Avatar - Der Herr der Elemente: Der Aufstieg von Kyoshi, F. C. Yee (Buch)

Avatar - Der Herr der Elemente: Der Aufstieg von Kyoshi
F. C. Yee
Mit Avatar-Ko-Schöpfer Michael Dante DiMartino
(Avatar: The Rise of Kyoshi, 2019)
Übersetzung: Bernd Sambale
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 504 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-86425-861-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Auch nach dem Ende der beiden Fernsehserien ist die Welt von Aang und Korra nicht verschwunden, sondern lebt in Comics und nun auch in Romanen weiter. Der erste, der erscheint kehrt in die Vergangenheit zurück, um die Geschichte von Kyoshi zu erzählen, die der zweite Avatar vor dem jungen Luftbändiger war.

 

Nach dem verfrühten Tod von Kuruk, dem letzten Avatar, geht die Suche nach dem Nachfolger los, der sich irgendwo im Erdkönigreich befinden muss. Eine Gruppe seiner Freunde und Getreuen meint ihn schließlich in dem jungen Yun gefunden zu haben und beginnt sich um ihn zu kümmern, um die verlorene Zeit aufzuholen.

Doch Jahre später erweist sich ausgerechnet das Waisenkind von undefinierbarer Herkunft, das ebenfalls in dem Haus des Avatars lebt, bei einer Mission als weitaus fähiger. Kyoshi ist in der Tat der Avatar, aber keiner, der sich von seinen Lehrern und Beratern lange beeinflussen und gängeln lässt.

Tatsächlich geht sie ihren eigenen Weg, als zwei ihrer engsten Freunde ermordet werden und beschließt Rache am Mörder zu nehmen. Dazu kehrt sie bewusst zu ihren Wurzeln als Daofei zurück, auch wenn das bedeutet, dass sie komplett mit dem Traditionen und Regeln brechen muss, denen auch ein Avatar unterliegt. Doch vielleicht ist gerade das in dieser Zeit der einzig richtige Weg, um gegen den Klüngel zu bestehen, der seine Macht nicht abgeben will.


Schon in der Serie hat man mitbekommen, dass Kyoshi keine sanfte und spirituelle Blume war, die eher diese Seite ihres Avatartums pflegte, sondern knallhart in die Geschichte und Politik eingegriffen hat wenn es nötig war und dabei auch nicht immer unbedingt auf der Seite der Reichen und Mächtigen, sondern oft auch auf der der Schwachen. Sie galt als stark, mutig und kämpferisch, etwas, was die Kyoshi-Kriegerinnen, die ihr noch in der Zeit der Serie nachfolgen, beherzigen.

Tatsächlich ist sie nicht dazu erzogen worden, ihr Start in das Avatar-Leben ist eher von Mord und Intrigen geprägt. Schon früh muss sie lernen, dass es immer Leute gibt, die sie benutzen und nach ihrem Bild formen wollen und dabei bereit sind, über Leichen zu gehen.

Aber dafür ist sie zu selbstbewusst und hat durch ihr Leben als Straßenkind durchaus gelernt, Lügen zu durchschauen. Deshalb vertraut sie nur wenigen Leuten und handelt, wie sie muss - auch wenn sie wie jeder junge Held erst einmal Fehler begeht.

Der Roman fängt die jungen Jahre der Avatar gekonnt ein, es gibt immer wieder Rückbezüge auf die Serie, kleine Andeutungen, die den Leser zum Schmunzeln bringen und Entwicklungen, die später sogar in das münden, was Aang und seine Freunde in Ba-Sing-Se erleben müssen.

Ob man den Roman wirklich ohne Vorkenntnisse genießen kann, sei dahingestellt, klar ist aber, das Fans, die zumindest „Avatar - Der Herr der Elemente“ gesehen haben, genug mit der Handlung anfangen und sie nachvollziehen können.

Dadurch wird auch der Hintergrund erweitert - lange bevor die Feuernation sich zu einem Aggressor entwickelte war auch das Erdkönigreich nicht gerade sonderlich durchorganisiert und Territorialfürsten wie Verbrecherclans machten im Prinzip das was sie wollten und ließen die Bevölkerung darunter leiden.

Die Geschichte ist sehr auf die Figuren konzentriert; durch ihre Reisen bekommt man aber auch das eine oder andere über die Welt und die gesellschaftlich-politischen Strukturen mit. Die Handlung  ist halbwegs in sich geschlossen, die Saga aber noch nicht zu Ende, denn es werden noch ein paar interessante Entwicklungen in Aussicht gestellt.

Daher sei „Der Aufstieg von Kyoshi“ allen Fans von „Avatar - Der Herr der Elemente“ empfohlen, denn der Roman bietet die Atmosphäre, die auch die Fernsehserie besaß, ist actionreich und spannend und erweitert auch den Hintergrund ungemein. Allerdings enthält die Geschichte mehr Brutalität als die Fernsehserie, so dass junge Leser durch gewisse Schilderungen unter Umständen verstört werden könnten.