Claudia Toman: Jagdzeit (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 11. September 2010 13:38
Claudia Toman
Jagdzeit
Olivia Kenning 2
Titelgestaltung von Hauptmann & Kompanie Werbeagentur/Teresa Mutzenbach
Diana, 2010, Taschenbuch, 336 Seiten, 8,95 EUR,ISBN 978-3-453-35399-2
Birgit Scherpe
So hatte sich Olivia ihr neues Lebensjahr nicht vorgestellt. Statt an der Seite eines attraktiven Mannes ein glamouröses Autorinnenleben zu führen und einen Bestseller nach dem anderen zu veröffentlichen, ist sie Single, leicht übergewichtig – und eine anhaltende Schreibblockade verhindert die Entstehung ihres zweiten Romans.
Da kommt ihr das Angebot zu einem Blind Date in einem kleinen Bergdörfchen gerade recht, auch wenn sie es nur ungern zugibt. Aber die Aussicht, einen brauchbaren Mann kennenzulernen und vielleicht die eine oder andere Inspiration für ihr neues Buch zu bekommen, lässt sie alle Bedenken über Bord werfen. Und so packt sie ihre Sachen, gibt die Katze bei ihren Eltern ab und fährt in die Berge. Dort ist der Empfang allerdings alles andere als freundlich. Von ihrem potentiellen Lover versetzt, muss sie sich mit den Dorfbewohnern befassen, die ihr als Fremde gegenüber mehr als misstrauisch sind. Auch der seltsame Schnüffler Adrian Alt, der komischerweise überall dort auftaucht, wo auch sie hingeht, erleichtert ihr mit seinen rätselhaften Äußerungen und Andeutungen nicht gerade den Aufenthalt. Was hat es mit den mysteriösen Todesfällen auf sich, von denen er ihr erzählt? Und gibt es wirklich Wölfe im Wald, vor denen der Wirt sie so eindringlich warnt? Neugierig beginnt Olivia zu recherchieren und stößt dabei eher unabsichtlich auf das dunkle Geheimnis, welches das Dörfchen umgibt. Ein Geheimnis, das seine Bewohner um jeden Preis schützen wollen – und so erklären sie, dass Jagdzeit ist. Dumm für Olivia, dass sie dabei das Wild abgeben soll.
Nach „Hexendreimaldrei“ ist „Jagdzeit“ der zweite Roman der Wiener Schriftstellerin Claudia Toman, in dem sie ihre Heldin Olivia Kenning auf dem direkten Wege von der Großstadt in die wilde Natur schickt. Hier bringt sie in bester Bridget-Jones-Manier nicht nur sich selbst sondern auch die Einwohner des Dorfes und den Schnüffler Alt, Held wider Willen, durcheinander und macht dann auf der Flucht auch noch den Wald und seine Bewohner unsicher. Um die Geschichte nicht zu einem simplen Frauenroman verkommen zu lassen, hat Claudia Toman ihre Story mit einem alten Kriminalfall, einem Schuss Fantasy und einem kleinen Klecks Esoterik gewürzt, so dass am Ende ein Werk herausgekommen ist, dessen einzelne Elemente zwar durchaus bekannt, in dieser Kombination aber definitiv noch nicht dagewesen sind.
Passend zur eigenwilligen Geschichte, ist auch der Schreibstil der Autorin alles andere als gewöhnlich. In einer Mischung aus Echtzeiterzählung und verschiedenen Rückblicken, mal aus der Sicht Olivias, mal aus der Sicht Adrians, beschreibt sie die Geschehnisse im Dörfchen, die Vorgeschichte und Hintergründe, und natürlich auch Olivias wilde Flucht durch den Wald. Dabei schafft die Autorin es, die Abenteuer ihrer Heldin charmant und vor allem auch höchst amüsant wiederzugeben und trotz der Zeitsprünge und verschiedenen Handlungsstränge niemals verwirrend zu werden. Lediglich Claudia Tomans kleiner Abstecher ins Esoterische, Olivias Suche nach sich selbst und ihrer Kreativität, ist ein wenig langatmig und pathetisch geworden und mag nicht so Recht zum Rest des Buches passen.
Alles in allem ist „Jagdzeit“ aber ein amüsanter, kurzweiliger Frauen-Fantasy-Roman, der durch seine ungewöhnliche Art und seinen lockeren Schreibstil besticht. Ein schönes Buch für die Urlaubsreise oder für gemütliche Wochenenden daheim!