Johanna Söllner: Die Spionin von La Valletta (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Mai 2021 21:04
Johanna Söllner
Die Spionin von La Valletta
Blue Panther Books, 2020, eBook, 9,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
Bereits als junges Mädchen hat die Malteserin Djamila Mansour geschworen, sich an den Engländern zu rächen, die ihren Vater und damit auch indirekt ihre Mutter auf dem Gewissen haben. Als Frau werden ihre üppigen Reize nun zum Werkzeug ihrer Rache. Im Auftrag der Italiener soll Djamila die Truppenbewegungen auf Malta beobachten und feindlichen Offizieren unter vollem Körpereinsatz geheime Informationen entlocken.
Schon bei Djamilas Antrittsgespräch als angehende Spionin wird nicht lange gefackelt. Um ihre Eignung zu prüfen, auch in brenzligen Situationen schnelle Entscheidungen im Dienst der Sache zu treffen, darf sie gleich ihren Kommandanten und ihren eigenen Bruder bedienen. Kein großes Opfer für die leicht entflammbare Djamila; die Assistentin ihres Befehlshabers kommt nach den beiden Herren noch als Kirsche auf die Sahne obendrauf.
Wie schon in Johanna Söllners Roman „Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie“ (um eine junge, weltreisende Witwe) ist das Sujet perfekt geeignet, um dort diverse erotische Spielvarianten mit wechselnden Partnern an den unterschiedlichsten Orten unterzubringen. Und einige hohe Herren, die mit der schönen Spionin ihre Unterwürfigkeits-Phantasien ausleben, kommen auf den heimlich geschossenen Fotos nicht so gut weg. Perfektes Material, um sich deren Stillschweigen zu sichern. Umgekehrt muss unsere abenteuerlustige Patriotin auch Einiges über sich ergehen lassen, wenn ihr ‚Opfer‘ härtere Spiele bevorzugt. So geht es mal zärtlich, mal handfest zur Sache; Grenzen wie Geschwister-Sex und Folter werden überschritten und auch vor echten romantischen Gefühlen ist Djamila nicht gefeit.
„Die Spionin von La Valletta“ ist natürlich in erster Linie ein unverblümter Erotik-Roman, doch hat sich Johanna Söllner beim geschichtlichen Drumherum an Fakten gehalten. Ebenso ist eine deutliche Spannungskurve zu erkennen - Djamilas Einsätze werden von Mal zu Mal riskanter, die Engländer kommen ihr auf die Spur, und die Schlinge um ihren Hals zieht sich immer weiter zu, sodass der Roman auch auf dieser Ebene funktioniert. Nicht unbedingt selbstverständlich für das Genre.
Wie bei Blue Panther Books üblich enthält das Buch einen Code, mit dem sich ein Zusatzkapitel downloaden lässt. „Fick mich, Soldat“ beschreibt, wie Djamila mit ganzem Körpereinsatz einen Kontrollposten überredet, sie freizulassen, nachdem sie unter mehr als verdächtigen Umständen gefangengenommen wurde.
„Die Spionin von La Valletta“ ist ein phantasievoller, abwechslungsreicher Erotik-Roman mit einem Background, der mehr ist als nur Alibi.