Vertigo Select 13: Death (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. September 2010 19:10
Neil Gaiman
Vertigo Select 13
Death
(Death: The High Cost of Living #1-3, Death talks about Life, Death: the Time of your life # 1-3, A Death Gallery, Sandman: A Gallery of Dreams, Skybos Vertigo Tradong Cards, Skybox Sandman Trading Cards, Vertigo’s a Winter’s Edge #2,9-11, The World’s finest Comicbook Writers and Artists tell Stories to remember, 1989-2003)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Dave McKean
Zeichnungen von Chris Bachalo, Mark Buckingham, Dave McKean
Farbe von Matt Hollingsworth
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 196 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86607-931-1
Irene Salzmann
Die Graphic Novel „Death“ beinhaltet alle Mini-Serien und Oneshots dieses aus „Sandman“ bekannten Charakters: „Der Preis des Lebens“, „Die Zeit deines Lebens“, „Eine Wintergeschichte“, „Das Rad“ und „Death spricht über das Leben“. „Eine Wintergeschichte“ und „Das Rad“ liegen damit erstmals in deutscher Sprache vor.
Die Einleitung verfasste die Performancekünstlerin, Musikerin, Lyrikerin, Kabarettistin und Regisseurin Amanda Palmer, die mit Neil Gaiman, dem Autor der „Death“-Storys, verlobt ist. Als Zeichner konnten namhafte Künstler wie Chris Bachalo („Uncanny X-Men“), Mark Buckingham („Fables“), Dave McKean („Signal to Noise“) und andere gewonnen werden. In Folge ist die Graphic Novel kein homogenes Werk, denn die Illustratoren haben ihre stilistischen Eigenheiten, und was gefällt ist Geschmackssache.
Einmal in hundert Jahren nimmt Death menschliche Gestalt an, um zu erfahren, was sie den Menschen mit dem Leben nimmt. An diesem einen Tag ist Sexton, ein Jugendlicher, ihr zunächst unfreiwilliger Begleiter. Sexton kann seinem trostlosen Leben nicht viel abgewinnen und hält Didi zunächst für verrückt, als sie ihm erzählt, sie sei der Tod. Aber dann tauchen weitere bizarre Gestalten auf, die etwas von Death wollen – und nicht alle sind harmlos. Sexton erkennt, dass er doch an seinem Leben hängt.
Das trifft auch auf Hazel und Foxglove zu, ein lesbisches Paar, das immer öfter getrennte Wege geht, denn Hazel kümmert sich um das gemeinsame Wunschkind Alvie, während Foxglove ihre Karriere als Musikerin vorantreibt und es auf den Reisen mit der Treue nicht allzu genau nimmt. Als ihr ein verstorbener Freund im Traum erscheint und sie auffordert, sofort nach Hause zu gehen, um etwas Schlimmes zu verhindern, zögert sie – fast zu lange. Doch mit Hilfe einiger anderer, gelingt es ihr, Hazel und Alvie im Zwischenreich zu finden, wo die beiden von Death festgehalten werden. Hazel hatte einen Deal mit ihr, und nun soll der andere Teil des Handels erfüllt werden: Einer der Lebenden muss mit Death gehen ...
In den drei Oneshots philosophiert Death über ihre Aufgabe, es wird an die Schrecken des 11. Septembers erinnert und schließlich über AIDS aufgeklärt.
Die Mini-Serien sind durch Death und andere wiederkehrende Protagonisten (Hazel und Foxglove) mehr oder weniger miteinander verbunden. Die Oneshots stehen für sich selbst und wurden zu bestimmten Anlässen geschaffen.
Allen Comics ist gemein, dass Death eine wichtige Rolle, wenn nicht sogar die Hauptrolle innehat und es um den Sinn von Leben und Tod geht. So will die Titelfigur verstehen, wie es ist, ein Mensch zu sein und was jeder verliert, den sie holt. Sie ist nicht böse, sondern erfüllt eine notwendige Aufgabe, bringt manchem sogar Frieden und Erlösung. Trotzdem ist nicht immer zu verstehen, warum es sinnlose Tode gibt wie beispielsweise beim Attentat auf das World Trade Center. Ein Kind verlangt Antworten, die ihm keiner geben kann, und doch geht das Leben für die Hinterbliebenen weiter.
Die Atmosphäre der Comics ist melancholisch, aber nicht wirklich deprimierend, denn Death hat oft ein Lächeln auf den Lippen, hört den Menschen zu, weckt oft sogar erst den Lebenswille und gibt jenen eine zweite Chance, deren Zeit noch nicht um ist. Es sind stille Geschichten, die ganz ohne billige Action und Horror auskommen, nachdenklich stimmen und durch die Summe aus Wort und Bild in den Bann ziehen. Man muss zwischen den Zeilen lesen und auf winzige Details achten, um die tiefer gehenden Aussagen zu entdecken.
Schätzt man die vielseitigen Werke Neil Gaimans („Coraline“, „Black Orchid“, „Stardust – Der Sternwanderer“), wird man sich auch „Death“ nicht entgehen lassen wollen, insbesondere da der Titel die „Sandman“-Reihe ergänzt. Die hier präsentierten Geschichten sind in sich abgeschlossen und können ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Die Gestaltung der Graphic Novel folgt der mittlerweile Tradition gewordenen Aufmachung: Paperback mit Klappenbroschur, Kunstdruckpapier. Rundum ein gelungener Comic-Band für das reifere Publikum, das gehobene Unterhaltung wünscht!