Fear Agent 1 (Comic)

Fear Agent 1
(Fear Agent 1-10, 2007)
Autor: Rick Remender
Zeichnungen: Tony Moore, Jerome Opena
Übersetzung: Christof Bango
Cross Cult, 2020, Hardcover, 256 Seiten, 26,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Es gab eine Zeit, in der man sich der alten Geschichten der Pulp-Ära entsann, diese aber nicht mit derselben Naivität aufgriff, sondern neu interpretierte. So kamen auch immer mehr Anti-Helden ins Spiel, die es mit dem Gesetz nicht immer so genau nahmen und es dabei gerne einmal ordentlich zurechtbogen. So wie der coole Typ aus „Fear Agent“.

 

Einst gehörte Heath Huston zu einer angesehenen Truppe von Soldaten und Agenten, die aufdringlichen und schädlichen Aliens im Herrschaftsgebiet der Menschen ordentlich in den Hintern traten. Sie waren Kammerjäger und Friedenswächter in einem. Gelegentlich auch Bounty Hunter. Doch inzwischen ist er der einzige seines Teams und ziemlich heruntergekommen, hält sich nur noch mit einer Flasche Whiskey und Gelegenheitsjobs über Wasser. Das ändert sich allerdings, als er einer intergalaktischen Verschwörung auf die Spur kommt. Eine andere Spezies will die Menschen ausrotten - und wenn er das verhindern will, muss er wieder zu einem Fear Agent werden.


Ganz früher waren diese Männer und Frauen coole Helden, die die fiesen Aliens mit links ausgeschaltet haben und dabei Moral und Gesetz auf ihrer Seite hatten, heute aber begegnen die Leser eher abgewrackten Gestalten, die ihren Lebensunterhalt am Rande der Legalität verdienen und von ihrer Regierung wie eine heiße Kartoffel fallengelassen wurden, weil sie mehr als einmal diplomatischen Ärger verursachten.

Ein solcher Fall ist natürlich auch Heath Huston, der seinen Frust im Alkohol ertränkt, sich so gut wie möglich von dem Ärger mit der Erdregierung fernhält und einen sehr zynischen Blick auf seine Umgebung pflegt. Dennoch hat er dass Herz auf dem rechten Fleck, denn er rettet nicht nur eine Erdenfrau, sondern versucht auch vor den Invasoren zur Erde zurückzukommen, um die Regierung zu warnen. Aber wird man ihm glauben?

Das Ganze wird in einem rauen Stil erzählt. Der Held ist genauso derb wie er aussieht, nimmt kein Blatt vor den Mund und hat auch keine Skrupel, seine Gegner umzubringen. Kollateralschäden nimmt er in Kauf. Dennoch ist er sympathisch - der Loser, der von allen fallengelassen wurde und dementsprechend drauf ist, der dennoch Gutes tut und das Beste für die Menschen will.

Vielleicht geht die Handlung nicht sonderlich in die Tiefe, sie nimmt aber die ganzen Pulp-Klischees munter auf die Schippe und präsentiert einen Helden, der öfter als erwartet auf die Nase fällt oder reingelegt wird und der es schafft, gute Laune zu verbreiten, wenn man ein zynisches Raubein und eine vom Spätwestern angehauchte SF-Atmosphäre braucht.

Schon der Auftakt von „Fear Agent“, der die ersten zehn US-Hefte aus dem Jahr 2007 in einem Buch vereint, macht deutlich, dass die Geschichte nichts für zartbesaitete Leser ist, wohl aber für Fans knallharter und bitterböser Satire vor einem Hintergrund, der nur aus goldenen Space Opera-Zeiten stammen kann.