Greg Walters: Die Geheimnisse der Âlaburg (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. Dezember 2020 11:45
Greg Walters
Die Geheimnisse der Âlaburg
Farbseher-Saga 1
Titelbild: Alerim
bene Bücher, 2019, Paperback, 404 Seiten, 13,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Leik verkauft Felle in der kleinen Ortschaft am Rande des großen Waldes. Bislang hat er immer unverständlich reagiert, wenn die anderen Jungen von den Mädchen im Ort geschwärmt haben. Doch dann lernt er die Haselnussverkäuferin vom Nachbarstand kennen und - nein, eben nicht!
Nichts mit Romanze, stattdessen kauft ein Vermummter für zwanzig Gulden seinen Ladenhüter, ein eigentlich unverkäufliches Bärenfell. Die Hälfte gibt’s als Anzahlung, den Rest soll Leik abends erhalten, wenn der Käufer sein Fell holen kommt. Doch Leik wartet vergebens - eigentlich viel zu lange, macht ein Schneesturm bislang unbekannten Ausmaßes die Pfade zurück zu seinem Meister doch unpassierbar.
Inmitten des Schneesturms wartet sein Käufer dann, ziemlich unerwartet, doch noch auf ihn. Statt des versprochenen Goldes will der Vonyne Leik allerdings meucheln. In dem Jungen erwachen ihm unbekannte magische Kräfte, die den Dämon töten.
Sein Pflegevater, Jagdmeister Gerald, kennt die Wesen, die unserem Erzähler eine Falle gestellt haben nur zu gut und er ahnt, welche Kräfte in Leik erwachen. Ihr Weg führt die Beiden zur Âlaburg, einem Ort, an dem die magisch begabten Jugendlichen der vier Rassen zusammen leben, lernen und im besten Fall Freunde werden - sollen.
Dass er gleich beim Aufnahmetest das Zimmer der Universitäts-Direktorin verwüstet und offenbart, dass er als Farbseher fähig ist alle drei magischen Kräfte zu nutzen, bedeutet ein schweres Erbe. Statt zu den Menschen geschickt zu werden, kommt er ins weiße Haus - dem Hort für Mischwesen und Versager.
Dort findet er zum ersten Mal im Leben gleichaltrige Freunde: einen Zwerg der noch nie gezaubert hat, einen wohlgenährten Zwerg-Elben, der sie mit schmackhaften lukullischen Kreationen versorgt und einen hinkenden Riesen-Ork. Gemeinsam wehren sie sich gegen die Anfeindungen ihrer Kommilitonen, nehmen am Wettstreit der Häuser teil und werden dann zu ihrer ersten gemeinsamen Mission entsandt - sie sollen in Leiks ehemaliger Heimat dem Verschwinden von Karawanen auf die Spur kommen… und geraten in eine tödliche Beschwörung.
High Fantasy, die sich vornehmlich an jugendliche Leser richtet, so könnte man den ersten Band der Farbseher-Saga überschreiben.
Alle Ingredienzien sind vorhanden: der jugendliche, entwicklungsfähige Held mit geheimnisvoller Gabe, eine magische Bildungsstätte/Universität, zaghafte emotionale Verwerfungen sowohl in positiver Ausrichtung (Leiks Verliebtsein) als auch im Gegenteil (dem Mobbing durch die anderen Völker an der Universität).
Walters nutzt diesen Auftaktband des Zyklus, um uns nicht nur die vier so ungleichen Gefährten - allesamt auf ihre ganz eigene Art Loser - vorzustellen, sondern auch, um uns in seine Welt einzuführen und den noch mysteriösen Antagonisten erstmals auftreten zu lassen.
Was zu Beginn als gelungen zu bezeichnen ist - die Vorstellung des Jungen, seiner zunächst recht beschränkten Welt und seines Mentors -, das entwickelt sich leider nicht wirklich überzeugend weiter. Mit dem Eintreffen auf der Âlaburg verflacht die Handlung zusehends zu einer recht plumpen Harry-Potter-Nachahmung. Ich möchte hier nicht zu sehr spoilern, doch die Anleihen und logischen Brüche häufen sich.
Auf der Haben-Seite bietet der Verfasser eine altersgerechte Sprache, durchaus spannende Momente und eine Minimalaussage für Toleranz gegenüber Fremdvölkern. Dazu kommt, dass der Plot flüssig und auch durchaus spannend zu lesen abläuft. Noch aber fehlt dem Handlungsbogen das Besondere, das Eigenständige um wirklich überzeugen zu können. Warten wir, ob der Autor hier in den nächsten Teilen nachlegen kann.