Batman: Dark Knight III: Die Übermenschen (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 04. August 2019 10:08
Frank Miller, Brian Azzarello
Batman: Dark Knight III
Die Übermenschen
(Dark Knight III: The Master Race 1-9, 2016/2017)
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Titelbild: Andy Kubert, Frank Miller
Zeichnungen: Frank Miller, Andy Kubert, Klaus Janson u.a.
Panini, 2018, Paperback, 380 Seiten, 34,00 EUR, ISBN 978-3-7416-0735-6
Rezension von Elmar Huber
Lara, die Tochter von Wonder Woman und Superman, sucht den Wissenschaftler Ray „Atom“ Palmer mit einer Bitte auf. Die Kandorianer, die seit der Vernichtung Kryptons geschrumpft in einer Flasche leben, wollen nicht mehr klein sein. Palmer gelingt es, die Kandorianer zu vergrößern, doch im selben Moment erkennt er, dass die Anhänger Quars ihre Mitbewohner bereits in der Flasche getötet haben. Er hat eine Sekte unter der Führung eines Größenwahnsinnigen freigelassen, die alle über die Kräfte Supermans verfügen. Quar beginnt mit gezielten Terror-Anschlägen gegen die Menschheit und verlangt, als neuer Gott verehrt zu werden.
Als Bruce Wayne von den Ereignissen erfährt, befreit er Superman aus seinem Eisgefängnis in der Festung der Einsamkeit. Doch auch Lara steht inzwischen auf der Seite der Kryptonier und besiegt ihren Vater. So ist es an Batman und Carrie „Robin“ Kelly, gegen die Übermenschen von Krypton anzutreten. Ein Trick sorgt für einen vorläufigen Sieg Batmans, doch zu einem hohen Preis. Statt seine Wunden zu lecken, hat es Quar nun auf Supermans Sohn abgesehen, der auf der Paradiesinsel von Wonder Woman und den anderen Amazonen beschützt wird.
Mit „DK III“ hat sich Brian Azzarello („100 Bullets“) Frank Millers „Dark Knight“-Universums angenommen. Er verwendet den Status Quo, der zum Ende von „DK II“ herrschte, und baut darauf eine komplett neue Geschichte auf, die vier Jahre, nachdem Batman zum letzten Mal gesehen wurde, einsetzt. Dabei bewegt sich Azzarello weg von den Thriller- und Hard-Boiled-Sujets, die ihn bekannt gemacht haben. Frank Miller selbst fungiert dabei als Co-Autor.
Der Anfang, nachdem Lara leichtfertig eine existenzielle Gefahr auf die Welt losgelassen hat, ist fast vorhersehbar. Wieder einmal ‚erhebt‘ sich der alte und gebrechliche Batman von seinem Lager, um mit der notwendigen Härte und zynischen Tricks die Welt zu retten. Und wieder einmal erweisen sich seine Methoden als die einzig möglichen gegen diese unberechenbare und gnadenlose Armee an Übermenschen, der selbst Superman nichts entgegenzusetzen hat.
Auf der einen Seite ist „DK III“ also eine Over-the-Top-Superhelden-Geschichte, auf der anderen Seite jedoch auch ein Charakter-Drama, wobei sich Lara Kent als die interessanteste Figur erweist.
Außergewöhnlich ist auch die fast schon experimentelle Erzählweise. Nach jedem Teil der „Übermenschen“-Story, neun insgesamt, wird die laufende Handlung durch ein Tie-in unterbrochen, das jeweils einen Charakter in den Mittelpunkt rückt, der in dem Event eine bedeutende Rolle spielt. Auch künstlerisch wird dies reflektiert: Während die „Übermenschen“-Teile von den Schwergewichten Andy Kubert (Pencils) und Klaus Janson (Ink) realisiert wurden, zeichnen für die Tie-ins verschiedene Künstler verantwortlich: Frank Miller, Eduardo Risso („100 Bullets“), John Romita Jr. („All-Star Batman“).
Auf diese Art gelesen, erhält „DK III“ einen ganz eigenen, fiebrigen Rhythmus, bekommt Ecken und Kanten, die das Drama umso dichter und zu einem echten Pageturner machen. Das Paperback hat mit 380 Seiten locker Megaband-Umfang, und es fällt nicht leicht, den Backstein aus der Hand zu legen.
Eine in einigen Punkten sehr ähnliche Bearbeitung dieses Themas findet sich übrigens in „Batman/Superman“ 5, „Supermans Joker“.
Auch „DK III“ ist nichts weniger als ein kraftvolles und mächtiges Meisterwerk, gerade weil die Macher nicht versuchen, „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ zu kopieren, sondern thematisch und künstlerisch einen ganz eigenen Ansatz finden, dabei aber konsequent das „Dark Knight“-Universum nutzen.