Simon R. Green: Krieg der Wächter – Shaman Bond 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. August 2010 21:14
Simon R. Green
Krieg der Wächter
Shaman Bond 2
(Daemons are forever)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Axel Franken und
Susanne Picard
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2010, Taschenbuch, 574 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20623-0
Carsten Kuhr
Mein Name ist Bond, Shaman Bond. Und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Martini bestellt – weder gerührt, noch geschüttelt. Natürlich ahnen Sie es bereits – Bond ist nicht mein wirklicher Name, sondern nur eine Tarnexistenz. Und ich gehöre weder dem MI5, noch dem Secret Service an – oh nein, ich bin ein Drood.
Das wird Ihnen jetzt nicht unbedingt viel sagen, aber in den letzten gut zweitausend Jahren hat meine Familie dafür gesorgt, dass Sie alle und unsere Erde vor dem Bösen geschützt wurde. Seien es Aliens, Dämonen oder Götter, wir, die Droods, haben sie bekämpft, haben geblutet und sind gestorben dafür, dass Sie sicher in ihren Heiabettchen liegen konnten. Inzwischen habe ich mit Hilfe meiner ganz bezaubernden Hexe Molly, U-Bahn Ute, die als Gefühsvampir vom Glück anderer lebt und dem Ripper – ja der, der 1888 im West-End umging – unserer Familie ihre Selbstgefälligkeit vom Gesicht gerissen, und unsere magische Rüstung, die goldenen Torques, als etwas entlarvt, für das wir alle zu viel, viel zu viel bezahlt haben. Nachdem die alte, korrupte Machtclique vertrieben war, hätte ich eigentlich meiner Wege gehen können. Eine paar muntere Runden im Bett mit meiner Lieblingshexe als Belohnung dafür, einmal mehr die Welt gerettet zu haben – hätte, man beachte den Konjunktiv – doch wie üblich beginnt, kaum denkt man, dass alles endlich seinen geregelten Gang ginge, die Kacke an zu dampfen. Da schicken sich doch Götter aus einer anderen, höheren Dimension an, die Erde und mit dieser auch gleich unser ganzes Universum zu erobern, werden ausgerechnet die integren Droods von Verrat überschwemmt. Da hilft alles nicht, jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln und Hilfe zu suchen. Mit Merlins Spiegel und unserer höchsteigenen Dampfzugzeitmaschine finde ich dann auch die nötige Unterstützung, doch dann geht wie üblich alles den Bach runter ....
Simon R. Greens etwas chaotische, satirisch-überspitze Agenten-Urban-Fantasy geht in ihre zweite Runde. Bei uns ist der Engländer zum einen durch seine ebenfalls bei Bastei-Lübbe erscheinende „Todtsteltzer“-Reihe bekannt, bei Feder & Schwert erscheint eine der wohl ungewöhnlichsten Romanserien um einen ganz besonderen Detektiv, der in den Geschichten aus Nightside in einem etwas anderen London ermittelt. Der erste Band der Shaman-Bond-Abenteuer bot temporeiche, witzige, überbrodelnde Action nonstop. Würde der Autor nicht nur das Tempo, sondern auch den Erzählwitz und die gelungenen Anspielungen auf bekannte Filme und Romane beibehalten, oder uns nur einen müden Abklatsch des ersten Teilss präsentieren, war die Frage die mir vor Beginn der Lektüre in den Sinn kam. Nun, zumindest ist es keine schlechte Kopie des ersten Teils geworden. Damals lernten wir unseren Helden – wenn man denn Shaman alias Eddie Drood als Held bezeichnen mag – kennen, erlebten mit, wie die Familie zur Jagd auf ihn blies. Dieses Mal steht er an der Spitze der Droods im Kampf gegen die die Welt bedrohenden verwinkelten Götter. Natürlich lässt der Autor seine gelungensten Figuren aus dem ersten Band wieder auftreten, stellt diesen aber neue Protagonisten und insbesondere Antagonisten zur Seite, die es knüppeldick hinter ihren Ohren haben. Einen schwulen Halbdämon etwa, oder einen Drood-Cyborg – da kommt gewiss keine Langeweile auf. Überkandidelt, voller Pepp und Tempo rast die Handlung förmlich nie vorhersehbar voran, bis ein großes Finale den unterhaltsamen und empfehlenswerten Band abschließt.