Das Mädchen und der Traumfressertapir (Comic)

Das Mädchen und der Traumfressertapir
Autor: Godwind Hsu
Zeichnungen: 61Chi
Übersetzung: Karin Betz
Chinabooks, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 80 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-905816-93-8

Rezension von Christel Scheja

Der neu gegründete Schweizer Verlag Chinabooks hat sich auf die Fahne geschrieben, die chinesische Comic-Kunst in Deutschland nicht nur bekannter zu machen, sondern auch denen interessante Lektüre an die Hand zu geben, die an der Universität und auf Sprachschulen Chinesisch lernen. Daher erscheint ein Teil der Titel in zweisprachiger Form, so wie die hier vorliegende Erzählung „Das Mädchen und der Traumfressertapir“.

 

Shizhen genießt das Privileg, ein Internat zu besuchen und somit an bessere Bildung zu gelangen, aber das Mädchen hat es nicht leicht, denn die Schule wird nicht nur streng geführt und jeder noch so kleine Fehler geahndet, sie erfährt auch von ihren Mitschülerinnen ständig Mobbing und Ausgrenzung, vor allem nachdem diese sahen, dass sie sich mit einem Lehrer unterhielt.

Shizen ist hilflos, bis zu der Nacht in der sie aus einem heftigen Albtraum aufwacht und dabei ein seltsames Wesen kennenlernt, das mit ihr spricht und behauptet, sich von den Träumen der Menschen zu ernähren. Aber wie kann ihr das nun nützlich sein?


Die Geschichte mag kurz sein und eigentlich auch keine wirkliche Lösung bieten, aber sie regt tatsächlich zum Nachdenken an. Das Thema ist jedenfalls nicht nur in Shina aktuell, denn auch hierzulande kann Ähnliches passieren, Mobbing und üble Nachrede einen jungen Menschen an den Rand schieben.

In dem Moment in dem es phantastisch wird, gleitet die Erzählung allerdings in eine eher metaphysische und philosophische Ecke ab und bringt den Leser dazu nachzudenken und sich zu fragen, ob die Lösung vielleicht einfacher ist als gedacht, ohne dass sich die anderen ändern müssen. Der Traumfressertapir steht für diese Möglichkeit, auch wenn man sich diese selbst erarbeiten muss, so wie es auch Shizhen nach und nach tut. Immerhin bekommt die Geschichte dann auch ein versöhnliches Ende.

Das Ganze ist in eher dunklen Tuschezeichnungen dargestellt, die erst zum Ende hin heller werden. Die Dialoge sind oft kryptisch, laden gerade auf den letzten Seiten mehr und mehr zum Verweilen ein, während man anfangs erst einmal mit der jungen Heldin fühlt, die den Grausamkeiten hilflos ausgesetzt zu sein scheint.

Wer die Geschichte noch einmal in Chinesisch lesen kann und will, sollte das tun, denn diese Fassung schließt gleich an die deutsche an.

Fazit: Alles in allem ist „Das Mädchen und der Traumfressertapir“ zwar eine mitreißende Geschichte mit einem aktuellen Thema, aber keine, die man eben mal zwischendurch lesen kann, denn vieles steht auch zwischen den Zeilen und ist nur für den zu erfassen, der sich länger mit dem Text und den Bildern beschäftigen mag, als sonst.