House of Mystery 1: Zimmer ohne Ausweg (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 19. September 2010 19:17
Matthew Sturges & Bill Willingham
House of Mystery 1
Zimmer ohne Ausweg
(House of Mystery, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelbild von Sam Weber
Zeichnungen von Luca Rossi, Ross Campbell, Jill Thompson, Zachary Baldus, Steve Rolston, Sean Murph
Farben von Lee Loguhridge & Dave McCaig
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 128 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-914-4
Christel Scheja
Viele kennen Bill Willingham vermutlich bereits durch seine Comic-Serien „Fables“ und „Jack of Fables“. Zusammen mit seinem Autorenkollegen hat er eine weitere Reihe geschaffen, die durchaus auch in sein Universum passen könnte „House of Mystery“.
Das Haus am Ende der Welten, eine Villa im viktorianischen Stil ist jedoch nicht nur ein Treffpunkt für Wanderer der unterschiedlichsten Welten und Zeiten, sondern für manche auch ein Gefängnis, das sie nicht mehr verlassen können. Schnell ist man in die Falle getappt, denn der erste Drink im House of Mystery ist immer kostenlos. Für alle weiteren und das Essen muss man mit einer ganz besonderen Währung bezahlen – nämlich Geschichten aus seinem eigenen Leben.
Fig Keele, die gerade erst selbst alles verloren hat, betritt eines Tages diesen Ort und muss feststellen, dass sie ihn nicht mehr verlassen kann. Das Tor nach draußen bleibt für sie verschlossen. Dabei hat sie eigentlich nur herausfinden wollen, was es mit dem Haus auf sich hat, das schon so lange durch ihre Träume gegeistert ist und von den meisten anderen, die sie um Rat fragte, nur als Ausgeburt ihrer wirren Phantasie abgetan wurde. Nun, wo sie es weiß, möchte sie am liebsten wieder weg, aber jeder Fluchtversuch verläuft im Sand. Mal wird sie nur sanft zurückgedrängt, dann wieder wird es schmerzhaft. Aber immerhin kommt sie fünf Personen in diesem Haus näher, die ihr Schicksal teilen. Da ist einmal der Poet, der für seine Geschichten sehr feinsinnige Worte wählt, dann die Piratin, die so leidenschaftlich, aufbrausend und wild ist, wie man sich kriegerische Frauen vorstellt, die noch immer dem Schauspiel zugetane Dramaqueen, die aushilfsweise kellnert und nicht zuletzt der Barkeeper, der sich mit seiner Situation abgefunden zu haben scheint und die Ruhe zu bewahren weiß. Alle werden durch Fig aufgerüttelt, und auch wenn sie nicht an Erfolg glauben, so schließen sie sich ihr doch an und entdecken so Teile des Hauses, die ihnen bisher verschlossen blieben.
Das Szenario eines Hauses am Ende der Welten, in dem Wesen aller Zeiten und verschiedener Daseinsebenen zusammentreffen, ist schon mehrfach in der Phantastischen Literatur aufgegriffen worden, im Comic eher weniger. Bill Willingham und Matthew Sturges haben den Grundplot mit eigenen Ideen ausgekleidet. Dabei nutzen sie ihr Wissen um Märchen und Mythen, das sie bereits für die Fables gesammelt haben, denn allein die Geschichte der Hungry Sally spinnt schon einen eigentlich harmlosen Kinderreim auf makabre Weise weiter. Und auch die Geschichten anderer Besucher haben es in sich – zeigen sie doch, dass jeder einen Grund hat, hier gelandet zu sein – sei es nun, dass er der Täter oder das Opfer war. Die Geschichte lebt nicht unbedingt von Action und den Geheimnissen, die enthüllt werden müssen, auch wenn die Helden beginnen, die anderen Räume zu erforschen, sondern eher von den skurrilen und kauzigen Gestalten, denen die junge Heldin wie der Leser hier zum ersten Mal begegnet. Zusammen mit Fig Keele, die anfangs übrigens namenlos bleibt, lernt man nach und nach erst die Macht und Wirkung des Hauses zu verstehen. Natürlich wird nicht alles verraten – damit man auch neugierig auf die nachfolgenden Bände bleibt.
Neben dem interessanten Hintergrund weiß auch die Handlung zu gefallen, da es immer wieder Überraschungen gibt – manchmal von der ekligen und brutalen Art, dann doch wieder sehr einfühlsam oder geheimnisvoll.
Alles in allem bietet „House of Mystery“ eine ausgewogene Mischung aus Mystery, Fantasy und Abenteuer, die vor allem Fans von Serien wie „Sandman“ oder „Fables“ und deren Ableger ansprechen dürfte.