Marie Brennan: Aus der Finsternis zum Licht - Lady Trents Erbe 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Januar 2021 11:38
Marie Brennan
Aus der Finsternis zum Licht
Lady Trents Erbe 1
(Turning Darkness into Light, 2019)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild und Illustrationen: Todd Lockwood
Cross Cult, 2020, Taschenbuch, 480 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Schon mit den fünf Romanen um „Lady Trents Memoiren“ schuf Marie Brennan eine ungewöhnliche Reihe, die sich zwischen Fantasy und Steampunk bewegte. Nun setzt sie mit ihrem neuen Werk, „Aus der Finsternis zum Licht“, noch einen drauf und lässt eine neue Generation aktiv werden.
Wie ihre Großmutter ist auch Audrey Camhurst keine Dame der Gesellschaft, die nur heiraten und Kinder kriegen will. Eher im Gegenteil, denn die junge Frau will lieber ihrer Leidenschaft und Berufung folgen, Als Archäologin und Philologin hat sie sich auf das Übersetzen alter Schrifttafeln spezialisiert, vor allem auf die der ganz frühen drakoneischen Zivilisation.
Der arrogante und misstrauische Lord Glenleigh stellt sie für die Transkription ganz besonders Schriften an, die sich schnell als ein Schöpfungsmythos entpuppen, die es allerdings auch in sich haben. Ehe sich die junge Frau und ihr herbeigerufener drakoneischer Freund Kudshayn versehen, arbeiten sie einer düsteren Gruppe von Verschwörern in die Hände, die einen brutalen Krieg heraufbeschwören könnten.
Auch in seiner Gestaltung ist das Buch ungewöhnlich, wird die Geschichte doch nicht geradlinig erzählt, sondern in der Form eines Brief-Romans, in dem Texte aus der Sicht verschiedener Personen und auch Zeitungsberichte oder Telegramme zu finden sind. Dennoch verlangsamt das den Lesefluss nicht, denn vor allem die Tagebuch-Einträge sind sehr lebendig gehalten.
Die Autorin beweist, dass auch allein die Übersetzung eines uralten Textes spannend sein kann. Man muss nicht herumreisen, um dramatische Abenteuer zu erleben; auch die Intrigen der scirländischen Gesellschaft haben es in sich.
Immerhin scheinen die Zeiten gegenüber der von Lady Trend etwas moderner geworden zu sein, die junge Audrey hat nicht mehr ganz so sehr mit Vorurteilen zu kämpfen wie ihre Großmutter, auch wenn natürlich studierte Frauen belächelt werden und zu einem Skandal mutieren, wenn sie sich auch noch zu wehren wissen.
Die Heldin ist alles andere als schwach, denn sie weiß sich nicht nur mit ihrem Mundwerk und ihrer Klugheit zu wehren, sondern kann auch schon einmal zuschlagen. Zugleich erlaubt ihr Freund und Arbeitspartner Kushayn einen Einblick in die Sitten und Gebräuche der in einer Enklave überlebenden Draconeier und bildet den Grundstock zu einem anderen wichtigen Thema des Buchs: der Angst und dem Hass der Menschen vor dem Fremden.
Mit einem Augenzwinkern aber auch genügend Überraschungen setzt die Autorin das Geschehen in Szene, beweist, dass ihre Helden keine Überwesen sind und auch schon einmal Fehler machen dürfen, was sie umso sympathischer werden lässt. Wie immer stimmt auch die viktorianisch angehauchte Atmosphäre, auch wenn es keine allzu großen Beschreibungen der Umgebung gibt.
Damit ist „Lady Trents Erbe“ 1, „Aus der Finsternis zum Licht“, ein würdiger Nachfolger der ersten Reihe und macht sogar noch Lust auf Mehr, denn die Autorin beweist aufs Neue, dass sie jedes Thema - und das auch auf ungewohnte Weise - interessant und spannend gestalten kann.