Voice from the Stone - Ruf aus dem Jenseits (BD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 12. Februar 2020 21:00
Voice from the Stone - Ruf aus dem Jenseits
Italien/USA 2016, Regie: Eric Dennis Howell, mit Emilia Clarke, Martin Csokas u.a.
Rezension von Elmar Huber
Die Toskana in den 1950er Jahren: Verena (Emilia Clarke) tritt ihre neue Stelle als Kindermädchen für den jungen Jakob Rivi (Edward George Dring) an, der mit seinem Vater Klaus (Martin Csokas) und zwei Bediensteten auf dem weitläufigen Anwesen der Rivis lebt.
Seit dem Tod seiner Mutter hat Jakob trotz der Bemühungen mehrerer Kindermädchen kein Wort mehr gesprochen. Außerdem scheint Jakob nahezu apathisch an den Steinen des Hauses, des Gartens und des nahen, überfluteten Steinbruchs zu lauschen, wo er glaubt, die Stimme seiner Mutter zu hören.
Verena, die von sich behauptet, eine besondere Gabe zu haben, die nicht von akademischer Ausbildung rührt, nimmt die Aufgabe an. Dabei stellt nicht nur Jakob selbst eine Herausforderung dar, auch der strenge Vater lässt sie unverhohlen spüren, dass er längst resigniert hat und sich nichts von der ‚Neuen‘ verspricht.
Lässt man einmal außer Acht, dass Emilia Clarke, geboren 1986, im Grunde viel zu jung für die Rolle eines erfahrenen Kindermädchens, noch dazu mit einer speziellen Begabung, ist, empfängt den Zuschauer hier ein wunderbar atmosphärischer Gothic-Grusler, der von seinem mystischen Ambiente lebt und ganz auf ‚billige Tricks‘ wie zum Beispiel jump-scares (eine plötzlich abgespielte Film- oder Bildersequenz, die von einem ebenso plötzlich abgespielten, überlauten Geräusch begleitet wird) oder ähnliches komplett verzichtet.
Damit, und natürlich wegen der phantastischen Location, erinnert „Voice from the Stone - Ruf aus dem Jenseits“ an die Hochzeit des europäischen Genre-Kinos in den 60er und 70er Jahren. Das schlossartige Anwesen der Familie Rivi, der umgebende Park wie auch der Steinbruch-See, in dem Jakob zu schwimmen pflegt, sind von einem dauerhaften, leichten Nebel überzogen und verleihen dem Film eine unwirkliche Note. Kaum ist Verena durch das Eingangstor des Anwesens getreten, scheint eine Außenwelt überhaupt nicht mehr zu existieren. Horror-Meister Mario Bava („Die toten Augen des Dr. Dracula“) lässt schön grüßen.
Es kommt auch, wie es kommen muss, und zwischen Verena und dem strengen Klaus erfolgt eine zaghafte Annäherung. Einen etwas unerwarteten und unbeholfenen Heiratsantrag von Klaus lässt Verena unbeantwortet, doch scheint dieser der Auslöser für erotische Phantasien und Tagträume ihrerseits zu sein, und ab hier verwischt, auch für den Zuschauer, die Grenze zwischen Phantasie und Realität. Immer stärker wird Verena von der subtilen ‚Macht‘ des Hauses vereinnahmt. Gegen dies alles treten Verenas geduldige Bemühungen mit Jakob fast in den Hintergrund.
Gegen Ende verliert der Film seine ohnehin unscharfe Stringenz vollständig, was jedoch auch beabsichtigt sein könnte. Nichtsdestoweniger funktioniert der Film, und alle, die sich auf das langsame Erzähltempo und die traumhafte Atmosphäre einlassen können, werden mit einer großartig fotografierten Mystery-Romanze belohnt, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Emilia Clarke, die durch ihre phantastische Rolle als Drachenmutter Daenerys Targaryen in „Game of Thrones“ zum Superstar wurde, liefert hier nach dem unsäglichen „Terminator: Genisys“ eine sehr ordentliche Leistung ab und schafft es problemlos, den Film zu tragen und auch subtil zu agieren. Sehr schön wird beispielsweise vermittelt, dass Verena im Grunde sehr einsam ist, denn stets, wenn ihre Schützlinge genesen sind, wollen die Familien alles andere vergessen, auch sie. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie die Rolle, die ihr hier aus dem Geisterreich zugedacht wird, gar nicht so ungern annimmt? Zwischen ihr und Martin Csokas (Typ mittelalter Antonio Banderas) als Klaus existiert außerdem eine intensive Dynamik, die dem Film sehr gut tut.
Der Film basiert auf dem Roman „La Voce della Pietra“ von Silvio Raffo und sollte ursprünglich von Hideo Nakato („Ring“, „Dark Water“) verfilmt werden. Eine Kombi, die sich ebenfalls nach einem interessanten Endprodukt anhört. Fans von Alejandro Amenábars „The Others“ und dem unterschätzten „The Awakening“ sowie „Gaslicht“-Leserinnen und -Leser sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Auch wenn sich das Ende etwas ‚im Nebel‘ verliert, überzeugt diese Romanverfilmung mit beinahe mystischen Bildern und einer glaubwürdigen Emilia Clarke in der Hauptrolle.
BD-Facts:
Bild: 2,39:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch
BD-Extras:
keine