Letter Bee 1 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 11. Oktober 2010 10:34
Hiroyuki Asada
Letter Bee 1
(Tegamibachi Vol. 1, 2006)
Aus dem Japanischen von Yohana Araki
Titelillustration und Zeichnungen von Hiroyuki Asada
Tokyopop, 2010, Taschenbuch, 200 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-86719-937-7
Von Christel Scheja
In der magischen Welt Amberground herrscht ewige Finsternis. Licht wird nur in den großen Städten erzeigt und gibt den Menschen einen gewissen Schutz gegen die Wesen und Kräfte, die die Dunkelheit schätzen, wie eine Vielzahl von monströsen Insekten. So ist jeder verloren, der eine der Siedlungen verlässt oder zu einsam lebt.
Doch es gibt auch einige wenige, die sich bewusst in die Finsternis wagen. Die sogenannten Letter Bee dienen nicht nur als Postboten und Kundschafter sondern sind auch diejenigen, die dafür sorgen, dass das Licht in den Herzen der Menschen auch weiterhin glüht, indem sie ihnen die entsprechenden Nachrichten überbringen. Diese können auch manchmal sehr menschlich sein. So findet der Letter Bee Goos Suede zielgerecht den kleinen Jungen Lag Seeing, der gerade erst seine Mutter verloren hat und nun der Dunkelheit anheim zu fallen droht. Er nimmt sich seiner an und bringt ihn in Sicherheit. Auf der Reise in eine der anderen Städte gibt es viele Streitigkeiten, denn Lag ist verschlossen und misstrauisch. Doch als er miterlebt, wie entschlossen und tapfer sich Goos trotz seiner erst achtzehn Jahre den Gefahren stellt, erwacht in ihm nicht nur der Wunsch zum Weiterleben sondern auch die Hoffnung selbst einmal ein Letter Bee zu werden. Allerdings ist es ein harter und steiniger Weg dahin. Das ist ihm fünf Jahre später klar geworden – aber Lag hat seine Träume immer noch nicht aufgegeben und stellt sich die ihn erwartenden Herausforderungen.
Phantastische Welten, die ein besonderes Flair haben, benötigen erst einmal eine größere Einführung. Das merkt man auch dem ersten Band von „Letter Bee“ an. Im Grunde passiert nicht viel, außer dass die Hauptfiguren eingeführt werden. Aber durch ihr Zusammentreffen, ihre Reise und die vielen Gespräche wird man nach und nach in die Welt eingeführt und erfährt so erst einmal die wichtigsten Aspekte, die Amberground ausmachen. Daher bleiben die Figuren Lag und und Goos außergewöhnlich blass und austauschbar. Damit die Geschichte nicht zu langweilig wird, gibt es natürlich auch Gefahren die überwunden werden wollen – allerdings ist die Gewalt auf ein Mindestmaß reduziert. Das würde auch sonst nicht zu den Letter Bee passen, die doch eine gewisse Verantwortung gegenüber den Menschen haben und selbst nicht düster sein dürften. Ansonsten kann man in der bizarren Welt so einige Steampunk-Elemente entdecken – ohne die ja japanische Fantasy so gut wie nie auskommt. Die Geschichte setzt ansonsten vor allem auf Atmosphäre und eine lichte lebendige Stimmung, weniger auf Kampf und Gewalt. Der bisher vorgezeichnete Weg ist klar, wird vermutlich aber nicht das einzige bleiben, was die Handlung voran treibt, die zwar recht harmlos ist, aber bisher auch nicht ins Kitschige abgleitet.
Alles in allem wendet sich „Letter Bee“ in erster Linie an die Fantasy-Fans, denen Action und Gewalt weniger wichtig ist als eine stimmungsvolle Atmosphäre, ein ordentlicher Schuss Magie und nicht zuletzt ein ausbaufähiger exotischer Hintergrund. Gerade weil der Manga auch vermeidet albern oder kitschig zu werden, kann man durchaus gespannt auf die Fortsetzung bleiben.