Nicholas Sansbury Smith: Hell Divers - Buch 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 09. November 2019 11:23
Nicholas Sansbury Smith
Hell Divers - Buch 1
(Hell Divers, 2016)
Übersetzung: Michael Krug
Titelbild: Arndt Drechsler
Festa, 2019, Hardcover, 506 Seiten, 22,99 EUR, ISBN 978-3-86552-778-3 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Vor 250 Jahren, 2029, wurde die „Persephone“ zusammen mit neunundvierzig anderen Schiffen ihrer Art als ultimative Waffe gebaut. Unempfindlich gegenüber elektromagnetischen Impulsen sollten die mittels Helium in der Luft gehaltenen Schiffe als Abschreckung dienen - bis die Megabomben fielen und die Erde in eine unbewohnbare, atomar verseuchte Hölle verwandelten.
Seitdem kreisen die beiden Schwesterschiffe, die „Persephone“, von ihren Bewohnern „Hive“ genannt, und die „Ares“ um die von nuklearen Gewittern heimgesuchte, verstrahlte Erde.
Um die dringend benötigten Ersatzteile, Brennstoffzellen und Medikamente von der Erdoberfläche zu holen, bedarf es Helden. Männer und Frauen, die den Absprung aus 6000 Metern Höhe wagen, die in die eisige Hölle mit ihren mutierten Monstern eintauchen und in den Relikten der einstigen Städte nach den dringend zum Überleben benötigten Ressourcen suchen.
Man nennt sie Hell Divers, ihre Lebenserwartung beträgt im Durchschnitt fünfzehn Sprünge. Sie springen, dies ist auch ihr Motto, damit die Menschheit überlebt.
Kapitänin Ash, selbst vom Kehlkopfkrebs gezeichnet, verfügt inzwischen kaum mehr über Divers.
Xavier, X genannt, ist eine Legende unter den Fallschirmspringern. Er hat 96 Sprünge überlebt, mehr als jeder andere seiner Kameraden. Und er hat Freunde verloren - viel zu viele über die Jahre. Bei einem Sprung begegnet er zum ersten Mal den Erben des Homo Sapiens: Kreaturen, menschenähnlich mit langen Armen und Beinen. Wenn sie sich schnell bewegen wollen, sinken sie auf alle Viere. Und sie haben keine Gesichter, keine Augen, keine Nase nur ein Loch mit Haifischzähnen. Schädel und Rückgrat mit Borsten und zackigen Schuppen überzogen, verständigen sie sich über unartikulierte, hohe Schreie.
Als ein Hilferuf der „Ares“ eintrifft, ist guter Rat teuer, schwebt die „Ares“ doch ausgerechnet an dem Ort über der Erde, den es am Schlimmsten erwischt hat - bezeichnenderweise Hades genannt. Das, was von Chicago übrig ist, einst die Waffenschmiede, der die „Hive“ und die „Ares“ entstammen, jetzt umtost von der Mutter aller immerwährenden Stürme, ist bevölkert von Sirenen - monströsen Mutationen, die auf alles Jagd machen, was ihnen über den Weg läuft, schleicht oder kriecht.
Nicholas Sansbury Smith hat mit seiner „Extinction Cycle“-Reihe bei Festa bewiesen, dass er packende Endzeit-Geschichten entwerfen und schreiben kann. Nun also beginnt eine neue Saga, von der im Original bislang sechs Teile erschienen sind, ein siebter angekündigt wurde.
Festa legt die ersten drei Bände in einem sehr kurzen Zeitraum als hochwertig produzierte Hardcover mit Lesebändchen vor, die nächsten drei Bücher sind für nächstes Jahr in Vorbereitung.
Inhaltlich bleibt sich der Autor treu. Sprich, den Leser erwartet ein deprimierendes Bild.
Die letzten überlebenden Menschen treiben an Bord der beiden Luftschiffe über die unbewohnbare Erde, versuchen verzweifelt zu überleben. Die auf der „Hive „angebaute Nahrung reicht kaum für alle, die Strahlung aus den Reaktoren und die grassierende Grippe tun ein Übriges, die Anzahl zu dezimieren. Dass es dazu Neid und Missgunst, Verrat und Gewalt gibt, tut ein Übriges, die so schon geringen Chancen auf ein Überleben der Menschheit weiter gen Null zu fahren.
Dieses eigentlich deprimierende Szenario nutzt Smith, uns von seinen - wenigen - handlungsrelevanten Figuren zu berichten. Während die Kapitänin und der Pflegesohn von X recht stereotyp bleiben, nehmen die beiden Hell Divers, X sowie der vom Schwesterschiff nach „Hades“ ausgesandte Weaver, schnell Konturen an. Beide sind von ihrer jeweiligen Historie geprägte Gestalten. Während Weaver noch Familie hat, steht X mittlerweile, abgesehen von dem Sohn seines besten im Einsatz verstorbenen Kameraden, alleine da. Seine fast schon verzweifelten Versuche Kontakt zu dem traumatisierten Jungen aufzunehmen, wirken umso ergreifender, als sie immer wieder mit Hinweisen, auf die dem Krebs erlegene Frau von X und seiner Sehnsucht nach ein wenig heiler Welt, verbunden werden.
Neben diesen Szenen, denen sich die Beschreibungen der Armuts-Etagen des Luftschiffes beigesellen, dominieren natur- und erwartungsgemäß die Action-Szenen. In der alles andere als malerischen Kulisse von „Hades“ stoßen unsere Helden auf Mutierte, Wesen, die gnadenlos Jagt auf Energie machen. Hier knallt der Autor dann Action und Dramatik satt in seinen Plot.
Der Auftakt ist gelungen, die Serie ist von der Grundanlage her eingeführt, Figuren wurden beleuchtet und in einem atemberaubenden Tempo ihrer Nemesis zugeführt. Die Frage ist nicht ob, sondern wie der Autor dies in den nächsten Bänden noch toppen will.