Stefan Burban: Söldnerehre (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 28. September 2019 18:00
Stefan Burban
Söldnerehre
Titelbild: Allan J. Stark
Atlantis, 2013, Paperback, 280 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-8640-065-0 (auch als Hardcover und eBook erhätllich)
Rezension von Irene Salzmann
Der Söldner Kilian und seine Kameraden kämpfen auf Seiten der Moyri unter dem Befehl von Coyle Pollok gegen das Reich Varis und somit gegen ihre eigenen Leute. Sie unterdrücken moralische Bedenken, denn es geht ihnen vor allem um Geld und das Überleben. Das ändert sich, als sie von der mysteriösen Lyra angeheuert werden, sie und ihre Begleiter - einen alten Mann und mehrere Kinder - nach dem Fall von Eriakum nach Erys zu bringen, der letzten Zuflucht für die Flüchtlinge aus Varis, die zu einer Todesfalle werden könnte.
Zunächst lehnt Kilian den Auftrag ab, aber nachdem sie einige Moyri-Soldaten in ihre Schranken verwiesen haben, bleibt ihnen praktisch keine Wahl, so dass sie mit ihren Schutzbefohlenen die gefährliche Reise auf sich nehmen. Sie ahnen nicht, dass sich längst ein Kopfgeldjäger in Polloks Auftrag an ihre Fersen geheftet hat, der die Söldner ausschalten und deren Schützlinge zurückbringen soll.
Als sie begreifen, was los ist, haben die Söldner bereits ihre ersten Kameraden verloren. Kaum ist der Gegner namens Logan erkannt, haben sie bereits verloren. Doch Pollok hat seinen Meuchelmörder, den er hasst, unterschätzt und den Fehler begangen, ihm einige Leute nachzuschicken, um auch ihn aus dem Weg zu räumen. Da der Feind meines Feindes mein Freund ist, verbünden sich Logan und Kilian, um die Leben aller zu retten.
Der Weg nach Erys ist dennoch kaum zu meistern, denn Pollok schickt bereits die nächsten Truppen aus, um die Flüchtlinge, die Bewohner von Erys und auch Logan zu vernichten, die seinem Ziel, den ganzen Kontinent zu beherrschen, im Weg stehen.
Wenn man Stefan Burbans „Chronik des großen Dämonenkriegs“ gelesen hat und sich davon gut unterhalten fühlte, wird man sicher auch der „Söldner“-Serie eine Chance geben wollen. Sie ist ähnlich aufgebaut um eine Handvoll Anti-Helden, die teilweise im Laufe der Handlung ausgewechselt wird, da es unrealistisch wäre, dass immer alle Hauptfiguren und Sympathieträger die Schlachten überleben.
Diesmal dreht sich die Handlung nicht um einen ahnungslosen Jüngling und Hoffnungsträger eines Volkes, der von erfahrenen Kriegern beschützt wird, sondern um desillusionierte Söldner, die besser sind als ihr Ruf und zum Zünglein an der Waage werden, als es um die Auslöschung eines Volkes durch einen gnadenlosen Gegner geht. Kilian und Logan teilen sich den Status der wichtigsten Protagonisten, doch auch die Begleiter haben ihre Handlungsanteile und sorgen dafür, dass die Anführer nicht zu Superhelden aufgebaut werden.
Geschichtlich interessierte Leser dürften bei den Schilderungen an den Hunnen-Sturm unter Attila oder die Mongolen-Kriege unter Dschingis Khan und Kublai Khan denken, da die Ähnlichkeiten auf der Hand liegen. Womöglich haben sogar George R. R. Martins Dothraki Pate gestanden, wenngleich Khal Drogo den Fanatismus Polloks missen lässt und sich dessen Grausamkeit eher im Wesen anderer negativ besetzter Charaktere finden lässt.
Die kleine Gruppe, die den brutalen Moyri zu entkommen versucht, muss viele Gefahren überstehen, mal mit Hilfe anderer Bedrängter, mal alleine. Selbst wenn sie einen Erfolg erzielen, schiebt das bloß ihr Schicksal ein wenig auf, weil Pollok nicht aufgibt. Nach vielen tragischen Verlusten kommt es zum Showdown.
Man kann den relativ in sich abgeschlossenen Roman für sich lesen und so stehen lassen. Allerdings gibt es mittlerweile zwei weitere Bände, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Hinzu kommt eine Verquickung mit „Der Chronik des großen Dämonenkriegs“ und einem Spin-off davon, die jedoch erst im dritten Roman enthüllt werden. Egal, man muss die anderen Serien nicht kennen - es sind Reihen, die man ohne Kenntnis der anderen Titel problemlos lesen kann und vor allem für jene Leser in ihrer Gesamtheit interessant sind, die das große Ganze entdecken wollen.
Freilich gibt es auch so manche Schwächen. Die Protagonisten wirken oft viel zu fröhlich, wenn sie sich in ausweglosen Situationen befinden, und Galgenhumor deckt nicht jede Verharmlosung ab. Die Dialoge werden gelacht und geschmunzelt, einige Tipp- und Kommafehler etc. fallen auf, die ein sorgfältigeres Lektorat wünschenswert machen. Die Charaktere entwickeln sich zwar weiter, aber nicht allzu sehr über ihren vorherigen Status als Söldnerführer, Barde, Kopfgeldjäger, Bogenschütze und so weiter hinaus. Ihre Rolle und ihre Talente im Kampf definieren sie mehr als ihre Persönlichkeit, was sehr schade ist, denn dadurch sind sie umso leichter austauschbar durch neue Bogenschützen, Axt- und Schwertkämpfer.
Die Konflikte, denen sich die Protagonisten stellen müssen, sind eigentlich kaum zu bewältigen, da die Helden stets einer skrupellosen Übermacht begegnen, der sie mit ihrer Moral wenig entgegensetzen können. Es scheint keine Lösung zu geben, der Untergang unausweichlich, doch immer findet sich eine kleine Nebenszene, die das Gleis für den Ausweg stellt und zumindest einem Teil der Figuren, an deren Schicksal man Anteil nimmt, die Rettung ermöglicht.
Eigentlich weiß man nach der Lektüre nicht so recht, was einem an dem Buch gefallen hat, weil viel zu viel gemetzelt wird. Stefan Burbans Serien sind sich inhaltlich durch die Military-Plots sehr ähnlich, haben ihre Schwächen beim durchschaubaren Handlungsaufbau, die Charaktere erweisen sich allesamt, wenn man die anderen Titel kennt, als nicht gerade Strahlemann-Stereotypen, doch möchte man wissen, wie es für sie ausgeht. Wie macht er das?