Lauren Beuskes: Moxyland (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Juni 2019 21:29
Lauren Beuskes
Moxyland
(Moxyland, 2008)
Übersetzung: Mechthild Barth
rororo, 2015, Taschenbuch, 364 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-499-25969-2 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Die südafrikanische Autorin Lauren Beuskes wurde 1976 in Johannesburg geboren und lebt heute in Kapstadt. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin, verfasst Romane, Graphic Novels und Artikel und ihre Romane sind mittlerweile durch entsprechende Preise auch in der ganzen Welt bekannt, so wie der heiter-dystopische Roman „Moxyland“.
In nicht allzu ferner Zukunft besteht die Trennung zwischen den Menschen nicht mehr darin, wer Schwarz oder Weiß ist, bestimmt wird der Status eher dadurch ob jemand online oder offline ist, ob er in der Lage sein kann, sich die allerneuste Technik zu leisten, um immer überall mitmischen zu können.
In dieser stark vernetzten Umgebung versuchen vier sehr unterschiedliche Personen zu überleben. Da ist einmal Kendra, die ihren Lebensunterhalt zwar normalerweise als Fotografin verdient, jetzt aber auch froh darüber ist, ein Zubrot zu bekommen, indem sie als lebendige Werbefläche dient, weil sie sich Nanobots unter die Haut injizieren lässt. Sie setzt sich ab und zu mit dem hedonistischen Videoblogger Toby in Kontakt, der sich schließlich ganz von einem Online-Computerspiel vereinnahmen lässt.
Und dann ist da noch die systemtreue Programmiererin Lerato, die bisher alles geglaubt hat, was man ihr sagte und nicht zuletzt Tendeka der als romantischer Antikapitalist nur ein Ziel hat: das System, wie es nun besteht, zu vernichten.
Ähnlich wie in vielen anderen Dystopien ist auch „Moxyland“ eine vollkommen vernetzte Welt, in der die Menschen total überwacht werden und wenn sie daraus auszubrechen versuchen, gleich besonderen Ärger bekommen oder eben stark benachteiligt werden.
Die Autorin verarbeitet darin eigene Erfahrungen aus der Zeit der Apartheid, die sie selbst ja noch miterlebt hat, beschreibt die Kontrollen daher sehr realistisch und auch die Maßnahmen, die man gegen die ergreift, die sich nicht anpassen wollen.
Ihre Figuren verkörpern dabei einige der Aspekte, die sich in einem solchen System entwickeln können. Da sind die, die sich vollständig angepasst haben und ganz zufrieden sind, die Privilegien genießen können; dann die die sich anpassen, weil sie gar keine andere Wahl haben und diejenigen, die wachsam durch die Gegend gehen und mal mehr, mal weniger etwas gegen die Überwachung unternehmen.
Einen eigenständigen Charakter entwickeln die vier Helden dadurch allerdings nicht. Sie sind das Mittel zum Zweck, durch ihre Augen darf man die vernetzte Gesellschaft, in der die Abhängigkeit von den Smartphones auch noch gefördert wird, miterleben, aber eigenständige Ecken und Kanten entwickeln sich nicht. Auch folgt die Autorin gewissen Rollen-Klischees, ihre Heldinnen sind weitaus passiver als die Männer.
Der Roman greift das Thema jedoch anders als üblich an. Zwar entsteht gelegentlich auch Beklemmung, wenn die Helden in Konflikt mit dem System kommen, aber meistens bleiben die Schilderungen auf einem eher netten und warmherzigen Niveau, bei dem auch die angenehmen und positiven Aspekte hervorgehoben werden. Gerade dadurch kommt man aber auch mehr zum Nachdenken, kann sich besser überlegen, ob man so etwas mitmachen will; denn die Visionen dieser Zukunft sind gar nicht einmal so abwegig. Die Handlung selbst ist nur leidlich spannend und bietet am Ende auch keine wirklichen Umwälzungen, aber das scheint in diesem Fall auch nicht ganz so wichtig zu sein, hier ist mehr der Weg das Ziel - die Beschreibung einer gar nicht mehr so unwahrscheinlichen Entwicklung.
„Moxyland“ bietet in erster Linie Ambiente, die Beschreibung einer „schönen neuen Welt“ und weniger ein Abenteuer in dem am Ende ein System umgewälzt wird. Bei den Figuren bleibt man als Leser etwas auf Distanz, erfüllen sie doch in erster Linie den Zweck, als Leser das Leben im System durch deren Augen zu sehen. Spannung sollte man nicht allzu viel erwarten, dafür plätschert das Geschehen zu sehr dahin.