Stardust - Der Sternenwanderer (Buch)

Neil Gaiman & Charles Vess
Stardust - Der Sternenwanderer
(Neil Gaiman and Charles Vess' Stardust, 1999)
Übersetzung: Christine Strüh
Panini, 2015, Hardcover, 212 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-193-6

Rezension von Britta van den Boom

Die Geschichte von Tristran Thorn, der aus dem englischen Städtchen Wall aufbricht, um in dem Feenland hinter der Mauer einen gefallenen Stern für seine Angebetete zu finden, ist inzwischen fast ein Klassiker der modernen Märchen-Literatur, nicht zuletzt durch die gleichnamige Verfilmung.

Ist die Geschichte des liebeskranken, entschlossenen und vollkommen unbeholfenen jungen Mannes im Reich der ebenso zauberhaften wie bedrohlichen Feenwesen in Film und Buch auch grundlegend die gleiche, so sind die Schwerpunkte natürlich unterschiedlich. Gaiman führt seinen Leser in dem Originalroman gemeinsam mit Tristan sehr gefühlvoll und in behutsamem Reisetempo nicht nur durch die fremde Welt, sondern auch durch den sich langsam ändernden, reifenden und immer sympathischer werdenden Charakter seines Helden.

Mit jedem Abenteuer, jeder überstandenen Gefahr und jeder erlebten Schönheit entdeckt er mehr über sich, seine wahren Wünsche und Gefühle - nicht zuletzt gegenüber dem gefallenen Stern, der in der Feenwelt als bezauberndes, aber auch über sein Schicksal tieftraurig verzweifeltes Mädchen erscheint.

Als wäre der Absturz aus der Sternenwelt nicht tragisch genug, wird der Stern Yvaine zudem noch von Hexen verfolgt, die sein Herz als Mittel zur Wiedergewinnung ihrer Jugend haben wollen und nicht vor den blutigsten Verbrechen zurückschrecken, um es zu erlangen. Es sind diese Szenen, genauso schlicht und eindringlich beschrieben wie die schönen -, die keinen Zweifel daran aufkommen lassen sollten, dass es sich bei dem Sternenwanderer ganz gewiss nicht um ein Kinderbuch handelt.

Auch die Illustrationen von Charles Vess, die in ihrem Stil an die Bilder aus alten englischen Märchenbüchern erinnern, machen vor solchen Darstellungen nicht Halt: Schöne Landschaften, Mädchen in wallenden Kleidern, detailreiche Marktszenen und Flugschiffe finden sich Seite an Seite mit grausig getöteten Fabeltieren, Geistern und nachdrücklich abstoßenden Hexen.

Gaimans sehr charakteristische, manchmal überaus poetische, manchmal scheinbar einfache Erzählweise schafft es, die Geschichte immer im richtigen Tempo, immer in der richtigen Stimmung zu erzählen, selbst wenn man zuweilen gern etwas länger an diesem oder jenem Ort geblieben wäre, um mehr zu erfahren, oder eine Szene vermieden hätte, von der man wusste, dass sie unvermeidlich sein muss.

Es gelingt ihm zudem, einen auch mit tragischen Geschehnissen zu versöhnen und alle Handlungsbögen zu einem guten Ende zu spinnen. Die genau abgestimmten Illustrationen von Vess sind sehr schön, nehmen einem jedoch, wie bei jeder Form der bildlichen Darstellung, die eigenen Vorstellungen ab, so dass sich die Szenen zuweilen mit dem Kopfkino im Widerstreit befinden.

Ergänzt wird die Erzählung durch mehrere Seiten mit Skizzen und Covern von Vess und jeweils einer kurzen Biographie der Künstler, die das sehr hochwertig gefertigte, optisch und haptisch überaus ansprechende (allerdings in einer grenzwertig kleinen Schriftgröße gesetzte) Buch abrunden.