Die Scareman-Saga 12: Allianz der Hoffnung, Dirk van den Boom (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Juni 2019 19:27
Die Scareman-Saga
Allianz der Hoffnung
Dirk van den Boom
Titelbild: Emmanuel Henné
Atlantis, 2017, Paperback, 136 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-514-3 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Der alte Ek-ek-Raumer „Neknek“ mit seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung, bestehend aus zwei Scaremen, dem Geschöpf der Hiaten, drei Akkari und mehreren Ek-ek, befindet sich auf der Suche nach dem Labor, das sich bis zur Zerstörung des Imperiums der Erforschung des Blau widmete. Was sie vorfinden, bietet mehr als nur eine Überraschung, wenn auch nicht die erhoffte Lösung für die Eliminierung des Feindes.
Dank der Unterstützung der Hiaten und den Hütern der Station gelingt es der „Neknek“, den Ursprungsort des Blau zu entdecken. Keiner hat mit dem gerechnet, was sie nun vor sich sehen. Auch dass ein Habitat, bewohnt von Menschen in unmittelbarer Nähe all die Generationen überdauert hat, kommt unerwartet und mehr noch deren Unwille, die Bedrohung zu bekämpfen, wofür die „Allianz der Hoffnung“ einen langfristigen Plan gefasst hat. Im Habitat entbrennt prompt ein Streit, ob man die Neuankömmlinge gewähren lassen oder vernichten soll.
Eigentlich hätte der zwölfte und letzte Band der „Scareman-Saga“, der deutlich umfangreicher ausfällt als die übrigen Romane, durchaus Stoff für zwei Episoden geboten, und er liest sich auch so, als habe man hier zwei Manuskripte verknüpft und die persönlichen Momente klein gehalten, um den SF-Anteil nicht durch zu viel Romance und Pathos zu verwässern.
Im ersten Teil wird das geheime Labor entdeckt, dessen Koordinaten Savcovic und der Koordinatorin durch die Neknek zugänglich gemacht wurden. Der Scareman und sein Kollege Belfort kennen diesen Ort nur zu gut, an dem viel Wissen bewahrt wurde, jedoch nicht die Erkenntnis, wie das Blau besiegt werden kann.
Im zweiten Teil findet die Crew heraus, wo und wie die Sporen geschaffen werden, welche das All durcheilen, um jede geeignete Welt zu befallen, dort alles Leben auszulöschen und sich anschließend weiter auszubreiten. Erstaunlicherweise lassen sie das Habitat in Ruhe, weil von seinen Bewohnern keine Aggressionen ausgehen und der Energiebedarf von einer besseren Quelle gestillt wird (eine simple Erklärung - trotzdem fragt man sich, weshalb sich nicht die eine oder andere Spore oder der Blaurost der Station annehmen).
Hier wird zudem Sozialkritik geübt: Im Habitat leben ausschließlich Menschen und keine Repräsentanten anderer Völker. Wer über Macht und Geld verfügte, wurde hierhin gerettet, und seine degenerierten Nachkommen gehen seither ihren Vergnügungen nach, ohne etwas an ihrer Situation ändern - ihr Wohlergehen aufgeben - zu wollen. Wer möchte daran zweifeln, dass es jetzt in der Realität nicht genauso wäre und sich, wenn es ‚kracht,‘ die sogenannten „Eliten“ und Inhaber dicker Konten in Sicherheit bringen würden, während der Rest der Bevölkerung seinem Schicksal überlassen bliebe? Es gibt genug Beispiele aus der jüngeren Geschichte, im Kleinen wie im Großen, die man an dieser Stelle nicht weiter ausführen muss. Sollten sich die Machthaber dennoch anders entscheiden, dann nur, weil sie sich einem unerwarteten Druck beugen und keine Alternative sehen, als das für sie kleinste Übel zu wählen.
Nachdem die Serie großen Wert auf Realismus legte, war nicht zu erwarten, dass es einmal ‚Bumm!‘ macht, und alles gut ist. Die kleine Heldengruppe vermag anhand der gesammelten Erkenntnisse ein Mittel zur Bekämpfung des Blau entwickeln, doch wird es lange dauern und so manche Einzelaktion erfordern, bis es keine Bedrohung mehr darstellt. Das Geheimnis seiner Entstehung ließ so manche Spekulation zu, und auch hier wird, als man schon gar nicht mehr damit rechnete, eine knappe Antwort gegeben.
Anschließend klingt die Serie versöhnlich aus mit der Hoffnung auf etwas Glück für alle Beteiligten und eine neue Chance für die Galaxis und das Universum.
Eine spannende Serie, unterhaltsam, witzig, kritisch, romantisch - Lesestoff im Stil traditioneller SF-Heft-Serien, aber auf deutlich höherem Niveau.