Rick Riordan: Die Gruft des Tyrannen - Die Abenteuer des Apollo 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 12. Juni 2020 19:43
Rick Riordan
Die Gruft des Tyrannen
Die Abenteuer des Apollo 4
(The Tyrant’s Tomb, 2019)
Übersetzung: Gabriele Haefs
Titelbild: Helge Vogt
Carlsen, 2020, Hardcover, 478 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-551-55691-2 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seitdem sein Vater, der allmächtige Zeus höchstselbst, seinen vorlauten, oberflächlichen und egoistischen Sohn Apollo in einen menschlichen Körper gesteckt und der Gnade einer menschlichen Jugendlichen ausgeliefert hat, musste der einstige Gott der Musik einige bittere Pillen schlucken.
Im Kampf gegen drei ehemalige römische Kaiser, die sich zu den Herren der Welt aufschwingen wollen, gab es herbe Verluste zu beklagen. Im Camp Jupiter soll nun der im Kampf gefallene Jason Grace beigesetzt werden. Einen der Kaiser aus dem Triumvirat konnten Apollo und seine Mitstreiter schwächen, nur wachsen ihre Gegner scheinbar schneller nach, als Unkraut sprießt.
Zwei Kaiser nähern sich der Bay Area in 50 schwer bestückten Schiffen und das bengalische Feuer brennt schon, als sich zudem eine Horde Ghule erhebt und das Camp angreift. Apollo wird mit dem Zombie-Keim infiziert und ruft um Hilfe - allein, außer seinen Gefährten scheint ihn niemand zu hören.
So führt er einen verzweifelten Kampf - um das Leben der zwölften Legion, der Dryaden und Faune, seiner Freunde und nicht zuletzt um sein eigenes Schicksal.
Eigentlich hätte der Autor mit vorliegendem Band seinen Zyklus um den in einen Menschen verbannten Gott abschließen können. Hätte, denn Riordan liebt es seine Serien auf fünf Titel auszudehnen. Dies führt dazu, dass vorliegender Band im ersten Viertel etwas geruhsam daherkommt.
Die Bedrohungslage wird ausführlich geschildert, die Aussichtslosigkeit des bevorstehenden Konflikts dem Leser anschaulich vor Augen geführt, und etwas Neues in die Sagen des Rick Riordan eingeführt. Leibhaftige Zombies bevölkern plötzlich und zumindest für mich unerwartet den Plot. Sicherlich gab es auch in den antiken Sagen wandelnde Untote, doch vorliegend standen eher die tumben Wesen aus den TV-Serien Pate. Das wirkt zunächst nicht ganz stimmig, erweist sich in der Folgezeit aber als interessanter Haken, an dem der Autor seine Leser ins Finale zieht.
Natürlich dürfen auch die Riordan-typischen Themen nicht fehlen; wie wir dies zwischenzeitlich von ihm gewohnt sind, spricht er sich für Toleranz, für Umweltschutz, für Freiheit und Minderheitenschutz aus - und dies wie immer sehr deutlich! Dass seine Figuren oftmals gleichgeschlechtliche Beziehungen führen wird als selbstverständlich und alltäglich angenommen und allgemein akzeptiert.
Erneut fiel mir die wunderbar stimmige Übersetzung Gabriele Haefs auf, die uns quasi mit dem ersten Satz sofort deutlich macht: Wir lesen einen Riordan. Seine ganze eigene Art zu erzählen fesselt den Leser, die geschickte Mischung aus klassischen Sagen-Gestalten und Moderne fügt sich erneut zu einem faszinierenden Setting, vor dem die dramatische Handlung dann, einmal in Fahrt gekommen, Tempo aufnimmt und in ein packendes Finale mündet.