Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames 2: Die letzten Worte des Ian O'Shelley, Ellen Barksdale (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 09. März 2020 14:32
Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames 2
Die letzten Worte des Ian O'Shelley
Ellen Barksdale
Übersetzung: Ralph Sander
be-ebooks, 2018, eBook, 1,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
„Vor dem großen Wohnzimmerfenster blieb Nathalie gleich wieder stehen, da sie das Gefühl hatte, aus dem Augenwinkel etwas bemerkt zu haben. Mit einer Hand schirmte sie die Sonne ab, die durch das rückwärtige Fenster fiel und sie blendete. Im ersten Moment ergaben die Konturen keinen Sinn, die sie als Silhouette erkennen konnte. Sie legte den Kopf zur einen, dann zur anderen Seite und grübelte über das nach, was sie da sah. Instinktiv wusste sie, dass etwas an diesem Anblick nicht stimmte, aber sie kam nicht dahinter, was es war…“
Eine Theater-Aufführung in Nathalie Ames‘ Pub „Black Feather“ zieht sogar den Autor des gezeigten Stückes, Ian O'Shelley, persönlich an, der ein kleines Urlaubscottage in Earlsraven besitzt. Nathalie, ihre Köchin Louise und die Hauptdarstellerin des Stücks kommen mit dem Schriftsteller ins Gespräch und machen ihm, nach anfänglichem Protest, die Idee einer Improvisations-Lesung seiner Werke schmackhaft, die in nächster Zukunft stattfinden soll.
Als sich O’Shelley nach einigen Tagen nicht wieder gemeldet hat, fahren Nathalie und Louise zu seinem Cottage, um seine verbindliche Zusage einzuholen, und finden den Autor tot an seinem Schreibtisch, inklusive einer knappen Abschiedsbotschaft auf dem Computerbildschirm vor ihm. Schnell wird deutlich, dass nicht O’Shelley diese Worte getippt hat und es sich damit eher um einen Mord als um einen Selbstmord handelt. Aus dem Mailprogramm des Autors ergibt sich zudem der Verdacht, dass er eine Affäre hatte.
„Es war dieser ganz spezielle Moment, wenn sich die ersten Puzzle-Stücke zusammenzufügen begannen, die als Gesamtbild die Wahrheit hinter der scheinbaren Tat zeigen würden. […] Was letztlich die Lösung sein würde, ließ sich jetzt noch nicht erkennen, aber dass es überhaupt solche Puzzleteile gab, war ein klares Zeichen dafür, dass bei dem Fall etwas nicht stimmte.“
Nathalie Ames hat sich entschieden, das Erbe ihrer Tante, das „Black Feather“ im ländlichen Earlsraven, zu behalten und weiter zu führen. Eine Idee, die ihr Freund Glenn unausgesprochen für eine eher dämliche Schnapsidee hält und mehr mit wachsendem Desinteresse glänzt als sie zu unterstützen. So spitzt sich, zusätzlich zu dem Kriminalfall, die Lage zwischen den beiden deutlich zu, und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Beziehung beendet wird.
Deutlich weist Ellen Barksdale die Leser darauf hin, dass Nathalies Unterbewusstsein Earlsraven schon längst als neues Zuhause akzeptiert hat. Zumal diese gleich noch in einen Mordfall stolpert, der ihren Einsatz und ihre Aufmerksamkeit fordert, um dem offiziellen und ebenso liebenswerten wie geistig trägen Auge des Gesetzes, Constable Strutner, gemeinsam mit Louise in die richtige Richtung zu lenken, wie es schon ihre Tante zu Lebzeiten getan hatte.
Alles in allem ist die komplette Story ganz geschickt aufgebaut, hat einige originelle Ideen im Gepäck (Stichwort: verschlüsselte eMail-Sexnachrichten) und ist hinreichend kurzweilig, sodass man gern entspannt folgt, ohne sich zu langweilen. Mindestens gleichwertig zu dem Mordfall spielt auch Nathalies Privatleben eine große Rolle. Unter anderem besucht sie ihre Eltern in Liverpool, und es kommt nach portionsweise aufgestautem Ärger zu einer Art Aussprache mit Glenn, nachdem einige Personen sie bereits auf die merklich kriselnde Beziehung angesprochen haben.
Nathalie Ames ist endgültig in Earlsraven angekommen und wird durch einen Mordfall förmlich dazu gedrängt, auch den „Zweitjob“ ihrer Tante als Detektivin weiterzuführen. „Die letzten Worte des Ian O'Shelley“ ist eine kurzweilige und entspannende Feierabend-Lektüre.