Holly Black: Elfenkönig (Buch)

Holly Black
Elfenkönig
(The Wicked King, 2019)
Übersetzung: Anne Brauner
cbj, 2019, Hardcover, 380 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-570-16528-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Wirklich nett und süß sind die Feenwesen, die Holly Black in ihren Geschichten auftauchen lässt, niemals gewesen, das hat sie auch schon zusammen mit Tony DiTerlizzi in den „Spiderwick-Geheimnissen“ bewiesen. Und nun macht sie in ihrer „Elfenkrone“-Reihe damit gekonnt weiter. Der zweite Band, „Elfenkönig“, ist gerade erschienen.

 

Lange Zeit haben Jude, ihre Schwestern Vivienne und Taryn erfahren müssen, wie verächtlich die Elfen mit Mischlingen, vor allem Menschenabkömmlingen abgehen. Nachdem ihre Eltern ermordet und sie als Kinder ins Elfenreich entführt wurden, haben sie nicht viel zu lachen und werden immer wieder als Spielball der gelangweilten magischen Wesen missbraucht.

Inzwischen aber hat Jude den Spieß umgedreht. Durch ihre Beharrlichkeit konnten die Machenschaften des Elfenkönigs aufgedeckt werden. Statt seiner sitzt nun Cardan auf dem Thron, der ebenso gelangweilt wie unberechenbar ist - und zumindest ein Jahr unter der Kontrolle von Jude steht. Sie kontrolliert ihn durch einen Eid und führt tatsächlich das Reich, in dem es mehr denn je gärt, proben doch einige Fürsten den Aufstand.

Dabei hat die junge Frau nur ein Ziel: Sie will ihren kleinen Halbbruder Oak, den wahren Erben des Reiches, so lange beschützen wie es geht. Allerdings hat sie die Rechnung ohne Cardan gemacht, denn dieser hat seine eigenen Pläne.


Hartherzig und kalt kommen die Feenwesen des magischen Landes herüber, so dass Jude und ihre Schwestern gezwungen sind, die Intrigenspiele mitzumachen. Während erstere immer noch ihre Menschlichkeit und Ehre zu bewahren versucht, scheint gerade Taryn entschlossen zu sein, mehr denn je dazu zu gehören und sich in das Geflecht an Machtkämpfen mit einbinden zu lassen.

Das bekommt Jude aber erst später mit, hat sie doch alle Hände damit zu tun, den Marionettenkönig an der Macht zu halten und die Befugnisse ihrer neuen Stellung als Seneschall am Hofe voll auszukosten. Und dann ist da auch noch Cardan, der nicht davon lassen kann, ein falsches Spiel zu treiben, auf der anderen Seite aber auch Begehrlichkeiten weckt. Mit diesem Twist kommt die Autorin natürlich den romantischen Herzen entgegen, erfüllt sie doch deren Hoffnung, dass auch ein „Bad Boy“ seine prickelnden Seiten hat.

Die Liebesgeschichte ist allerdings nur ein kleiner Aspekt der Handlung, tatsächlich steht das Abenteuer im Vordergrund und das hat es in sich. In der Beschreibung der Grausamkeiten bleibt die Autorin zwar jugendgerecht zurückhaltend, lässt aber immer wieder Gemeinheiten um die wahre Natur der Feen einfließen.

Das gibt dem Buch einen besonderen Flair, vielen handelnden Personen einen angenehmen Hauch von Fremdartigkeit. Sie sind in der Tat keine Menschen und das zeigen sie auch auf eine sehr spannende und immer wieder überraschende Weise.

„Elfenkönig“  ist die würdige Fortsetzung von „Elfenkrone“, denn Holly Black schafft es wieder einmal ein spannendes und interessantes Setting zu schaffen, in dem das komplexe Abenteuer seinen Lauf nehmen kann. Die Liebesgeschichte ist nur das Salz in der Suppe, aber nicht das Hauptthema und macht die Geschichte interessanter als die übliche Romantasy, die sonst unter den Young-Adult-Fantasy-Romanen zu finden ist.