Christina Henry: Die Schwarze Königin - Die Chroniken von Alice 2 (Buch)

Christina Henry
Die Schwarze Königin
Die Chroniken von Alice 2
(The Red Queen, 2016)
Übersetzung: Sigrun Zühlke
Titelbild: Julia Lloyd
Penhaligon, 2020, Hardcover, 324 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3235-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Alice, das Mädchen aus gutem Hause aus der reichen Neustadt, das Kind, das entführt und verkauft worden war, das den Brand des Irrenhauses, in das ihre Familie sie weggesperrt hatte überlebte, hat gesiegt. Mit Magie hat sie ihren Widersacher in einen Schmetterling verwandelt und das Band zu dem mächtigsten Magier der Stadt durchtrennt.

Und trotzdem und obwohl sie den verrückten Axtmörder Hatcher als Beschützer an ihrer Seite hat, muss sie aus der Stadt fliehen.

Im sagenhaften Umland aber stoßen sie weder auf die versprochenen grünen Wiesen, noch auf die Blumen und Felder. Stattdessen, überall schwarze Asche von einem verheerenden, magisch erzeugten Feuer, das das Land entvölkert hat.

Eigentlich wollten sie Hatchers vor Jahren entführte Tochter suchen, jetzt sind sie einmal mehr auf der Flucht. Auf der Flucht vor dem Kobold der Königin. Denn die Weiße Königin in ihrem Schloss aus Eis, aus dem man die Schreie der Kinder hört, ist hinter ihnen her. Als sie getrennt werden weiß Alice, dass sie sich ihrer Angst und der weißen Königin wird stellen müssen, andernfalls wird sie untergehen.


Was war das doch für ein Auftakt. Der erste Band der Chroniken um die etwas andere Alice im Wunderland bot eine frische Abwandlung des bekannten Themas. Und der Roman offerierte eine Handlung, die den Leser ansprang wie ein Tiger. Voller bizarrer Gestalten, überraschender Wendungen war er, der Auftaktband der bislang vierteiligen Chronik.

Nun, um dies vorwegzunehmen, die direkte Fortsetzung kann da leider nicht ganz mithalten.

Die Autorin versucht ihre Alice mit anderen Märchen-Figuren - hier der Weißen Königin, in den späteren Bänden mit Peter Pan und Rotkäppchen - zu kombinieren, die eigentlich bekannte Handlung aufzupeppen, zum Teil deutliche Horror-Elemente beizumischen und daraus etwas Neues zu schaffen.

Vorliegend funktioniert dies nicht ganz so gut. Lange, fast zu lange irren Alice und ihr Freund durch den Wald rund um das Schloss, passiert wenig, zu wenig. Dann, ab circa der Mitte des Buches, werden die Beiden getrennt und wir begleiten Alice dabei, wie sie zunächst nur versucht, zu überleben.

Nach und nach erfährt sie, mit ihr natürlich der Leser, Genaueres über die Weiße Königin, die wir allerdings mehr durch ihre unschuldigen Opfer kennenlernen, als dass sie uns groß vorgestellt würde. Als Antagonist bleibt sie den ganzen Roman über diffus, wirkt nicht griffig genug. Dabei bietet sie eigentlich alles, was wir vom Bösen im Märchen erwarten: sie verzaubert Menschen in Ungeheuer, entführt unschuldige Kinder, lässt einen Kobold auf ihre Umgebung los und verwandelt ihren Wald in eine perfide Falle. Doch hier bleibt die Autorin weit hinter den packenden, gruseligen Schilderungen und Darstellungen der Bösewichter aus dem ersten Teil zurück.

Im Finale führt die Autorin ihre Plots dann zusammen, bietet ein zwar befriedigendes, aber nicht wirklich Hollywood-mäßiges Ende, so dass es im für Frühjahr 2021 in Vorbereitung befindlichen Titel auf nach Nimmerland geht.