Surviving Wonderland 1 (Comic)

Tabasa Iori
Surviving Wonderland 1
Übersetzung: Stefanie Probst
Cross Cult, 2019, Paperback, 192 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-96433-096-3

Rezension von Christel Scheja

Wenn eine klassische Geschichte neben „Romeo und Julia“ die Leser zu begeistern scheint, dann ist das „Alice im Wunder“/„Alice im Spiegelland“ von Lewis Carroll. Es gibt bereits viele Mangas, die die Erzählung als Grundlage für abgründigen Horror oder niedliche Märchen nutzen, auch „Surviving Wonderland“ ist da keine Ausnahme.


Alice ist die Leadsängerin der erfolgreichen Pop-Gruppe „Wonder Princess“ und sorgt bewusst dafür, dass ihr keine andere diese Position streitig macht. Jede, die droht, zu einer Gefahr zu werden, wird von ihr mehr oder weniger rausgeschmissen. Deshalb trägt sie unter den anderen Mitgliedern auch den Spitznamen „Herzlose Alice“.

Eines Tages findet sich das Mädchen allerdings in einer albtraumhaften Welt wieder - einem grausam verzerrten Märchen-Szenario, in dem es nur um Eines zu gehen scheint: dass einer den anderen ausbootet.

Bei einer Tee-Party bekommt sie die notwendigen Instruktionen. Sie ist von nun an „Herz-Alice“ und muss sich mit anderen Gestalten wie „Dornröschen“, „Rotkäppchen“ oder gar „Däumelinchen“ herumschlagen. Jede von ihnen hat eine besondere Gabe, die ihr dabei hilft, die anderen auszustechen, nur Alice muss die ihre erst einmal herausfinden…


Schon der Anfang macht deutlich, dass die Geschichte eher dem Horror zugetan ist und vermutlich dafür sorgen wird, dass die Heldin ihre Grausamkeit gegenüber anderen Menschen heimgezahlt bekommt. Denn die wenigen Szenen am Anfang zeugen schon von ihrer Besessenheit vom Erfolg und ihrer Skrupellosigkeit, diesen erreichen zu wollen, auch wenn sie eine kleine Schwäche offenbaren, die sicherlich im Wunderland zum Tragen kommt.

Dann aber wird sie schon ohne weitere Angabe von Gründen in die andere Welt geschickt und gleich mit deren Grausamkeit konfrontiert, darf sie doch mitansehen, wie eine ihrer späteren Feindinnen munter metzeln darf.

Letztendlich hat auch die Aufklärung bei der danach folgenden makabren Tee-Party nur einen Grund: ein paar Angaben zum Hintergrund und den Aufgaben der Heldin zu machen, um dann gleich wieder mit der Action weiter zu machen.

Alice lernt recht schnell, dass sie dabei eigentlich nur so weiter machen muss wie bisher, denn auch hier geht es darum, am Ende an der Spitze zu stehen und alle anderen aus dem Weg zu räumen. Der einzige Unterschied ist, dass ihre Rivalinnen hier, ihr auch etwas entgegen zu setzen haben.

Die Handlung ist mehr oder weniger vorhersehbar, interessant ist allenfalls, wie die Künstlerin die Märchen-Motive verwurstet, wie sehr sie sie verdreht und auf den Kopf stellt oder eben ganz neu interpretiert.

Da der Horror-Anteil auch sehr hoch ist, wendet sich die Geschichte keinesfalls an kleine Mädchen, die nach niedlicher Fantasy suchen, eher nach einer älteren Leserschaft, die es blutig und hart mag.

Deshalb geht es nicht gerade märchenhaft in „Surviving Wonderland“ zu, einer Manga-Serie, die sich eher an Fans horrorlastiger Dark Fantasy wendet, egal ob männlich oder weiblich, denn die wenigen süßen Elemente sind nach den ersten Gemetzeln schnell vergessen. Blut spritzt ordentlich, nur die Handlung tut sich schwer, in irgendeiner Form Substanz anzusammeln, so dass die Geschehnisse und die Heldin eher blass und formelhaft bleiben.