X-Men Gold 7 (Comic)

Marc Guggenheim, Seanan McGuire
X-Men Gold 7
(X-Men Gold 31-36 + X-Men: The Wedding Special 1, 2018)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Phil Noto
Zeichnungen: Michele Bandini, Simone Buonfantino, Marco Failla u.a.
Panini, 2019, Paperback, 164 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1306-7

Rezension von Irene Salzmann

Inzwischen weiß es jeder X-Men-Fan, so dass man kein Geheimnis verrät: Die Hochzeit von Kitty Pryde und Pjotr Rasputin/Colossus ist geplatzt, stattdessen haben sich Anna-Marie/Rogue und Remy LeBeau/Gambit das Ja-Wort gegeben. Darüber ist beinahe untergegangen, dass sich Rachel Summers/Prestige und Kurt Wagner/Nightcrawler zu ihren Gefühlen füreinander bekannten.

Auf die Feier folgt nun der Katzenjammer, aber anders, als man meinen sollte. Einmal mehr wird Rachel von ihrer Vergangenheit eingeholt, in welcher sie in einer alternativen Zukunft als Mutantenjägerin missbraucht wurde. Ein alter Feind lässt diese Zeit lebendig werden. Geistig in dieser schrecklichen Welt gefangen, attackiert sie ihre Freunde in der Realität. Wer noch steht, versucht, sie zu stoppen, bevor es Tote gibt.

Ororo Munroe/Storm reist nach Wakanda. Ainet, die Frau, die sie einst wie eine Mutter aufgezogen hatte, ist gestorben. Ororo bereut, dass sie sich viel zu selten um Ainet und die Menschen gekümmert hat, von denen sie damals als Göttin verehrt worden war. Nun ist sie eine Fremde, und die Dorfbewohner beten Uovu an. Dieser ist offenbar so mächtig, dass er die Toten zurück ins Leben holen kann. Ororo möchte glauben, aber sie ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Es ist schon einige Jahre her, dass Kitty mit 13 das jüngste Mitglied der X-Men wurde. Einerseits lernte sie schnell, mit ihrem neuen und gefährlichen Leben zurechtzukommen, andererseits vermisste sie inmitten der Erwachsenen Jugendliche in ihrem Alter, insbesondere ihre früheren Schulfreundinnen. Die Freude darüber, diese in den Sommerferien in einem Schülercamp wiederzusehen, währt jedoch nicht lange. Die Kinder hegen gegenüber Mutanten schlimme Vorurteile, und wer sich der Meinung der lautesten Schreier nicht anschließt, wird als Mutanten-Freund gemobbt. Darüberhinaus geschehen seltsame Dinge, denen Kitty auf den Grund gehen will, wobei sie auf einen anderen Mutanten trifft, der sich hasst für das, was er ist, und sein Geheimnis für sich zu behalten versucht.

Ein junger Mutant hat seine Kraft nicht im Griff. Die X-Men wollen helfen, und dann passiert etwas Schlimmes.


Die fortlaufende Handlung besteht aus drei in sich abgeschlossenen Geschichten, für die man ebensowenig wie für das Annual Vorkenntnisse benötigt, wenngleich es von Vorteil ist, mit zurückliegenden Ereignissen aus den Leben von Rachel, Ororo und Kitty vertraut zu sein.

Rachel, eine der mächtigsten Telepathinnen, wird von einem Feind manipuliert, der bereits mehr als einmal versucht hat, sie in eine Waffe gegen die X-Men zu verwandeln. Er hat ihren Geist so fest im Griff, dass ihre Freunde nicht zu ihr durchdringen. Allein sie selbst kann den Zwang brechen. Das gelingt ihr zwar, aber sie ist von dem Grauen gezeichnet, vertraut sich selbst nicht mehr und hält sich für eine Gefahr, insbesondere für Kurt.

Ebenfalls unter Selbstzweifeln und Reue leidet Ororo, die glaubt, ihr Volk im Stich gelassen zu haben, als sie sich den X-Men anschloss. Nun haben sich die Menschen einem Totenkult zugewandt, und wer Uovu die Gefolgschaft verweigert, wird beseitigt, so wie Ainet. Beinahe gerät Ororo selbst unter den Bann des Gottes, als er ihre verstorbenen Eltern wiederauferstehen lässt, aber dann erkennt sie die Zusammenhänge und muss sich Uovu im Kampf stellen. Was sie kurz gewonnen zu haben glaubte, vergeht und lässt sie voll des Bedauerns zurück.

In Kittys Geschichte wird ein bekanntes Thema aufgegriffen: die Angst vor Mutanten beziehungsweise allem, was anders ist und die Menschen nicht verstehen, denn das Mobbing richtet sich nicht nur gegen jene, die Mutanten aufgeschlossen gegenüberstehen, sondern auch gegen eine Schülerin im Rollstuhl und grundsätzlich aus Neid gegen Kinder einer anderen Gruppe. Wer die Macht dazu hat, nutzt sie, nicht weil er einen Grund für sein Verhalten hat, sondern weil er es kann. Nebenbei begreift Kitty, dass das nicht mehr ihre Welt ist.

Nicht viel anders ist die letzte Story, nur dass es hier keine Schüler-Rangeleien sind, sondern eine gefährliche Situation zu eskalieren droht. Ausgerechnet als sich die Lage bereits entspannt hat, passiert, was die X-Men verhindern wollten. Und wieder sehen sie sich mit Vorurteilen, Angst und Selbstgerechtigkeit konfrontiert.

Alle Erzählungen sind sehr emotional und kreisen entweder um Fehler, die man nicht mehr rückgängig machen kann und die die Betroffenen immer wieder einholen, oder um Vorurteile und Ängste, die zu Taten führen können, die schlimme Konsequenzen nach sich ziehen. Dies wird in zumeist sehr ansprechenden Bildern erzählt; allein die comichaften Zeichnungen des Annuals fallen qualitativ ab. Insgesamt jedoch fühlt man sich von dem Band gut unterhalten, da er spannende und abgeschlossene Abenteuer bietet mit der für die X-Men typischen Mischung aus Action und persönlichem Drama.