Arne Hoffmann: PetPlay (Buch)

Arne Hoffmann
PetPlay 
Blue Panther Books, 2020, Hardcover, 124 Seiten, 12,m90 EUR, ISBN 978-3-86477-324-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Im vorliegenden erotischen Ratgeber stellt Arne Hoffmann die Spiel-Art PetPlay vor. Einführend erklärt er, dass diese nichts mit Sodomie zu tun hat und sich auch abgrenzt von den Furrys, die sich für vermenschlichte Comic-Tierfiguren (Duffy Duck, Yogi Baer, Micky Mouse etc.) begeistern und sich eher im Cosplay tummeln, als dass sie in entsprechender Verkleidung oder beim Fernsehen sexuelle Befriedigung empfinden.

Petplay lässt sich am Ehesten als eine Mischung aus Rollenspiel und BDSM definieren, wobei sich die Ausprägung von Erziehung und Dominanz, Erniedrigung und Unterwerfung, Fesselungen und schmerzhafter Züchtigung sowohl an dem Naturell des gewählten Tieres als auch an den persönlichen Neigungen von Tier und Herrchen orientieren, wobei durchaus auch das Tier eine eher dominante Rolle einnehmen darf. Es kann, muss aber nicht zu sexuellen Handlungen kommen.

Die Gründe, weshalb sich Menschen auf Petplay einlassen, weist Parallelen zur Herr-Sklave-Beziehung auf: Wer einen anstrengenden Alltag hinter sich lassen, Verantwortung abgeben und sich in die Obhut einer Vertrauensperson geben möchte, entscheidet sich eventuell für diese Form des absoluten sich-fallen-Lassens, um die ersehnte, notwendige Entspannung zu erlangen. Manche wählen eine begrenzte Auszeit, andere wollen ihre Rolle überhaupt nicht mehr aufgeben, und je länger und intensiver sie sich mit dem gewählten Tier identifizieren, umso schwerer fällt es ihnen, ihren Kopfraum zu verlassen und in die Wirklichkeit zurückzukehren, wenn beispielsweise gesundheitliche Probleme auftreten. Auf dem Herrn lastet daher eine große Verantwortung.

Über diese Grundlagen hinaus, die interessierten Neulingen die Hintergründe von Petplay erläutern sollen, gibt der Autor viele praktische Tipps und verweist auf weiterführende Bücher im Anhang und Internet-Adressen, die detaillierte Informationen, Hilfe und Partner-Vermittlung anbieten.

Unter anderem rät Arne Hoffmann, wenn man Petplay ausprobieren möchte, preiswertes Equipment im Tierhandel, Faschingsbedarf und unter Haushaltswaren zu suchen und dabei darauf zu achten, ob Halsband, Trinkschale, Schlafstatt und so weiter mit der menschlichen Anatomie kompatibel sind, um Verletzungen zu vermeiden. Tierfutter soll zwar nicht schädlich sein, aber keinesfalls zur Dauerspeise werden, da die Zusammensetzung für den Organismus wenig geeignet ist. Auch weist er darauf hin, dass man beim Schutz von empfindlichen Körperteilen improvisieren kann durch dicke Handschuhe, Socken, Knieschoner etc. Natürlich offeriert der Handel Einiges an exquisiter Ausrüstung, aber zu einem entsprechenden Preis.

Ferner beschreibt er, wie unterschiedlich die Spiele ablaufen können: Ein Petplayer, der eine Katze verkörpert, mag womöglich die meiste Zeit dösend in der Sonne liegen und sich beim Tollen bewusst den Anordnungen widersetzen. Hingegen ein Hund wird vielleicht aufs Wort gehorchen, Kunststücke lernen und seinen Herrn stets zufriedenstellen wollen. Das Pferd/Pony als edles, stolzes Vorzeige-Tier will gar abgerichtet werden und immer neue Aufgaben meistern. Darüberhinaus darf man auch in eine ungewöhnlichere Rolle schlüpfen, sei es eine Robbe, ein Wurm oder ein Schwein. Die Tiere werden ermahnt, erzogen und gegebenenfalls bestraft oder belohnt, der Herr kümmert sich um alle Bedürfnisse wie Pflege, Essen, Spielen und Hätscheln.

Freilich kann das Spiel in erotischen Höhepunkten gipfeln, die bereits eingeleitet werden durch Nacktheit, figurbetonendes Geschirr, Anal-Plugs mit passendem Schweif und so weiter. Auch die eingeschränkte Bewegung, um nur den Gang auf allen Vieren zu erlauben, das Anlegen einer Leine, Fesselung als Strafe, das Führen zum Baum statt zur Toilette können dazu gehören.

Wie immer legt der Autor größten Wert darauf, auf Probleme hinzuweisen, die das Spiel zu stören oder gar die Gesundheit zu gefährden vermögen. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, dass die Partner über ihre Wünsche und Grenzen stets sprechen, Safe-Words oder Gesten festlegen, um einen Abbruch zu erwirken, körperliche Einschränkungen und anderes mehr offenlegen. Nur wenn die Beteiligten ehrlich zueinander sind und der Partner in Verantwortung seiner Obhutspflicht akribisch nachkommt, minimiert man Risiken und sorgt für viel Spielvergnügen.


„PetPlay“ versteht sich als informative Einführung, anhand derer man sich einen ersten Eindruck davon machen kann, ob man das ausprobieren möchte und worauf dabei zu achten ist. Für verwandte Themen beziehungsweise Details schlägt Arne Hoffmann dem Leser vor, die darauf spezialisierten Ratgeber hinzuzuziehen und sein Wissen anhand der ausführlichen Bibliografie/Internet-Adressen zu vertiefen.

Der Ratgeber ist eine gute, seriöse erste Quelle, die dem Neuling zweifellos weiterhilft.