Eve Passion: Wilde Triebe (Buch)

Eve Passion
Wilde Triebe
Blue Panther Books, 2018, Taschenbuch, 190 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-130-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Unter dem Pseudonym Eve Passion veröffentlichte die Autorin bislang zwei Bücher: „Wildes Verlangen“ und „Wilde Triebe“, beides Sammlungen erotischer Kurzgeschichten.  Der vorliegende Band „Wilde Triebe“ beinhaltet zwölf Erzählungen, und eine dreizehnte, „Der heiße Kollege“, kann über einen Gutschein-Code im Internet gratis heruntergeladen werden.


Das „Aktmodell“ ist nicht mehr die Jüngste, aber routiniert und noch immer ansehnlich. Sie amüsiert sich über die angehenden Künstler, die zum ersten Mal eine nackte Frau malen sollen und entsprechend verlegen sind. Nur einer nicht, dem sie prompt eine Sondersitzung gestattet.

„Holzfäller“ sind harte Burschen, die wissen, was sie wollen. Das stellt auch die junge Journalistin fest, die sich für ein Interview in die kanadische Wildnis begeben muss und schnell herausfindet, wie ‚hart‘ ihr Gesprächspartner tatsächlich ist.

Nach dem Unfalltod des Ehemanns blieb ihr ein „Einsamer Hof“, den sie in Kürze aufgeben muss, weil sie ihn nicht alleine bewirtschaften kann. Die Banken signalisieren Gesprächsbereitschaft, falls sie ein neues überzeugendes Konzept vorlegen kann, um als Gasthaus für Touristen weiterhin attraktiv zu sein. Unverhofft taucht ein arbeits- und obdachloser Mann auf, der sofort mit anpackt und für Hoffnung sorgt.

Nicht für eine „SexForschungsDoku“ reist die Protagonistin zum Saturn-Mond Thetys, sondern um Informationen über seriöse Forschungsarbeiten zu sammeln. Schnell landet sie in den Armen des arroganten, aber attraktiven Leiters des Camps, eine Erfahrung, die sie gern fortsetzen, aber nicht dokumentieren möchte.

Auf einem Ehemaligen-Treffen ihres Jahrgangs gibt es ein „Erotisches Wiedersehen“ mit dem Klassen-Schwarm. Die Erzählerin ersteigert ihn und lässt ihn in ihrem privaten Garten arbeiten, in beiderlei Sinne des Wortes.

Lange hat das Paar für eine Reise durch Skandinavien gespart, um den öden Alltag hinter sich lassen und sich neu zu definieren, doch dann kneift er, und sie fliegt allein nach Norwegen. Schon im Flugzeug lernt sie einen Mann kennen, der von derselben Agentur gesponsert wird und wie sie im Gegenzug über seine Erlebnisse in einem Blog berichten muss. Rasch kommen sie einander näher auf der „LustReise Nord“.

Dafür, dass es in dem Büro nicht viel zu tun gibt, ist der Job extrem gut bezahlt. Erst wenn vom Chef die Lust-Akte angefordert wird, wird Leistung verlangt. Das erfährt die Erzählerin als „Geile Vertretung“.

Eine Bahnreise wird zur „SexFahrt“, als sich ein Mann und eine Frau behutsam und heimlich, damit es die anderen Reisenden nicht merken, einander nähern. Endlich ist das Abteil leer.

Die für einen Urlaub, der nicht stattfindet, gedachten Ersparnisse sollen einem anderen schönen Zweck dienen. Darum engagiert sie einen „CallBoy“ und genießt einen Abend lang die ungeteilte Aufmerksamkeit eines gutaussehenden und erfahren Mannes.

Nicht wegen der Figur, sondern weil sie ab und zu depressive Anfälle hat, sucht sie sich einen „FicknessTrainer“, der alles tut, um ihr Wohlbefinden zu steigern.

Ein Unfall ist der Anlass für eine „Ungewöhnliche Bekanntschaft“. Sie besucht den verunglückten Motorradfahrer, den sie im Graben fand, im Krankenhaus und lässt sich auf seine erotischen Wünsche ein.

Während der „Meditation“ kommen sich die Aussteiger nahe. Nun will ein Forschungsteam ihre Lebensweise untersuchen, und alle Gäste erleben Sex, der freiwillig gewährt wird und feste Beziehungen ablehnt.


Allen Geschichten ist gemein, dass die weibliche Hauptfigur die Geschehnisse aus ihrer Perspektive in Ich-Form schildert. Für gewöhnlich sind diese Frauen in einem guten Alter; nicht zu jung, um unerfahren zu sein, nicht zu alt, um an Attraktivität verloren zu haben. Sie stehen mit beiden Beinen fest im Leben, sind durch ihre Erlebnisse ernüchtert, haben aber noch Träume, die sie sich in einem realistischen Rahmen erfüllen. Die Sehnsüchte gelten ungezügeltem Sex, der sich weitgehend ungeplant in ungewöhnlichen (oder Ausnahme-) Situationen ergibt.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass keine der Frauen in ihren Sex-Partner verliebt ist (ausgenommen „Einsamer Hof“, denn hier entwickeln sich Gefühle, und eine dauerhafte Beziehung wird am Ende von beiden angestrebt), sondern nimmt, was ihr unerwartet geboten wird, sehr wohl wissend, dass es ihm bloß um den Spaß geht, es Teil seines Jobs ist („CallBoy“, „FicknessTrainer“), er an ihr (in „Ungewöhnliche Bekanntschaft“ ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse) seine Triebe befriedigt und es für sie schön macht, um seinem eigenen Ego zu schmeicheln („Erotische Vertretung“, „Geiles Wiedersehen“).

Einen kleinen Ausreißer gibt es mit „SexForschungsDoku“ aus den erotischen Alltagsspielchen, denn die Autorin verlagert den Handlungsort auf einen Saturn-Mond, bringt also einen SF-Hintergrund ins Spiel. Den darf man getrost ignorieren, da der Ort keinerlei Einfluss auf die Handlung nimmt und die Story genauso gut auf der ISS, einer Südpol-Station, auf „Daktaris“ Wameru etc. hätte spielen können.

Die Geschichten sind kurz, knackig und unterhaltsam. Es überwiegen die f/m-Konstellationen, in denen beide sich gegenseitig auf konventionelle Weise an einem für sie weniger alltäglichen Ort Lust schenken. Hinzu kommen andeutungsweise Spanking, anale Spiele und Dreier-Konstellationen sowie der Reiz durch zufällige Voyeure/Entdeckung.

Man kann die Storys angenehm ‚zwischendurch‘ lesen. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche ohne zu viel Drumherum-Blabla. Die Dinge werden beim Namen genannt, ohne dass die Sprache zu deftig wird. Von daher eignet sich „Wilde Triebe“ sehr gut für jüngere Leserinnen und Genre-Einsteiger, die es nicht zu heftig wünschen.