Aprilynne Pike: Elfenkuss – Faerie-Tale 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. September 2010 19:12

Aprilynne Pike
Elfenkuss
Faerie-Tale 1
(Wings, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Anne Brauner
Titelgestaltung von Hauptmann & Kompanie, Hanna Hörl unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock, Angela Hawkeye
Autorenfoto von Kenneth Pike
cbj, 2010, Hardcover, 360 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-570-13884-7
Irene Salzmann
Die 15-jährige Laurel wurde einst von ihren Eltern in einem Körbchen vor der Tür gefunden. Die Sewells zogen sie auf wie ihre eigene Tochter, und das Mädchen verlebte eine glückliche Kindheit im Haus ihrer Großmutter am Waldrand, unterrichtet von den Eltern. Nun jedoch möchte der Vater seinen langgehegten Traum realisieren und eine Buchhandlung in Crescent City eröffnen. Die Sewells ziehen um, das alte Haus soll verkauft werden, und Laurel muss die Highschool besuchen.
Dort findet sie überraschend schnell Anschluss, denn ihr Mitschüler David Lawson bemüht sich sehr um sie und stört sich auch nicht daran, dass sich Laurel bei jedem Wetter lieber im Freien als in der Cafeteria aufhält und Veganerin ist. Er steht auch weiterhin zu ihr, als Laurel sich zurückzieht: An ihrem Rücken bilden sich plötzlich zwei Beulen, die immer mehr wachsen, und sie glaubt schon, einen Tumor zu haben. Schließlich vertraut sich Laurel David an und zeigt ihm ein Paar blütenartiger Flügel. David ist fasziniert und beginnt, Laurel zu untersuchen, wobei er einige interessante Entdeckungen macht. Kann es sein, dass das Mädchen mehr Pflanze als Mensch ist? Als Laurel mit ihren Eltern zum alten Haus zurückkehrt, für das sich ein Interessent gefunden hat, begegnet sie im Wald einem attraktiven jungen Mann. Tamasin erklärt, sie wäre eine Elfe wie er und sie müsse verhindern, dass das Haus verkauft wird, da es ein Tor nach Avalon, der Elfenwelt, sei. Laurel will ihm nicht glauben, da das alles viel zu phantastisch klingt, aber dann ereignen sich unheimliche Dinge, die bestätigen, dass er die Wahrheit sagte. Laurel muss ihre Rolle akzeptieren und an der Seite der Elfen gegen finstere Mächte kämpfen, um ihre wahre Heimat und das Leben der Menschen zu retten, die ihr etwas bedeuten ...
Zwischen all den Vampiren, Werwesen, Engeln und Dämonen sorgen Elfen noch immer für ein wenig Abwechslung, vor allem wenn sie wie in diesem Band zu ihren märchenhafte Wurzeln, den Blumenfeen, zurückkehren. Laurel, Tamasin und die anderen sind so anmutig wie die Elfen des Jugendstils und wie man sie von alten Stammbuchbildern kennt (nicht so düster wie die Versionen von zum Beispiel Holly Black und Melissa Marr) – und sie sind gewissermaßen Pflanzen, mit der Natur verbunden, so dass die Sache mit den Bienchen und Blümchen plötzlich einen ganz anderen Stellenwert hat.
Davon einmal abgesehen folgt die junge Autorin den gängigen Mustern, die von der Mehrheit der Leser geschätzt werden: Laurel umgibt ein großes Geheimnis, das sie selber Stück für Stück aufdeckt, wodurch sich ihr Leben gewaltig verändert und ihr eine schwere Aufgabe auferlegt wird. Sie muss diese jedoch nicht allein bewältigen, denn ihr Mitschüler David lässt sie selbst dann nicht im Stich, als die Gefahr eskaliert und deutlich wird, dass ‚normale‘ Menschen dem Feind nicht gewachsen sind. Auch Tamasin bleibt an Laurels Seite. Sie weiß, dass sie sich eines Tages zwischen den beiden entscheiden muss.
Mitunter greifen die Überraschungen und Problemlösungen etwas zu einfach und gefällig ineinander. Das leseerfahrene Publikum sieht so manche Entwicklung vorher. Junge, romantische Leserinnen ab 13 Jahre, die bereits begeistert dem „Twilight“-Drama um Bella, Edward und Jacob folgten, werden jedoch auch von „Elfenkuss“ bestens unterhalten, da der Roman vergleichbare Inhalte bietet und mit sympathischen, interessanten Charakteren aufwartet (tatsächlich gehört Apilynne Pike derselben Schriftstellergruppe wie Stephenie Meyer an).
Die Autorin zieht die Geschichte flüssig und flott durch. Ihre Charaktere sind sympathisch, die Bienchen und Blümchen benehmen sich altersgerecht – und so darf man den Titel der Zielgruppe uneingeschränkt empfehlen. Das reifere Publikum kann ebenfalls Spaß an der Lektüre haben, wenn es das Genre mag und im Hinterkopf behält, dass „Elfenkuss“ das Erstlingswerk einer jungen Schriftstellerin für Jugendliche ist. Da der Roman einige Fragen offen lässt, ist mit einer Fortsetzung zu rechnen – in den USA liegt bereits „Spells. A New Kind of Faerie Tale“ vor.