Toni Alexander Ihme: Giftgrüne See, SteamFantasy 2 (Buch)

Toni Alexander Ihme
Giftgrüne See
SteamFantasy 2
Titelbild und Innenillustrationen: Shikomo
Arunya, 2020, Hardcover, 318 Seiten, 14,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Luftschiffe sind der letzte Schrei, wenn es darum geht ebenso schnell wie luxuriös zu reisen. Insoweit ist es nur folgerichtig, dass die Zwergenprinzessin Beleora und ihre Zofe und Leibwächterin Bouri auf dem Weg zur Vermählung mit einem ihr unbekannten Galan an Bord eines der mächtigen Zeppeline gehen.

Dass der Antrieb des Luftschiffs sabotiert wird, dass es ausgerechnet über der Giftgrünen See abstürzt ist natürlich weniger toll.

Die Giftgrüne See, ein undurchdringlicher Dschungel in dem belebte Skelette aus dem letzten Krieg umherziehen, in dem Echsenwesen ihren Göttern Frauen als Opfer bringen und aus dem noch nie ein Forscher lebend zurückkam, muss von den wenigen Überlebenden des Absturzes durchquert werden, so sie sich denn retten wollen.

Mit dabei, ein Halbelf und dessen mechanische Raubkatze, ein religionskritischer Minotaurus, ein zwielichtiger Barde, ein Schiffsjunge nebst tumben Stiermenschen und, zunächst zumindest, der Mechaniker des Luftschiffs. Dass dieser, noch bevor er zu genau von dem Anschlag auf den Antrieb berichten kann ermordet wird, weist darauf hin, dass unter den Überlebenden ein oder vielleicht gar mehrere Mörder sein oder ihr Unwesen treibt.

In der Folge müssen sich unsere Helden mit riesigen Würmern, gottgeschaffenen Drachen und jeder Menge Intrigen und Verrat herumärgern - aber das bringt doch zwei gestandene Zwergendamen nicht aus dem Gleichgewicht, oder?


Toni Alexander Ihme legt als zweiten Band der „SteamFantasy“-Reihe einen durchaus abwechslungsreichen Roman vor.

Die Bücher des Arunya-Verlages sind handwerklich sehr schön gemacht. Hardcover, dazu farbige Innenillustrationen und: das kleinoktave Format liegt beim Lesen wunderbar leicht und angenehm in der Hand.

Inhaltlich hatte ich, ganz dem Signet der Reihe folgend, eigentlich erwartet, dass uns der Autor mit jeder Menge dampfgetriebenen Lebewesen verzückt. Doch diese typischen Steampunk-Beigaben sucht man weitgehend vergebens. Ihme setzt diese sehr dosiert ein, konzentriert sich mehr darauf, uns eine phantastische Abenteuer-Geschichte in der Nachfolge von Sir Arthur Conan Doyles „Die vergessene Welt“ zu präsentieren.

Und der Plot hält hier so Manches für den Leser bereit. Als Bühne dient der der vor Leben überbrodelnde Dschungel. Dazu kommt eine Kriminalhandlung (wer ist verantwortlich für den Absturz, wer für den Mord am Mechanisten - und warum?), phantastische Wesen (wandelnde, intelligente Skelette oder der Riesenwurm) und dunkle Beschwörungen.

Daneben setzt der Autor zu den bekannten Fantasy-Völkern der Zwerge und Elfen auch atheistische Minotauren als Protagonisten ein. Das ist neu, hatte ich so noch nie gelesen und bot die willkommene Gelegenheit, sich mit dogmatischen Hardlinern, egal welcher Richtung, auseinanderzusetzen. Ein ganz klein wenig überfrachtet wirkte die Handlung auf mich, ein paar Wendungen und Offenbarungen weniger, hätten es auch getan.

Das Buch aber unterhält ebenso phantastisch wie abenteuerlich und bietet einige Stunden humorvolle und packende Unterhaltung.