Star Wars: Darth Vader Anthologie (Comic)

Star Wars: Darth Vader Anthologie
(Star Wars: Darth Vader 15, 24, 25, Annual 1 (2015), 11,12,18, Annual 2 (2018), Vader Down, Age of Rebellion: Darth Vader)
Autoren: Charles Soule, Kieron Gillen
Zeichnungen: Guiseppe Camuncoli, Leinil Yu, Salvador Larocca u.a.
Übersetzung: Michael Nagula, Justin Aardvark, Phillip Keil
Panini, 2019, Hardcover, 320 Seiten, 29,00 EUR, ISBN 978-3-7416-1555-9

Rezension von Christel Scheja

Was bei den Superhelden von Marvel schon gang und gäbe ist, in sogenannten Anthologien bestimmte Eckpunkte in der Entwicklung der Figuren vorzustellen, scheint nun auch bei „Star Wars“ interessant zu werden. Ausgesucht hat sich Panini dafür zwei der ikonischen Figuren, den jungen Luke Skywalker und eben den Erzbösewicht mit Herz. Die „Darth Vader Anthologie“ geht der Entwicklung des Dunklen Lords der Sith in der neuen Marvel-Ära nach.

 

Anakin Skywalker ist nicht mehr. Der Imperator setzt alles daran, den einstigen „Auserwählten“ in einen gehorsamen Diener zu verwandeln, nachdem er ihm das Leben gerettet hat. Indem er Vader immer wieder in seine Schranken verweist und demütigt, löscht er scheinbar erst einmal die alte Identität aus - aber gelingt ihm das wirklich so gut, wie er es sich vorstellt?

Nach außen hin scheint es so. Vader verschafft sich nach mehreren Anschlägen auf sein Leben Respekt und erarbeitet sich seine Stellung als rechte Hand des Imperators. Dennoch gibt es immer wieder Rivalen, die ihm seine Stellung streitig machen. Zu ihnen gehört Gouverneur Tarkin.

Doch zwischen den beiden Männern entwickelt sich nach und nach eine Art Waffenstillstand. Dennoch lässt sich Vader nicht in die Intrigen um Projekt „Kleiner Stern“ mit hinein ziehen. Und letztendlich bewahrt er sich ein Stück Unabhängigkeit und einen freien Geist, wie sich auch fast zwanzig Jahre später zeigt, als ein junger Mann seine Aufmerksamkeit erregt, der stark in der Macht ist: Luke Skywalker.


Das Problem bei dieser Sammlung ist, dass die einzelnen Geschichten oft aus dem Zusammenhang gerissen werden. Man versucht, das mit entsprechenden Einleitungen abzufangen, damit sich auch Neuleser zurechtfinden können, die bisher noch gar nicht mit den Comics in Berührung gekommen sind. Und die Auswahl ist ein wenig gezielter, weil die Menge an Geschichten noch nicht so groß ist.

Die einzelnen Teile decken bewusst den ganzen Zeitraum zwischen dem Fall Anakin Skywalkers und der Zerstörung des ersten Todessterns ab, denn sie zeigen die Entwicklung des Dunklen Lords sehr schön - angefangen von der Zeit, in der er noch zu sehr der gefühlvolle Anakin war und durch den Imperator erst dazu gebracht werden musste, seine Gefühle und sein früheres Ich zu verleugnen.

Gelungen ist auch die Einbindung der Vorgeschichte von „Rogue One: A Star Wars Story“ und die späteren Entwicklungen, in denen Luke und Darth Vader immer wieder miteinander konfrontiert werden, ohne sich wirklich zu begegnen und die Klingen miteinander zu kreuzen. Allerdings hat man gerade ab „Vader Down“ das Gefühl, das irgendetwas fehlen könnte.

Erfahrene Fans, die bereits die Heftserie und den einen oder anderen Sonderband kennen, werden vermutlich keine neuen Erzählungen vorfinden, die Auswahl ist auch eher für diejenigen gedacht, die nach den Filmen neugierig auf die Comics geworden sind.

Allerdings wird in diesen Geschichten nicht allzu viel Neues verraten, auch wenn die Künstler die Möglichkeiten voll nutzen, die sie haben, weil das Imperium lange nicht so ausgearbeitet ist, wie etwa die Rebellen-Allianz. So ist es Darth Vader möglich, auch andere Facetten seines Wesens zu zeigen, denn in die Rüstung hinein kann keiner schauen; nicht einmal der Imperator bekommt viel von dem mit, was sein Schüler in seinem Geist verbirgt - denn er hütet sich, den brodelnden Vulkan aus Wut und Verzweiflung zu zeigen. Und das gibt den Geschichten um den Dunklen Lord den gewissen Kick.

Fazit: Alles in allem dürfte die „Darth Vader Anthologie“ altgedienten Fans, die die Comics schon lange verfolgen, nicht viel bieten, wohl aber denjenigen, die die Saga erst jetzt auch in Comic-Form für sich entdecken und so in komprimierter Form genießen können, wie facettenreich der Dunkle Lord der Sith hinter seiner Maske eigentlich ist.