der Störfaktor, der die Handlung so richtig in Gang bringt. Zusammen mit ihr beginnt Todd über die engen Grenzen von Prentisstown hinaus zu blicken und nach und nach die Wahrheit zu erfahren.

Zusammen mit den beiden jugendlichen Helden erfährt auch der Leser mehr über die Welt und die Vorgeschichte, die weit komplexer ist als vermutet. Dennoch werden bis zum Ende nicht alle Fragen beantwortet, so dass es weiter spannend bleibt. Der Cliffhanger ist eher das Gegenteil dessen, was man erwartet.

Bis auf den Helden sind die anderen Figuren eher schwach ausgearbeitet und auf wenige - aber wichtige - Charakter-Eigenschaften fokussiert. Die Feinde bleiben bis auf einen fanatischen Prediger eher blass, aber auch dieser kommt eher plakativ und klischeehaft daher.

Der Roman hat durchaus das Zeug zum Auftakt einer SF-Thriller-Reihe, aber auch seine Schwächen - denn gerade der Hintergrund und die Vergangenheit der Siedler, selbst die Geheimnisse, die um die Seuche gemacht werden, bleiben eher schwammig. Immerhin gibt es genug Action, um die Geschichte am Laufen zu halten. Wieviel von dem Roman wirklich in den Film übernommen wurde, da muss man sich wohl auch überraschen lassen.

„Chaos Walking“ hat eine durchaus interessante Grundidee, die Umsetzung ist im ersten Band der Reihe aber recht verhalten und konzentriert sich in erster Linie darauf, den jungen Helden und seine Begleiterin durch die Welt zu jagen und erste Geheimnisse ergründen zu lassen. Das lässt das offene Ende etwas unbefriedigend wirken, auch wenn durch den Cliffhanger Spannung da ist.