Gruselkabinett 164: Die Toten vergeben nichts, Robert E. Howard (Hörspiel)
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 04. November 2020 14:06
Gruselkabinett 164
Die Toten vergeben nichts
Robert E. Howard & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: David Nathan, Ingeborg Kallweit, Bert Stevens, Patrick Bach u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 46 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8191-3
Rezension von Christel Scheja
Robert E. Howard (1906-1936) ist zwar mehr bekannt durch seine epischen Geschichten um Conan und andere Helden aus archaischen Zeiten, hat aber auch einige Horror-Geschichten geschrieben, die nun nach und nach in der „Gruselkabinett“-Reihe umgesetzt werden. Anders als seine Kollegen setzt er dabei weniger auf das zurückhaltende Grauen, sondern mehr auf Action. Was man auch an „Die Toten vergeben nichts“ merkt.
Man schreibt das Jahr 1877 und es ist die Zeit der großen Viehtrecks, bei denen die Rinder noch durch das halbe Land getrieben werden müssen, was nicht nur bei den Tieren sondern auch bei den Menschen Opfer kosten kann. Jim Gordon ist Anführer eines solchen Trecks und kommt mehr als erschöpft an seinem Bestimmungsort an. Aber er ist nicht nur aufgrund der Entbehrungen und überstandenen Katastrophen am Ende seiner Kraft, denn er wird von düsteren Mächten verfolgt - der rachsüchtigen Seele einer Frau, die die Macht hatte, ihn grausam zu verfluchen.
Jim Gordon ist einer von Howards typischen Helden, ein Macher, der schneller mit der Waffe zur Hand ist als er denkt. Und so kommt es auch, dass sein Aufbruch aus Texas unter einem düsteren Stern steht. Zwar schreit keiner nach Gerechtigkeit für den Mord an einem farbigen Ehepaar und er hat seine Spuren gut verwischt, aber ausgerechnet die Frau besitzt die Fähigkeit, ihn auch noch über ihren Tod hinaus zu verfolgen und so deutlich zu machen, was sie will: Rache um jeden Preis.
Die Sprecher tauchen gut in ihre Rollen ein, gerade David Nathan nimmt man das Raubein ab; er ist durch seinen Tonfall die perfekte Besetzung des Mannes, der erst nach und nach auch seine Schwächen und Verunsicherung zeigen darf.
Die Geschichte wird routiniert und kurzweilig abgearbeitet, bietet Einiges an Spannung und am Ende auch das passende Ende - aber so viel Tiefgang und Grauen wie bei anderen Hörspielen sollte man nicht erwarten. Das ist dem Autor geschuldet, der eher auf handfeste Ereignisse setzt, die seine Figuren verunsichern, als auf schleichenden Grusel, der die Hauptfigur bis zum Ende kämpfen und am Ende untergehen lässt.
Sound-Effekte und Musik sind wie immer passend ausgesucht und erzeugen eine glaubwürdige Western-Atmosphäre.
„Die Toten vergeben“ ist ein solides Hörspiel der „Gruselkabinett“- Reihe, das auch einmal den Hörern entgegenkommt, die Spaß an eher handfesten Abenteuern und Helden haben als immer nur stilles Grauen und zurückhaltende Figuren, die lange Zeit mehr reagieren als selbst handeln.