John Gwynne: Die Zeit der Schatten - Blut und Knochen 1 (Buch)

John Gwynne
Die Zeit der Schatten
Blut und Knochen 1
(A Time of Dread – Of Blood and Bone 1, 2018)
Übersetzung: Wolfgang Thon
Blanvalet, 2019, Paperback mit Klappbroschur, 576 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7341-6194-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

John Gwynne ist nicht nur Autor, sondern führt in England auch noch eine kleine Firma, die gebrauchte Möbel neu aufbereitet und restauriert. Bereits mit „Die Getreuen und die Gefallenen“ entführte er seine Leser in „Die verfemten Lande“. Nun legt er mit „Blut und Knochen“ nach, einer Saga, die etwa 300 Jahre nach der ersten spielt. Der erste Band, „Die Zeit der Schatten“, ist nun erschienen.

 

Vor dreihundert Jahren besiegten die Menschen zusammen mit den geflügelten Ben-Elim die Dämonenhorden der Kadoshim und konnten ihren Anführer und Gott tief in der Erde einschließen. Um den Frieden zu bewahren, wurde der „Orden des Strahlenden Sterns“ gegründet.

Aber von der Verbundenheit ist nicht mehr viel da. Gerade die Ben-Elim halten sich für etwas Besseres und blicken mit Arroganz auf die Menschen herab, versuchen sie sie gar zu kontrollieren. Vermischungen sind verboten und bedeuten im schlimmsten Fall den Tod. Zwar herrscht Frieden im Land, aber die Kluft zwischen den beiden Rassen wird immer größer und sie lenken sich mit kleineren Streitigkeiten ab. Bis zu dem Tag, als sich die Anzeichen mehren, dass eine neue Dunkelheit ihre Saat im Land auszustreuen beginnt.

Wieder werden die Überreste von Menschenopfern gefunden, doch die Handschrift scheint eine andere zu sein als bei dem Kadoshim - viel ursprünglicher, bodenständiger und vor allem grausamer…


John Gwynne bedient eine Formel, die in der epischen Fantasy immer wieder Erfolg hat, denn wer möchte nicht von Helden lesen, die erst keine Chance haben, dann aber doch einen Weg finden das Böse zu besiegen. Und man kann in diesem Fall auch befürchten, dass der Autor mehr oder weniger versucht den Erfolg seiner ersten Quadrologie zu wiederholen und im Prinzip die gleiche Geschichte zu erzählen.

Im ersten Band sieht es glücklicherweise noch nicht ganz so danach aus, denn er nimmt sich viel Zeit, zu beschreiben, was die letzten dreihundert Jahre mit dem Land und den Nachfahren der ersten Helden gemacht haben.

Die ehemaligen Gegner, die Kadoshim, sind mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden, aber natürlich auch wieder die ersten Verdächtigen, als die Menschenopfer entdeckt werden. In mehreren Handlungsebenen streift der Autor durch das Land, zeigt, wie ein junger Bauernsohn zum Krieger werden muss, als er alles verliert, eine kampferfahrene Gigantin zeigt ihren Gegner, dass sie nicht zu unterschätzen ist, ein junges Mädchen möchte Teil des Ordens sein, bekommt aber auch mit, was die Schattenseiten sind, wenn sie diesen angehören würde.

Nach und nach schält sich heraus, wie zerrissen die einzelnen Völker sind, wie Vorurteile und Arroganz das Bündnis geschwächt haben und warum der Gegner letztendlich so ein leichtes Spiel hat. Damit man auch weiter am Ball bleibt, streut der Autor bewusst nur wenige Informationen aus, lässt quasi noch offen, warum es die neuen Opfer gibt und wer wirklich dahinter steckt.

Alles in allem ist die Geschichte schon in Teilen vorhersehbar und bleibt auf einem eher oberflächlichen Niveau, vor allem was die Figuren angeht, aber die Handlung ist so getaktet, das keine Langeweile aufkommt und Unterhaltung durchweg garantiert ist.

„Die Zeit der Schatten“ ist grundsolide Action-Fantasy in dem Ton, den „Game of Thrones“ vorgegeben hat. Der Autor spult eine überschaubare Geschichte mit leicht zu durchschauenden Figuren ab und bietet dabei kurzweiliges Lese-Vergnügen vor allem für Reise und Urlaub, denn man muss nicht sonderlich viel mitdenken.