Gordon Black 5: Eine Braut für Dracula (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Mai 2019 17:11
Gordon Black 5
Eine Braut für Dracula
Skript: Florian Hilleberg
Sprecher: Robert Missler, Tanja Dohse, Jan Reinartz u.a.
Saphir Tonart, 2017, 1 CD, ca. 71 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-943353-24-2
Rezension von Elmar Huber
„Ed Sheldon war sauer. Nicht auf seinen Kollegen Charlie sondern auf sich selbst. Er hätte die Riesenfledermaus nicht erwähnen sollen. Kein Wunder, dass Charlie ihm nicht glaubte. Er konnte es ja selbst kaum fassen. Zum Glück hatte er nichts von dem Menschenkopf mit den spitzen, fingerlangen Eckzähnen gesagt, der statt eines Fledermausschädels auf dem Hals des Monstrums gesessen hatte.“
Auf seiner Streife macht Officer Ed Shelton einen grausigen Fund. Im leerstehenden Haus des verstorbenen Erfinders Jeremy Prentiss findet der Polizist eine Tote, die keinen Tropfen Blut mehr im Leib und sich laut seiner Aussage doch bewegt hat. Die Tote wird als Schauspielerin und Tänzerin Debbie Brian identifiziert.
Die seltsamen Umstände des Falles - und seine Verbindungen zum Polizeichef - rufen den Rechtsanwalt und Geisterjäger Gordon Black und seine Partnerin Hanako Kamara auf den Plan. Ermittlungen ergeben, dass Debbie Brian bereits die dritte Frau ist, die unter ähnlichen Umständen verschwunden ist. Die beiden anderen Opfer sind Tage darauf ohne weitere Erinnerung wieder aufgetaucht und meiden seitdem das Sonnenlicht. Nicht der einzige Aspekt des Falls, der auf einen prominenten Vampir aus Europa als Quelle dieses Übels hindeutet. Gemeinsam ermitteln Gordon Black und der zuständige Captain Lansky außerdem eine weitere Verbindung zwischen den Frauen, die einen zusätzlichen Verdächtigen in den Fokus rückt.
„Dracula ist ein mächtiger Vampir und Dämon. Der Poltergeist im Prentiss-Haus, der unbescholtene Menschen verscheuchen soll, beweist das. Dracula selbst aber ist eine Seuche. Mit einem Biss verbreitet er den Keim des Vampirismus und macht unschuldige Menschen zu blutgierigen Monstern. Denn genau das sind Debbie Brian, Beth Menlo und Jane Fleming inzwischen. Vampire!“
Der Underdog der Grusel-Hörspielserien ist nach langer Durststrecke zurück. Heuer erscheinen zwei neue Folgen „Gordon Black“ aus Sven Schreivogels Tonstudio, das inzwischen als Saphir Tonart firmiert (vorher Nocturna Audio). Positiv ist zu bewerten, dass es in der Serie nahtlos weiter geht. Die stimmliche Stammbesetzung ist wieder vereint, was schon mal die Hauptsache ist. Doch leider muss man auf solch kultige Besetzungscoups wie die 70er-Jahre-TV-Stars Ingrid Steeger, Horst Janson und Ilja Richter, die in den vorherigen Folgen dabei waren, verzichten. Dafür hat man mit Hörspielspezi und „John Sinclair“-Autor Florian Hilleberg nun einen Skriptschreiber an Bord, mit dem sich wuchern lässt.
Im Vergleich zu den Folgen 1 bis 4 wirkt „Eine Braut für Dracula“ etwas moderner und urbaner, was vor allem daran liegt, dass die Handlung in einem eindeutig städtischen Umfeld stattfindet. Die Exposition und wie die Geschichte ins Rollen kommt, ist sehr gut gelungen, während es durchaus schwerfallen kann, im weiteren Verlauf der Handlung immer den Überblick zu behalten. Es schwirren so viele Beteiligte in den nicht wenigen Ecken dieses Falls herum, dass man sich mehr Mut zur Lücke und zur Straffung gewünscht hätte. Auch erweisen sich einige Elemente als total überflüssig (Stichwort: Poltergeist), wenn nicht gar lachhaft, wie die von einem auf den anderen Tag fingerdick verstaubten Fußböden, was von den Geisterjäger-Profis als Beweis für Dämonenaktivität gewertet wird. Damit tut man sich keinen Gefallen.
Ansonsten versprüht auch die neue Folge „Gordon Black“ den saloppen und trashigen Charme (im positiven Sinne), den man aus den vorherigen Folgen kennt. Jan Reinartz als cholerischer Captain Lansky, der versucht, angesichts der bizarren Ereignisse nicht durchzudrehen, ist ein gelungener ‚Gegen‘-Part zu dem Besserwisser Black. Außerdem gibt sich Gespensterjägerkollege Mac Kinsey (wie „Gordon Black“ ebenfalls ursprünglich im Wolfgang Marken Verlag erschienen und von denselben Autoren geschrieben) noch kurz telefonisch die Ehre, so dass man von einem kleinen Crossover sprechen kann.
Produktionstechnisch kann man vielleicht nicht mit den ganz großen Studios mithalten, doch einen Vergleich mit zum Beispiel den ebenfalls solide produzierten Hörspielen von Contendo Media („Mord in Serie“, „Gespenster-Krimi“) muss Saphir Tonart nicht scheuen.
Der Fall ist reichlich unübersichtlich; das Skript hätte einiges an Straffung vertragen können. Das Produktionsniveau der Vorgängerfolgen wird souverän gehalten.