Christian Endres: Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen (Buch)

Christian Endres
Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2015, Paperback, 360 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86402-220-3 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Obwohl Sherlock Holmes eigentlich gar nicht als phantastischer Held konzipiert worden ist und Sir Arthur Conan Doyle ihn und seinen Freund jedes noch so übernatürlich scheinende Vorkommnis mit Verstand und Wissenschaft lösen ließ, verwenden doch seit dem Fall des Copyrights gerade Horror- und Fantasy-Autoren den Meisterdetektiv zunehmend für ihre Geschichten. So auch Christian Endres in „Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen“.

 

In einer Welt, in der Magie und Wissenschaft miteinander existieren und auch Wesen aus anderen Welten auf den Straßen flanieren, leben Sherlock Holmes und Doktor Watson, gehen ihren jeweiligen Berufen nach und haben sich nach ihren ersten Ermittlungen auch einen gewissen Ruf geschaffen.

Allerdings kann gerade Sherlock Holmes es nicht fassen, dass es seinem Erzfeind James Moriarty irgendwie gelungen ist, zum Premierminister des Empire zu werden. Aber dann halten ihn seltsame Morde in Atem, denn ein gewisser „Jack the Ripper“ tötet genüsslich Elfendamen, zugleich wird der Hass auf die aus Faerie stammenden Wesen geschürt. Als die beiden Ermittler der Sache nachgehen, stoßen sie schon bald auf einen Kult, der alten Legenden um das Schwert Excalibur huldigt und nichts weniger im Sinn hat, als der Königin und dem Reich zu schaden.

Sherlock ist sich allerdings sicher, dass auch sein Erzfeind hinter den Kulissen auch wieder irgendwie mitmischt, schließlich ist der der Napoleon des Verbrechens.


Der Reiz der Geschichte liegt vermutlich vor allem darin, dass Christian Endres hier die beliebte Figuren und die ihnen zugehörige Atmosphäre der viktorianischen Epoche in eine Parallelwelt verfrachtet, in der er munter verschiedene andere klassische Werke mit hinein mischt, seien es nun Feenwesen, die ein wenig an die erinnern, die in den entsprechenden britischen Märchen auftauchen, vermischt mit der Gesellschaftskritik eines Charles Dickens oder Mark Twain und garniert mit Entwicklungen aus dem allseits beliebten Steampunk.

Dazu nehmen gerade die Feenwesen in etwa die Rolle ein, die man von den afroamerikanischen Sklaven kennt; die Menschen nutzen gerne deren Arbeitskraft und haben ihren Spaß mit ihnen - aber als gleichwertig anerkennen, das wollen sie sie nicht.

Der Roman ist vollgestopft mit Handlung, die teilweise aber auch nur als Aufhänger dient, denn ihres Jack the Ripper werden die Ermittler nicht wirklich habhaft, stattdessen geraten sie in einen Kreis aus Intrigen, bei dem es um nicht weniger als die Sicherheit der Königin im Herzen des Empires geht.

Mit der Zeit wird es immer magischer und phantastischer, so dass die Geschichte ganz in die Phantastik abgleitet und das auch seine Auswirkung auf den Helden und seinen besten Freund hat. Und am Ende kann nur ein episches Finale alles richten.

Der Roman ist solide geschrieben, kurzweilig verfasst und bietet viele kleine Anspielungen, die dem Genre-Fan gefallen werden. Die einzelnen Versatzstücke sind sauber miteinander verbunden und werden weitestgehend ebenso sauber zusammengeführt, so dass man als Leser am Ende zufrieden sein kann.

Alles in allem ist „Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen“ eine nette Neuinterpretation des Meisterdetektivs, die vor allem durch ihre interessante Atmosphäre und die vielen kleinen Anspielungen punkten kann.